Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil III) – die Spanische Wegschnecke

Heute wird’s schleimig. Teil III der Neobiota Serie stellt die Spanische Wegschnecke vor. Ein Gefährte, der in keinem Kuchlgarten fehlt und den Gartler, die Gartlerin zum Verzweifeln bringt.

Neobiota Spanische Wegschnecke

Wie schon im einführenden Teil unserer  Serie zu Burgenlands neuen Mitbewohnern erklärt, werden durch die Globalisierung nicht nur Krankheiten (wem fällt da eine ein?), sondern auch Tiere und Pflanzen in alle Welt verfrachtet. Heute stellen wir euch die Spanische Wegschnecke unter den Neobiota vor.

Im Schneckentempo binnen kürzester Zeit etabliert

Die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) ist ein Dauerurlauber nicht nur in unseren Gemüsegärten, Rasenflächen, Blumenbeeten und landwirtschaftlichen Kulturen, sondern sie zieht auch in Wiesen und Wälder ein. Wo diese schleimigen Sportskameraden ursprünglich beheimatet waren und wie sie den Weg ins Burgenland gefunden haben, weiß niemand so genau. Eines jedoch ist fix: Sie sind da – seit rund 50 Jahren – und wir werden sie nicht mehr los. Die von hellgrau (mit und ohne Streifen) bis orange und dunkelbraun gefärbten, immer hungrigen Tiere fressen fast alles, was sie im Schneckentempo binnen kürzester Zeit erreichen. Zu den beliebtesten Leckerbissen gehören Aas, Kot von Tieren und die von Menschen halbierten Artgenossen (Kannibalismus). Die knackigen Stängel der Schwertlilien werden wie bei einem Biber regelrecht gefällt! Da sie einen außerordentlichen Geruchssinn haben, nehmen sie für derartige Leckerbissen gerne längere Wege in Kauf.

links: die Schwertlilie vor der Fressattacke, rechts: die gefällten Stängel

Wenn Samen nicht keimen bzw. Keimlinge vertrocknen

Die Schnecken überziehen das Beet im Gemüsegarten mit ihren silbrig eingetrockneten Schleimspuren. Man glaubt, dass sie in Heerscharen anreisen, aber auf den prächtig wachsenden Pflanzen sind weder Fraßspuren noch tagsüber Schnecken zu sehen. In Wirklichkeit raspeln sie die frische Saat bis zu den Wurzeln ab und versenken, bevor die Sonne aufgeht, ihren Körper, der fast zu 100% aus Wasser besteht, in der Gartenerde durch kleine Ritzen zwischen den keimenden und aufgehenden Gemüsepflanzen. Am Tag wird geruht, um dem Wasserverlust durch Verdunstung zu entgehen, und am späten Abend wird ihre Vernichtungsarbeit wieder fortgesetzt.

Sobald die ersten Keimlinge da sind, sollte man schon wachsam sein.

Das nach einigen Wochen noch immer kahle Gemüsebeet treibt seltsame Blüten und den Gartler, die Gartlerin zur Verzweiflung:

„Die alten Samen keimen nicht mehr!“

„Der frische Kompost ist doch zu scharf!“

„Auf die 20 Cent mehr kommt es auch nicht mehr an, wenn wir die Samen das nächste Mal gleich in der Gärtnerei kaufen, denn die Qualität im Supermarkt kann nicht die gleiche sein, wenn das Packerl nur 99 Cent kostet!“

„Wir müssen öfters gießen, denn die äußerst empfindlichen Keimlinge, die vorgestern noch zu sehen waren, sind wahrscheinlich aufgrund der Hitze vertrocknet!“

Salate entwickeln sich prächtig, wenn die Schneckenbekämpfung konsquent betrieben wird.

Wenige natürliche Feinde und eine rasante Vermehrung sind der Schlüssel zum Schneckenerfolg

Die heimische Tigerschnecke (die genau genommen ein Schnegel ist) und einige Käferarten, vor allem Laufkäfer, fressen die Spanische Wegschnecke und deren Gelege, was aber nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein ist. Da der Schleim der Spanischen Wegschnecke sehr bitter ist, dürften in einem natürlichen Garten die typischen Schneckenvertilger Igel, Erdkröten, Spitzmäuse, Blindschleichen und einige Vögel keine Freude damit haben. Spanische Wegschnecken sind Zwitter, d.h. sie können sich gegenseitig begatten. Nach der Begattung legen beide Schnecken unabhängig voneinander einige hundert Eier in mehreren geschützten Gelegen ab.

Ein Laufkäfer als natürlicher Schneckenfeind.

Was kann man tun gegen die schleimige Invasion

Laufenten und Hühner kann man auch zum Schneckenvertilgen einsetzen, wobei zu bedenken ist, dass Enten nicht nur Schnecken fressen, sondern auch den Salat. Und Hühner sowieso Allesfresser sind, also auch alle Nützlinge im Garten, die sie überwältigen können, gerne verspeisen. Um unsere schnecklichen (Achtung Wortwitz) Plagegeister also von Frühjahr bis Spätherbst zu eliminieren, sollten keinesfalls Gifte, Chemikalien, Salz, Kalk und Backpulver eingesetzt werden, da diese von den Pflanzen im Gemüsebeet aufgenommen und über das Gemüse auf dem Speiseteller landen können. Bei den Schnecken selbst verursachen sie sinnlose Qualen bis zum Tod und beeinträchtigen bzw. töten auch andere Tiere im Garten. Eigenartig ist die Empfehlung, dass man die Schnecken mit einer Gartenschere oder anderen Geräten in der Mitte durchtrennen und liegen lassen soll. Sowohl nach dem Einsatz von Gift usw. als auch nach dem Durchtrennen liegen die Kadaver in den Gemüsebeeten, unter Obstbäumen, neben den Erd- und Himbeerpflanzen, bei der Kinderschaukel usw. und locken weitere Schnecken bzw. Kannibalen an. Bierfallen sind auch eher weniger geeignet, da sie immer mehr Schnecken anlocken, die Nützlinge im Garten ebenfalls hineinfallen und bis zum Ertrinken lange leiden müssen. Schneckenzäune und Pflanzen, die die Schnecken meiden, bewirken, dass nur einige Quadratmeter schneckenfrei sind und rundherum die optimale Schneckenzucht gedeiht.

Neobiota Spanische Wegschnecke

Unter einem Kompostbrett fühlt sich dieses stattliche Exemplar sichtlich wohl.

Die – aus unserer Sicht – beste Methode, um das Überhandnehmen der Schnecken einzudämmen, ist das regelmäßige, sorgfältige und konsequente Sammeln in einem nicht zu hohen wasserdichten Plastikbehälter mit einem längeren Stab abends und früh morgens. Von den auf abgeschlossenen Komposthaufen liegenden Brettern, Holzlatten und anderen Holzstücken, die von den Schnecken gerne als Unterschlupfmöglichkeit angenommen werden, kann man sie täglich abklauben. Im Frühjahr bzw. Sommer werden auf dem Komposthaufen, neben Holzbrettern und Latten auch Rhabarber- und nicht verwendete Salatblätter als Unterschlupf angeboten. Nach dem Einsammeln sollten die Schnecken nicht irgendwo weit weg vom eigenen Garten weder in der Nähe eines Baches und schon gar nicht im Wald ausgesetzt werden. Ein Überbrühen mit siedend heißem Wasser führt in kürzester Zeit zum Tod. Nach dem Auskühlen werden die Schnecken kompostiert und mit Erde abgedeckt, damit nicht weitere Schnecken angelockt werden.

 

Was sind eure Strategien zur Schneckenbekämpfung? Habt ihr das garteln ob der schleimigen Übermacht schon aufgegeben? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

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