Neobiota: Burgenlands neue Mitbewohner (Teil II) – Japanischer Staudenknöterich

Wir machen heute weiter mit unserer Neobiota-Serie über fremde Tier- und Pflanzenarten im Burgenland und stellen in diesem Teil den Japanischen Staudenknöterich vor.

Staudenknöterich Neobiota

Der Knöterich ist ein Wüterich. Denn viel Freude bereitet er uns wahrlich nicht. Ursprünglich kam der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica, so sein wissenschaftlicher Name) per Schiff im 19. Jahrhundert nach Europa. Er ist also ein Neophyt. Die Absichten zur Ansiedlung der Pflanze in Europa waren sicherlich gute. Man wollte die Pflanze als Zierpflanze einführen. Imker haben dann vermutlich maßgeblich an der Verbreitung in Europa beigetragen, eignet sich die Pflanze doch, aufgrund ihrer späten Blühphase, als tolle Bienenweide. Der ökologischen – und mittlerweile auch wirtschaftlichen – Folgen war man sich jedoch keineswegs bewusst, denn der Knöterich hat in Europa keinen natürlichen (Fraß-)Feind. Und so kam es, dass sich der Japanische Staudenknöterich in Europa munter ausbreitete und uns heute vor ganz schöne Probleme stellt. Doch zunächst eine kleine Einführung…

Aussehen, Vermehrung und Ausbreitung

Der Japanische Staudenknöterich kann praktisch mit keiner heimischen Pflanze verwechselt werden. Wie der Name schon sagt, bildet sie 2 bis 4 m hohe Stauden. Das tägliche Wachstum der Pflanze wird mit bis zu 30 cm angegeben. Lässt man den Knöterich ungehindert gewähren, bilden sich innerhalb von kürzester Zeit so dichte Bestände aus, dass durch Beschattung keine andere Pflanze, nicht einmal Gras, aufkommt.

Innerhalb weniger Tage schießt die junge Pflanze aus der Erde

Nach dem Austreiben aus den Wurzelballen, die in der Erde überwintern, im April bzw. Mai kommt es im Spätsommer zur Blüte. Da der Knöterich zwar durchwegs Blüten, aber keine Samen, ausbildet, findet die Vermehrung großteils auf andere Weise statt. Einerseits geschieht das unterirdisch durch Wurzelwachstum (bis zu 1,5 m pro Jahr in die Breite). Das wäre ja an sich noch überschaubar. Die hauptsächliche Verbreitung findet allerdings „passiv“ statt. Diese Pflanze ist ein Phänomen, denn schon winzige Bruchstücke oder gemähte Pflanzenteile (Fragmente von nur 0,06 g) reichen aus, dass sich eine neue Pflanze entwickeln kann. Diese Teilchen können per Hochwasser verdriftet werden. Aber auch beim Mähen, sobald Pflanzenreste im Mähwerk verbleiben oder bei Baumaßnahmen, sobald Erdmaterial bewegt wird, wird der Knöterich verschleppt und treibt andernorts wieder aus. Im Herbst, sobald der erste Frost da ist, sterben alle oberirdischen Teile der Pflanze ab (das sind trotz der Größe der Stauden nur rund 10% der gesamten Masse eines Individuums) und hinterlassen einen mehr oder weniger nackten Oberboden.

Staudenknöterich Neobiota

Hier ist gut zu erkennen, wie der Knöterich von Jahr zu Jahr immer mehr wird und die angestammte Flora verdrängt.

Auswirkungen auf Gewässer und Natur(-schutz)

Probleme bereitet der Knöterich einige. Durch sein kräftiges Wachstum und seine schnelle Ausbreitung werden einheimische Pflanzenarten einfach verdrängt. Und das großflächig wie man deutlich entlang heimischer Bäche und Flüsse oder Grünschnittablagerungsplätzen der Gemeinden erkennen kann. An Gewässern hemmt der Knöterich in dichten Beständen den Wasserabfluss, was zu Problemen bei Hochwasser führen kann. Regnet es hingegen im Winterhalbjahr, wird der Boden leichter abgetragen und leichter in die Gewässer eingeschwemmt.

Regulierte Bachläufe wie hier der Tauchenbach in Altschlaining fördern das Aufkommen des Knöterichs (© Günter Nikles)

Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung

Die schlechte Nachricht zuerst: es gibt kein etabliertes Mittel gegen diesen japanischen Störenfried. In halb Europa macht man sich Gedanken wie das Problem gelöst werden kann. In Großbritannien muss beim Grundstücksverkauf per Gutachten nachweisen bzw. dafür sorgen werden, dass die Pflanze nicht am Grundstück vorkommt. Man geht dort von rund 1,5 Milliarden Pfund aus, die investiert werden müssten, um die Ausbreitung zu stoppen. Valide Zahlen für Österreich oder das Burgenland gibt es leider nicht. Weder Mahd, Ausreißen, Ausgraben, noch Bedampfung der Pflanzen oder Abdecken des Bodens, Beweidung durch Schafe oder Gift kann dem Staudenknöterich langfristig etwas anhaben. Wie bei Asterix und Obelix gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Deshalb achtet darauf den Knöterich gar nicht erst in euren Garten zu lassen und seid achtsam!!

 

Habt auch ihr den Staudenknöterich als Neobiota vor eurer Haustüre gesichtet? Oder vielleicht sogar ein Mittel gegen ihn? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!!

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