Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil IV) – das Beifußblättrige Traubenkraut

Unsere Serie über Burgenlands eingeschleppte Pflanzen- und Tierarten (Neobiota) geht in die nächste Runde: diesmal stellen wir das Beifußblättrige Traubenkraut vor, besser bekannt als Ragweed oder Ambrosia.

Ragweed Neobiota

Wie schon im Einleitungstext formuliert, hat die Pflanze, die wir heute vorstellen, mehrere geläufige Namen. Ob wir Ragweed, Traubenkraut oder Ambrosia zu ihr sagen, ist eigentlich nebensächlich. Ambrosia artemisiifolia, so lautet ihr wissenschaftlicher Name, hat im Burgenland einen wahrhaften Siegeszug hingelegt. Der Einfachheit halber wollen wir sie in unserem Artikel Ambrosia nennen. Wohl auch in Anlehnung an die Götter des Olymp, die sich ausschließlich von Nektar und Ambrosia ernährt haben, in der Hoffnung sie mögen von ihrem Berg in Griechenland herabsteigen, um im Burgenland zu speisen… Zu Essen hätten sie definitiv genug.

 

Ursprünglich aus Nordamerika – nun im Burgenland

Wenn man so will, hat die Ambrosia im 19. Jahrhundert den für burgenländische Auswanderer  umgekehrten Weg, also von Nordamerika nach Europa, beschritten. Obwohl sie so lange schon in Europa nachgewiesen werden konnte, war die Ausbreitung erst in den letzten 20-30 Jahren enorm. Der Grund liegt in einer genetischen Mutation Anfang der 2000er Jahre, nach der die Samen nun auch frostresistent wurden und den Winter überdauern konnten.

Im Schneckentempo binnen kürzester Zeit etabliert“, haben wir noch bei unserem letzten Artikel der Serie über die Spanische Wegschnecke geschrieben. Gleiches gilt wohl auch für die Ambrosia. Die Ambrosia gilt als invasiv, verdrängt also heimische Pflanzen und breitet sich unkontrolliert aus. Das vorwiegend auf sogenannten Ruderalstandorten und gestörten Böden, also praktisch überall dort, wo der Mensch seine Finger im Spiel hat: am Bankett entlang von Straßen und Feldwegen, auf (Gemeinde-) Mülldeponien, auf Baustellen, neben neu gebauten Wohnsiedlungen und liebend gerne auf Soja- und Kürbisfeldern. Verbreitet wurde die Ambrosia aber auch in den Hausgärten durch verunreinigtes Vogelfutter.

Ragweed Neobiota

Eine Pflanze im Detail schaut eigentlich ganz unscheinbar aus

Ambrosia als Allergieauslöser

Das alles juckt mich nicht“, könnte man meinen, wäre da nicht ein kleines Problem: Die Ambrosia gilt nämlich als höchst allergieauslösend. Schon eine kleine Anzahl an Pollen in der Luft reicht aus, um bei Allergikern schwerste Reaktionen hervorzurufen. Da die Pflanze vom Klimawandel profitiert, geht man davon aus, dass auch die Zahl der Allergiker in den nächsten Jahren drastisch zunehmen wird (siehe hier). Der späte Blühtermin im August bzw. September bewirkt eine Verlängerung der Pollensaison und damit eine zusätzliche Belastung für Allergiker. Schätzungen gehen davon aus, dass sich allein die Gesundheitskosten in Österreich aufgrund einer Reaktion auf Ambrosia jährlich auf rund 100 Millionen € belaufen. Das sind nur die gesundheitlichen Auswirkungen. Nicht eingerechnet sind da freilich die wirtschaftlichen Kosten generell durch Ertragsminderung in der Landwirtschaft oder Bekämpfungsmaßnahmen.

Bekämpfung und Meldung

Alles wäre eigentlich so einfach. Da es sich um eine einjährige Pflanze handelt, die auch keine Ausläufer bildet, würde einfaches Ausreißen genügen und Pflanze ist vom Standort entfernt. Das Problem dabei: Blüht einmal ein Individuum aus, verbreiten sich tausende (!!!) Samen. Das heißt im ersten Jahr bekämpft man eine einzige Pflanze, lässt man sie aber ausblühen und Samen bilden, sinds im zweiten Jahr schon etliche mehr. Da die Samen auch bis zu vierzig Jahre keimfähig bleiben, wird’s regelrecht zur Sisyphusarbeit. Momentan schauts so aus als hätte man den Kampf verloren, denn vor allem im Südburgenland sind fast schon ganze Landstriche (vor allem an landwirtschaftlicher Fläche) von der Ambrosia befallen. Das Burgenländische Ragweed-Bekämpfungsgesetz verpflichtet seit 31.07.2021 die Grundstückseigentümer zwar zur aktiven Bekämpfung der Ambrosia, Strafen sind allerdings (noch) nicht vorgesehen. Über eine App, den Ragweedfinder, kann (bzw sollte man auch) man eine Sichtung der Ambrosia melden. Daraufhin wird der Grundstückseigentümer aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen. Ob es gelingen wird, die Ausbreitung der Pflanze zu stoppen, wird wohl erst die Zukunft zeigen.

Links: im Kürbisacker fühlt sich die Ambrosia sichtlich wohl. Rechts: Vor der Blüte Ausreißen und verdorren lassen ist die beste Bekämpfungsmethode.

Untenstehend noch einige praktische Links zum Thema und auch ein Handbuch zur Ambrosia-Bekämpfung ist lesenswert:

 

Hier gehts zur Hompage des Landes Burgenland

Hier gehts zum Handbuch zur Ambrosia-Bekämpfung

 

Wie geht es euch mit der Ambrosia? Schon eine gesichtet? Habt ihr gesundheitliche Beschwerden, wenn sie blüht? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

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