Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil IX) – das Einjährige Berufkraut

Die biologischen Invasoren sind wieder da! Diesmal stellen wir das Berufkraut vor. Es ist recht unscheinbar, andauernd blühend und mittlerweile allgegenwärtig.

Einjähriges Berufkraut. Noch nie gehört? Nach der Lektüre dieses Artikels wird man diese unscheinbare Pflanze vielleicht mit anderen Augen sehen. Sie blüht wunderschön und sehr lange, wenn man sie gewähren lässt auch gerne massenhaft.

Die Erkennungsmerkmale des Einjährigen Berufkrauts

Wenn man sich erst mal auf die Pflanze eingeschaut hat, ist ein Erkennen ein Leichtes. Sie wird ca. 1 m hoch und hat schöne, weiße, fast immer, also von Juni bis Oktober blühende, weiße oder leicht rosane Blüten. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen eigentlich nur mit der Kamille, vielleicht auch mit dem Gänseblümchen. Die Blütenblätter sind jedoch beim Berufkraut viel feiner und spitz zulaufend. Daher kommt wahrscheinlich auch sein zweiter Name: Feinstrahl.

Die Pflanze ist eine echte Schönheit…

…. und wird von vielen Insekten geliebt (links: Rosenkäfer; rechts: Landkärtchen).

Von den Weiten der nordamerikanischen Prärie zur Hexenaustreibung ins Burgenland

Dieses schöne Pflänzchen, das eigentlich in den Steppenlandschaften Nordamerikas beheimatet ist, kam schon relativ bald – also vor ca. 300 Jahren – als Zierpflanze nach Europa. Der Name Berufkraut leitet sich vom Aberglauben ab, dass die Pflanze jemanden vor dem „Berufen“, also dem Verhexen und Verfluchen von Hexen oder Zauberern zu beschützen. Nach und nach verwilderte es und verbreitete sich recht schnell, auch weil es praktisch keine natürlichen Fressfeinde hat oder gegen Krankheiten resistent ist. Der Vorteil dieser Pionierpflanze ist ähnlich wie bei den anderen Neophyten, die wir in dieser Serie schon vorgestellt haben: Es besiedelt liebend gerne vom Menschen veränderte Standorte, so zum Beispiel: Straßenränder und -böschungen, Bahnlinien, entlang unserer intensiv „gepflegten“ Gewässer aber auch Wiesen und Weiden.

Ob nordamerikanische Prärie oder fast schon ungarische Puszta: das Berufkraut (alles, was am Foto weiß ist) tritt im Burgenland den Siegeszug an.

Das Berufkraut fühlt sich im Burgenland wohl

Die Pflanze hats gerne warm und findet im Burgenland deshalb optimale Wuchsverhältnisse vor: mit dem Anstieg der Temperatur verlängert sich die Vegetationszeit und das Berufkraut kann sich auch in höheren Lagen etablieren. Die letzten Jahre mit einer Rekordtemperatur nach der anderen befördern freilich die Ausbreitung des Berufkrauts enorm.

Negative Auswirkungen dieses Zuzüglers?

Ehrlich gesagt, die negativen Auswirkungen dieses Neophyts, sind, in wirtschaftlicher Hinsicht, im Vergleich zu Ragweed, Staudenknöterich und Co recht überschaubar. Allerdings ist diese Art invasiv, oder gilt zumindest potenziell als invasiv. Für die heimischen, geschützten Pflanzen, die meistens ganz spezielle Standortbedingungen für ihr Überleben brauchen, kann das Berufkraut zur Gefahr werden, indem es diese einfach verdrängt. Das Berufkraut besitzt nämlich – ähnlich wie die Goldrute oder der Staudenknöterich – chemische Stoffe, die das Wachstum anderer Pflanzen in der Umgebung behindert. Dieser Fakt und die Eigenschaft, dass alljährlich 10.000-50.000 Samen pro Pflanze herbstlich durch den Wind den Pionierzug zur neuen Besiedelung (wie einst die Siedler im Wilden Westen) antreten sind richtige Erfolgsgaranten für die Verbreitung im Burgenland.

In den untenstehenden links gibt es Tipps zur Bekämpfung dieser Pflanze. Hat sich das Berufkraut jedoch mal so gut etabliert wie in obenstehndem Bild, dann wird man es auch nicht mehr los…

 

Weiterführende Links zum Thema:

https://www.neobiota.steiermark.at/cms/beitrag/12810876/156566976/

https://www.berufkraut.ch/index.php/de/bekaempfen

 

Weitere Teile unserer Serie:

 

 

Hier geht es zu den anderen Teilen der Serie

Teil I

Teil II

Teil III

Teil IV

Teil V

Teil VI

Teil VII

Teil VIII

 

 

Wie geht es euch mit dem Berufkraut? Schon eines gesichtet an Bach, Wald oder Wiese? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

 

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