Neobiota – Serie zu Burgenlands neuen Mitbewohnern

Ois wos fremd is, is net vo do. Klingt nach einer burgenländischen Volksweisheit und ist in der Tat gar nicht so falsch. Vor allem wenn es um Burgenlands Neobiota geht.

Neobiata Burgenlands

In dieser Serie werden wir die wichtigsten eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten vorstellen. Wir wollen damit aufzeigen, wie sehr manche Arten dieser sogenannten Neobiota nicht nur die heimische Fauna und Flora bedrängen, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf unseren Alltag haben. Doch zunächst eine kleine Einführung.

Was ist ein Neozoon oder ein Neophyt?

Unter diesen wohlklingenden altgriechischen Bezeichnungen versteht man eine Tier- oder Pflanzenart, die nach dem Jahr 1492 nach Europa gebracht wurde. 1492? Genau, da war doch was. In diesem Jahr hat Kolumbus Amerika entdeckt. Und genau dieses Jahr stellt den Beginn eines regen Austauschs von Lebewesen zwischen Europa und Amerika dar. Deshalb gilt: Alle ab der Entdeckung Amerikas eingeführten Arten zählen zu den Neobiota. War dieser Austausch der Arten in den letzten Jahrhunderten noch etwas überschaubar (die Regenbogenforelle würde heute kaum ein Angler als gebietsfremd bezeichnen, wurde jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts aus den USA eingeführt), geht es in den letzten 30-40 Jahren aber rasant: denn als wichtigste Ursache für die Verbreitung von gebietsfremden Arten gilt der internationale Handel. Und der hat in unserer globalisierten Welt auch Auswirkungen auf das Burgenland. Einer biologischen Invasion zu Wasser, Land und in der Luft sind somit Tür und Tor geöffnet.

Die Spanische Wegschnecke – der Schreck in unseren Gärten. Eingeschleppt vermutlich in den 1950er Jahren.

Wann werden Neobiota zum Problem?

Von den vielen Arten, die zu uns kommen, werden die wenigsten zum Problemfall. Die meisten Neobiota haben somit nur geringe Auswirkungen auf unser heimisches Ökosystem oder auf uns Menschen selbst. In der Regel gelingt es der Art schlichtweg nicht sich zu etablieren. Kritisch wird es meist, sobald es eine Art schafft sich unkontrolliert auszubreiten. In der Biologie wird diese Art dann als invasiv bezeichnet. Die Art vermehrt sich dabei zu stark und erobert Lebensräume, die zuvor von einer einheimischen Art bewohnt wurden. Und in – mehr oder weniger – intaktem ökologischen Gleichgewicht standen.

(Versuchte) Bekämpfung des Drüsigen Springkrauts – eine echte Sisyphusarbeit.

Problematisch wird es zudem, wenn Neobiota die Gesundheit des Menschen beeinflussen oder wirtschaftlicher Schaden an der Allgemeinheit entsteht. Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten durch gesundheitliche Schäden auf den Menschen allein durch das aus Nordamerika eingeschleppte Ragweed (zu deutsch: Beifußblättriges Traubenkraut) in Österreich auf rund 250 Mio € (!!) pro Jahr. Schon klar, da sind viele Allergiker dabei. Aber auch jemand, der bisher noch keine Allergiesymptome gezeigt hat, kann durch Ragweed zum Allergiker werden. Da diese Art insbesondere an Straßenrändern oder in landwirtschaftlichen (Mono-)Kulturen gedeiht, entstehen hier Kosten durch Ernteausfälle oder bei der Straßeninstandhaltung. Dieser Sektor lässt sich nur schwer kalkulieren. Was man aber schon sagen kann, ist dass Neobiota gerade die vom Menschen geprägten monotonen Lebensräume (landwirtschaftliche Monokulturen, Bahn- und Straßenböschungen, hart verbaute Flüsse, etc.) liebend gern bewohnen und dort prächtig heranwachsen. Wir fördern also – in bestimmten Bereichen – die Invasion fremder Arten enorm.

Neobiota Burgenlands

Das Beifußblättrige Traubenkraut. Im Burgenland ein ungern gesehener Gast.

Wir möchten mit dieser Serie die wichtigsten eingeschleppten Arten vorstellen und so Bewusstsein schaffen, dass sich unser Lieblingsbundesland in einem argen Wandel von Flora und Fauna befindet. Burgenlands Neobiota sind hierzulande ganz schön zahlreich. Viele davon sind sicherlich bekannt und leicht zu erkennen. Andere wiederum noch recht unscheinbar.  Eines jedoch eint sie: die Neobiota Burgenlands als neue Mitbewohner werden wir so schnell nicht mehr los…

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