Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil XIII) – der Sommerflieder

Unsere Serie über Burgenlands eingeschleppte Pflanzen- und Tierarten geht in die nächste Runde: diesmal stellen wir den Sommerflieder vor. Ein blüht quasi ewig, macht Schmetterlinge angeblich süchtig und vermehrt sich prächtig.

Von Elias Hoffmann

Der Sommerflieder kann, wie der Name schon sagt, im Sommer und Spätsommer seine Trümpfe so richtig ausspielen. Denn da blüht ansonsten im Burgenland relativ wenig, der Sommerflieder jedoch umso prächtiger und (geruchs-)intensiver. Deshalb fahren unsere heimischen Schmetterlinge auch so richtig ab auf ihn. Es gibt allerdings – wie so oft bei den in dieser Serie vorgestellten Species – (mindestens) einen kleinen Haken.

 

Ursprünglich aus China – nun im Burgenland

Der Sommerflieder kommt aus Fernost zu uns ins Burgenland. Was wir in vielen Teilen dieser Serie über die Ambrosia, die Goldrute und den Staudenknöterich geschrieben haben, trifft auch auf den Sommerflieder voll und ganz zu: man hat diese Pflanze als Zierpflanze und Bienenweide-, bzw. Schmetterlingsweide bewusst eingeführt.

 

Als (fast) invasiver Neophyt verdrängt der Sommerflieder fast alles, was ihm in die Quere wächst

Der Flieder wächst besonders gut auf so genannten Ruderalflächen. Das sind jene Orte, die von uns Menschen massiv beeinträchtigt und gestört werden: Bahndämme, Magerrasen, Brachflächen, in kahlgeschlagenen Wäldern, entlang von Gewässern, in Mauerritzen, etc. Sobald der Sommerflieder an diesen Standorten erstmal die Oberhand gewonnen hat, verdrängt er quasi alle einheimischen lichtliebenden Pflanzen. Dazu kommt, dass der Sommerflieder ein echter Vermehrungsweltmeister ist: Durch den Wind werden die bis zu 20 Millionen (!!!) Samen einer Pflanze verbreitet.

Hier sind tausende Samen drinnen, die über den Wind vertragen werden.

 

In jeder Mauerritze findet der Sommerflieder eine Möglichkeit heranzuwachsen.

 

Der Flieder ist ein Schmetterlingsmagnet – mit möglicherweise fatalen Folgen

 

Unsere heimischen Schmetterlinge sind süchtig nach diesem Flieder. Das hat ihm auch den Beinamen Schmetterlingsflieder eingebracht. Doch so ganz stimmt die Bezeichnung nicht: genau genommen und richtigerweise müsste er Adultschmetterlingsflieder heißen. Denn ein Schmetterling besteht in seinem Lebenszyklus ja aus viel mehr als nur dem erwachsenen Individuum (Ei-, Larven- und Puppenstadium vergisst man gerne). Da liegt meiner Meinung nach auch der größte Haken am Sommerflieder: adulte Schmetterlinge sind zwar verrückt nach ihm, die Raupen können seine Blätter aber nicht fressen. Vermutlich weil sie es evolutionsbedingt wohl noch nicht gelernt haben, dass auch die Blätter einer Pflanze aus Fernost genießbar sind. Diese Kombination aus Invasivität (also dass der Flieder heimische Arten wie die Brennnessel verdrängt) und Ungenießbarkeit der Blätter für die Raupen, ist auf lange Sicht eher schlecht. Denn die Raupen finden, dadurch dass in Schmetterlingsfliederbeständen keine anderen Pflanzen aufkommen, schlichtweg keine Nahrung. Eine kleine Auswahl der Schmetterlinge:

Tagpfauenauge.

Kleiner Fuchs.

Zitronenfalter.

Admiral.

 

Bekämpfung:

Ziel sollte es sein, zu verhindern, dass der Sommerflieder – vor allem in der freien Natur neue (Allein-)Bestände bilden kann, denn auf lange Sicht schadet er unserer heimischen Natur wohl mehr, als er nützt. Und der Kampf ist beim Schmetterlingsflieder – im Gegensatz zu den anderen Neophyten wie Goldrute, Springkraut und Staudenknöterich – noch nicht gänzlich verloren. Da der Sommerflieder auf Verletzungen oder Rückschnitt mit Stockausschlag reagiert, ist es ratsam die gesamte Pflanze samt dem Wurzelsystem auszugraben. Danach ist freilich eine mehrjährige Nachkontrolle wichtig, denn wir erinnern uns: 20 Millionen Samen sind schon eine recht hohe Zahl…. Die sinnvollste Methode meiner Meinung nach ist jedoch Bewusstseinsbildung. Insofern, dass viele Pflanzen aus anderen Kontinenten möglicherweise fatale, in jedem Fall aber, aufgrund ihres relativ kurzen Ausbreitungszeitraums, unabsehbare Folgen für unser Ökosystem haben können. Deshalb: Augen auf bei der nächsten Adultschmetterlingsfliederbeschau!

 

Weiterführende Links zum Thema:

https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/sommerflieder-schmetterlingsstrauch-invasive-art-verbieten-100.html

https://www.neobiota.steiermark.at/cms/beitrag/12776423/156566976/

 

Fotocredits:

Titelbild: 4028mdk09,  CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie

Teil I

Teil II

Teil III

Teil IV

Teil V

Teil VI

Teil VII

Teil VIII

Teil IX

Teil X

Teil XI

Teil XII

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