Unsere Serie über Burgenlands eingeschleppte Pflanzen- und Tierarten geht in die nächste Runde: diesmal stellen wir den Götterbaum vor.
Von Elias Hoffmann
Aus aktellem Anlass schreiben wir unsere Serie zu fremden Tier- und Pflanzenarten diesmal mit dem Götterbaum fort. Dieser Baum wurde im 18. Jahrhundert aus China nach Europa gebracht und gilt mittlerweile als invasive – also sich unkontrolliert ausbreitende und andere Arten verdrängende – Pflanze. Der Grund für die Einführung war wieder mal optischer Natur. An sich ist er ja schön anzusehen und blüht auch recht ansehnlich (Titelbild).
Als invasiver Neophyt verdrängt auch der Götterbaum alles, was ihm in die Quere wächst
Da die Pflanze aus Asien eingeführt wurde, ist sie im Prinzip völlig fremd für unsere Flora und Fauna. In einem intakten Ökosystem hat im Prinzip jede Art ihre ökologische Nische, also ihren Platz zu wachsen und sich zu vermehren. Diese Rechung wurde an sich nicht mit den Neophyten, also durch den Menschen, streng genommen nach dem Jahr 1492, eingebrachten Pflanzen, gemacht. Denn die Ökosysteme im Burgenland entsprechen nunmal nicht von der Artentzusammensetzung den Wäldern in Südchina oder Nordvietnam. Einen natürlichen Fressfeind hätte der Götterbaum an sich mit dem Götterbaumspinner (mit seiner Hilfe wird in China Seide gewonnen), allerdings ist einerseits die Einfuhr einer nicht heimischen Insektenart problematisch zu sehen, andererseits dürfte unser Klima für diesen Schmetterling sowieso nicht geeignet sein.
Diese Blätter beschatten recht schnell…
Der Holunder (weiße Blüten) hat bald keine Chance mehr, sobald der Götterbaum mal da ist.
Der Götterbaum ist ein mediterraner Stadtfreak
In Städten – allem voran in Wien – hat man in den letzten Jahrzehnten auf die bewusste Auspflanzung mit dem Götterbaum gesetzt, denn er gilt als optimale Pflanze im ubranen Bereich. Der Götterbaum kann mit Trockenheit sehr gut umgehen (weshalb es ihm im Burgenland wohl auch sehr gut gefällt), toleriert ebenso Luftverschmutzung (die war freilich in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts höher), verträgt aber auch Salz, welches im Straßendienst im Winter verwendet wird. Zudem ist er wohl – wie übrigens viele in dieser Serie vorgestellten Tier- und Pflanzenarten – ein Profiteur der Klimaerwämung, weshalb davon auszugehen ist, dass die Ausbreitung ähnlich wie bei der Ambrosia, dem Staudenknöterich und vielen weiteren, in den letzten Jahren so richtig Fahrt aufgenommen hat.
Stadtfreak? Auch im Wald fühlt sich der Götterbaum wohl und wächst prächtig.
Die Stadtliebe des Götterbaumes macht es Allergikern schwer
In letzter Zeit wurde bekannt, dass der Götterbaum (er blüht derzeit) ein heftiger Allergieauslöser sein kann. In einem aktuellen Artikel hier wird darauf hingewiesen, dass Symptome ähnlich wie bei einer Gräserallergie auftreten, aber oft unerkannt bleiben, weil die wenigsten diesen Baum bisher beachtet haben, schon gar nicht als Allergieauslöser. In einem älteren Artikel hier wird darüber berichtet, dass die Pollen des Götterbaums teilweise höher konzentriert als Gräserpollen in der Luft umherschwirren.
Ausbreitung des Göttebaums in Österreich (Quelle: Umweltbundesamt)
Bekämpfung:
Da der Götterbaum wie schon gesagt invasiv ist, verdrängt er durch seine zahlreichen Wurzelausläufer andere heimische Pflanzengemeinschaften. Der Götterbaum besitzt auch allelopathische Stoffe. Das sind chemische Stoffe, die die Pflanze selbst produziert und so verhindert, dass andere Pflanzen in deren nähe wachsen können. Ziel sollte es sein, zu verhindern, dass der Götterbaum – vor allem in der freien Natur neue (Allein-)Bestände bilden kann. Deshalb ist Wissen Macht und das richtige Erkennen und Bestimmen dieser Pflanze der erste Weg damit umzugehen und sie zu entfernen. Ähnlich wie der zuletzt vorgestellte Sommerflieder reagiert der Götterbaum auf Verletzungen oder Rückschnitt mit Stockausschlag und Wurzelsprossbildung. Daher sollte die gesamte Pflanze samt Wurzelsystem ausgegraben werden. Eine andere Methode ist das Ringeln, welches hier vorgestellt wird. Dabei entfernt man die Rinde des Baumes auf einer Breite von ca 20 cm. Dadurch unterbricht man die Versorgung des Baumes und unterbindet die Verbindung zwischen Wurzel und Krone. Der Baum stirbt so langsam ab und im Optimalfall wird die Wurzelsprossbildung eingedämmt.
Götterbaumexplosion am Wegesrand, wo zuvor noch eine gehäckselte Böschung war.
Obiges Foto zeigt das Götterbaumproblem recht anschaulich: an einer Straßenböschung, die regelmäßig gehäkselt wird, hat es eine Pflanze geschafft anzuwachsen und schon fleißig Wurzelsprosse zu bilden. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich ein dichter Bestand, der in diesem Fall nur mehr mit enormen Aufwand (sowohl zeitlich, als auch finaziell) bekämpft werden kann. Da viele Leute die Pflanze und ihre damit einhergehenden Gefahren wahrscheinlich gar nicht kennen, wird auch das Problem noch gar nicht erkannt und eine Behandlung bleibt aus.
Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie