Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil X) – der gemeine Sonnenbarsch

Unsere Serie über die invasiven Tier- und Pflanzenarten geht in die nächste Runde. Diesmal stellen wir den nordamerikanischen Sonnenbarsch vor, der sich in den burgenländischen Gewässern sehr wohl fühlt.

Von Elias Hoffmann

An sich ist ein Sonnenbarsch (wissenschaftlicher Name: Lepomis gibbosus) wie man am Titelbild (Von Emőke Dénes, CC BY-SA 4.0) erkennen kann ein sehr schöner Fisch. Dass diese Schönheit letzten Endes auch Auswirkungen auf unsere heimischen Gewässer haben wird, das wusste vor 150 Jahren, als diese Art aus Nordamerika eingeführt wurde, noch niemand.

Der Sonnenbarsch behübschte einst unsere Aquarien und Teiche

 Als optischer Hingucker sollte diese Fischart Europas Aquarien und Teiche bereichern. Deshalb hat man ihn quer über den Atlantik zu uns gebracht. Was damals noch keiner ahnte, wurde bald Realität: Der Sonnenbarsch fühlte sich auch in freier Wildbahn pudelwohl. Er wurde von Aquarianern einfach ausgesetzt. Belegt ist sein erstes Vorkommen 1877 in Frankreich. Mittlerweile kommt er quasi in ganz Europa vor und gilt in Österreich als invasiv. Das bedeutet, dass sich die Art unkontrolliert ausbreitet und dabei heimische Ökosysteme gefährdet oder nachteilig beeinflusst. Seit 2019 ist Verkauf und Handel dieses Fisches in Europa aufgrund seiner Invasivität verboten.

Der Sonnenbarsch dürfte ein Profiteur der Klimaerwärmung sein

Es ist nicht bekannt, ab wann sich der Sonnenbarsch in Europa so explosionsartig vermehrt hat. Wer erinnert sich an unseren Beitrag über das Ragweed? Dort war es ähnlich: Vor 150 Jahren eingeführt und seit den 2000ern vermehrt sich die Pflanze explosionsartig. Vermutlich weil es wärmer wird. Ebenso glaubt man beim Sonnenbarsch, dass die Klimaveränderung diesem putzigen Fisch entgegenkommt und seine Invasivität noch verstärkt. Er hots hoit gern woam.

Wo lebt der Sonnenbarsch?

Er bevorzugt flache Stillgewässer und langsam fließende Bäche und Flüsse mit weichem Untergrund. Also perfekte Bedingungen im Burgenland für den Sonnenbarsch!

Obenstehende Grafik zeigt sein Hauptverbreitungsgebiet bis zum Jahr 2021. Der Schwerpunkt liegt hierbei beim Neusiedlersee und Leithagebeit. Der Sonnenbarsch scheint jedoch auch in Lafnitz und Stooberbach nachgewiesen zu sein.

Was kann man gegen seine Ausbreitung tun?

Ehrlicherweise lässt sich der Vormarsch des Sonnenbarsches, sofern er noch weiter erfolgt, nicht verhindern. Denn bis er in einem Gewässer erst mal bemerkt wird, ist es eigentlich schon zu spät. Er hat keinen natürlichen Feind (Raubfische meiden ihn aufgrund seiner Hartstrahlen). Abfischen ist faktisch wirkungslos, da man nie auch wirklich alle Sonnenbarsche erwischen wird. Es wäre zudem ein Vorhaben, das angesichts der Größe von z.B. dem Neusiedlersee einer Sisyphusarbeit gleichkommen würde.

Die Auswirkung auf das heimische Ökosystem

Nun kommen wir zu einem Punkt, der faktisch bei allen Neobiota ein relevantes Thema darstellt: Ihre Auswirkung auf das heimische Ökosystem. Für den Sonnenbarsch trifft zu, dass er – wie oben schon erwähnt – keinen ernstzunehmenden natürlichen Feind hat. Je größer der Bestand an Sonnenbarschen in einem Gewässer ist, desto größer auch die Auswirkungen auf heimische Fischarten und die wirbellose Tierwelt: Für die Heimische Fischfauna ist er nämlich Nahrungskonkurrent und Laichräuber. Im wärmer werdenden Wasser fühlt er sich wohl und vermehrt sich rasant. Nimmt die Sonnenbarsch-Population mal überhand, dann verdrängt er die heimischen (Klein-)Fischarten.

Unterwasser gilt der Sonnenbarsch als ein echter Rabauke. Er ist – obwohl nur maximal 20-30 cm groß – sehr territorial und lässt daher niemanden in sein Revier, weshalb er die Auseinandersetzung selbst mit bedeutend größeren Fischen nicht scheut. Es wird berichtet, dass er auch vor Menschen nicht halt macht und sie aus seinem Revier zu vertreiben versucht.

Deshalb aufgepasst in der heurigen Badesaison! Es lohnt sich – im Neusiedlersee eventuell ob der Trübe weniger – auch mal einen Blick Unterwasser zu riskieren und Ausschau nach dem Sonnenbarsch zu halten 😊

 

Weiterführende Links zum Thema:

https://neobiota.bfn.de/fileadmin/NEOBIOTA/documents/PDF/EU-VO-Art-19_MMB-Lepomis-gibbosus_Version-2021-02.pdf

https://www.neobiota-austria.at/lepomis-gibbosus

https://www.neobiota.steiermark.at/cms/beitrag/12775847/157808951/

 

Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie

Teil I

Teil II

Teil III

Teil IV

Teil V

Teil VI

Teil VII

Teil VIII

Teil IX

 

 

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