Unsere Serie über eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten (Neobiota) geht in die nächste Runde: Diesmal stellen wir die Robinie, oder Akazie wie sie im Volksmund genannt wird, vor.
Die Robinie ist sowohl ein nützlicher als auch ein lästiger Neophyt. In Deutschland wurde sie 2020 immerhin zum „Baum des Jahres“ gewählt. Wenn andere Baumarten schon ihr grünes Blätterkleid tragen und verblüht sind, treibt die Akazie erst ihre Knospen aus, blüht in der ersten Junihälfte und ist die ideale Bienenweide, da kaum ergiebige Nektarquellen um diese Jahreszeit vorhanden sind.
In der Blüte wird die Robinie von den Bienen gern besucht.
Neophyt hin, Neophyt her! Die Vorteile überwiegen!
Schon in den 1960er-Jahren sind die Akazien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Trotz des schnellen Wachstums auch auf kargen Böden (höherer Holzertrag als bei anderen Holzarten) hat man es bei der Akazie mit einer „harten Nuss“ zu tun! Weit länger als bei einer Eiche oder Kiefer dauert es bei einer Akazie, bis zwei Männer mit der Zugsäge den Baum zu Fall bringen. Aufgrund des schlampigen Kronenaufbaues, da die verzweigten Äste immer fast senkrecht nach oben wachsen, ist die Akazie ein untypischer Baum, quasi ein Fremdling, in der burgenländischen Kulturlandschaft.
So wächst die Akazie.
Das langlebige Hartholz ist ein ideales Baumaterial
Beim Errichten einer Weinhecke können aufgrund dieser Wuchsform der Stamm und fast alle Äste verwendet werden. Während vier Stämme mit Astgabeln in der Erde verankert als Eckpfeiler jahrzehntelang dienen, werden die stärkeren Äste waagrecht als Rahmen in den Astgabeln fixiert. Diese bilden mit den dünneren Ästen, die in gleichmäßigen Abständen auf den Rahmen gelegt werden, das Gerüst, auf dem sich die Reben mit den Trauben entwickeln können. Dünnere Akazienäste werden auch im Weingarten als Stützen und im Gemüsegarten als Bohnenstecken verwendet. Das Holz wird für Möbel- und Brückenbau, Weidezäune und Kinderspielplatz- sowie Freizeiteinrichtungen verwendet und zu Pflöcken und Pfosten in allen Stärken und Werkzeugteilen (Zähne für Rechen und Stiele für Schlegel, Hacke und Hetsch) verarbeitet. Aufgrund seiner hervorragenden Klangeigenschaften werden aus dem Holz auch Musikinstrumente gebaut (Xylophon, Klanghölzer).
Aus Akazienholz werden auch Rechen wie dieser hergestellt.
Der nächste Winter kommt bestimmt
Die Akazie ist ein Hartholz mit hohem Brennwert und daher als Brennholz sehr begehrt. In mühsamer schweißtreibender Arbeit werden mit Zugsägen die schlagreifen Bäume gefällt, die Stämme entastet und in ein Meter lange Stücke geschnitten. Mit Eisenkeil und Schlegel werden Stämme und gröbere Äste gekloben und die Klafterscheite zu einige Meter lange Holzstöße zum Trocknen geschlichtet. Im Herbst werden die mit dem Kuhwagen nach Hause transportierten Klafterscheite mit der Kreissäge ofenfertig geschnitten und im Holzschuppen für den Winter gelagert.
Hier wird Akazienholz für den Winter gelagert.
Recyceln war auch schon in den 60er-Jahren „in“
Im Laufe von Jahrzehnten morscht das Holz knapp über der Erdoberfläche (zwischen Tag und Nacht) und bildet ein sanduhr- oder biberfraßähnliches Profil aus. Bevor die Weinhecke zusammensackt, kann man nachhelfen und die Stämme neben den in der Erde verbleibenden Resten nacheinander nach zwischenzeitlichem Abstützen der Eckpfeiler wieder versenken. Dies bringt den Vorteil, dass die Trauben bei der nächsten Ernte nicht mehr so hoch hängen. Das gleiche Prinzip kommt auch bei Weinstockstützen und Bohnenstecken zur Anwendung.
Bis auf die Blüten ist alles für Menschen giftig
Akazienblüten spielen in der Imkerei eine sehr wichtige und wirtschaftliche Rolle, weil sie viel Nektar produzieren, woraus der gesunde, helle und gelbliche Akazienhonig entsteht, der sehr langsam kristallisiert. Zu diesem Zweck werden von Imkern Akazien mit den weißen und rosaroten Blüten gepflanzt, wobei die rosarot blühenden Akazien sogar zweimal blühen. Neben Honigbienen finden viele Insekten, wie Käfer, Fliegen, Schmetterlinge, Ameisen, Wespen und Wildbienen, und Kleinsäugetiere wertvolle Nahrungsquellen in und mit den Akazienblüten.
Futterpflanze für einen exotisch anmutenden Gleitflieger
Die Raupe des schwarzbraunen Trauerfalters aus der Familie der Edelfalter ernährt sich von den unpaarig gefiederten Blättern dieses Schmetterlingsblütengewächses.
Der schwarzbraune Trauerfalter hat die Akazie zum Fressen gern (hier sitzt er alerdings auf einer Fichte).
Das Problem an der Wurzel packen
Die Wurzelschösslinge und die durch Samenflug (Hülsenfrucht) entstandenen Sträucher auf Ackerrainen und Weideflächen werden mit Hetsch und Handsägen entfernt, die Wurzeln mit dem Heindl gelockert und händisch ausgerissen und auf dem Osterfeuerplatz gelagert, wo auch die stachelbesetzten Zweige und dünnen Äste der gefällten Bäume liegen. Will man mal seine Ruhe von der Robinie haben und den Baum auch wirklich langfristig entfernen, ohne dass es zu einem Stockausschlag kommt, so empfiehlt sich die sogenannte Ringelung.
Entfernen kann man die Akazie und ihre Sprösslinge nur mit sehr viel Aufwand von einem Standort.
Diese Spezialitäten sind sehr beliebt
Die weißen Blüten, die intensiv nach Nektar riechen, werden zu Marmelade und Getränken verarbeitet und getrocknet im Tee genutzt. Die abgezupften Blüten können auch in Palatschinkenteig und Kaiserschmarren eingearbeitet werden, anstatt sie als Strauben in heißem Fett zu backen!
Habt ihr eine Akazie im Garten oder fahrt auf den Honig ab? Schreibt uns etwas in die Kommentare!
Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie
🗨 Kommentare ( 0 )