GGG – Garten, Gemüse und Gewürze (Teil 11) – Oregano oder Wilder Majoran

Und weiter geht es in unserer Serie mit den drei G´s mit dem „gern gebrauchten Gewürz“ Oregano, eine mehrjährige, krautige und anspruchslose Pflanze der Gattung Dost aus der Familie der Lippenblütler.

von Franz Lex

Sowohl Gewürz- als auch Heilpflanze

Der Wilde Majoran wird u.a. auch Gemeiner und Gewöhnlicher Dost oder Wohlgemut genannt, weil er nicht nur als Gewürzpflanze, sondern auch als Heilpflanze verwendet wird. Die ätherischen Öle, Gerb- und Bitterstoffe helfen bei Erkrankungen der Atmungsorgane, Verdauungsstörungen und Magen- und Darmproblemen. Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze wird wegen seines aromatischen Geschmacks schon seit Jahrhunderten in Mitteleuropa kultiviert. Der Wilde Majoran macht seinem Namen alle Ehre und wächst auch in lichten Wäldern, auf Mager- und Trockenrasen, sonnigen Hängen, Wegböschungen und an Waldrändern. Er vermehrt sich nicht nur mit Samen, sondern auch durch unterirdische Ausläufer.

Eine begehrte Pflanze

Die von Juli bis September blühenden Gartenpflanzen mit dem hohen Zuckergehalt im Nektar werden besonders gern von zahlreichen Schmetterlingsarten, Wespen, Schwebfliegen, Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen besucht.

Gewürzkraut, Tee und Kräutersalz

Zur Ernte werden, damit die Einheit erhalten bleibt, einzelne gut entwickelte und in voller Blüte stehende Pflanzen einige Zentimeter über dem Boden abgeschnitten und zum Trocknen in einen dunklen Raum gehängt. Danach werden Blätter und Blüten vom Stängel gezupft und (bzw. mit Salz vermischt) in luftdichten Gläsern aufbewahrt. Blüten und Blätter können während der Vegetationszeit auch frisch zum Würzen von verschiedenen Gerichten wie Fleischsoßen, Kartoffel-, Tomaten-, Käse- und Chiligerichten, Gemüseaufläufen, Lamm, Pizza und Salaten verwendet werden. In voller Blüte wird das beste Aroma erzielt.

Oreganopflanzen bilden wichtige Lebensräume…

….und kann man der Natur überlassen, indem man sie über den Winter stehen lässt! Diese sind für viele Tiere nicht nur Lebensräume und wichtige Nahrungsquellen, sondern auch ideale Jagdreviere. Während Wespenspinnen in Hohlräumen in ihren Netzen auf der Lauer nach Fliegen, Heuschrecken und Bienen kopfabwärts hängen und veränderliche Krabbenspinnen und Raubwanzen auf den Blüten ihre Beutetiere überraschen, schleichen sich Gottesanbeterinnen wie in Zeitlupe in kurzen Schritten an ihre Beute heran, positionieren sich Raubfliegen auf Ansitzwarten und patrouillieren Hornissen und Libellen über den Pflanzen.

Trockene, verholzte Oreganostauden sind für viele Tiere ein sicherer Ort für die nächste Generation. Wespenspinnen hängen ihre Kokons gut getarnt in die Nähe der braunen Samenstände und überziehen sie zusätzlich noch mit einem Spinnfadengeflecht. Gottesanbeterinnen kleben ihre Kokons, die einige Zentimeter großen Klumpen Montageschaum ähneln, auf verholzte Pflanzenteile oder in der Nähe befindliche Gegenstände, wie z.B. Blumentöpfe und Totholz (Wurzelstöcke) und Steine für Reptilien und Amphibien.

Wildbienen legen Brutröhren in verholzten Stängeln an. Heuschrecken legen ihre Eier in die Erde und geknickte, offene Stängel. Die Überwinterung der Raubwanzen und Blattläuse erfolgt als Ei an Pflanzen. Von Tagfaltern überwintern im Freien nur Zitronenfalter und C-Falter als ausgewachsene Schmetterlinge, wogegen C-Falter gelegentlich auch Baumhöhlen aufsuchen. Die meisten Schmetterlingsarten überwintern als Ei, Raupe oder Puppe in oder am Boden oder in der Vegetation. Die Samen des Oregano sind im Winter eine begehrte Nahrung für Stieglitze.

Während die frischen Triebe schon wachsen, werden die vertrockneten Stauden des Oregano erst Anfang April, da – bis auf die Larven der Gottesanbeterinnen – schon alle Tiere geschlüpft sind, händisch mit der Garten- oder Baumschere geschnitten. Der naturschonende Schnitt einmal im Jahr lohnt sich:  Alle Tiere überleben, denn Motorsense oder Rasenmäher würden sie vernichten. Nachdem die Gottesanbeterinnen erst in der 2. Maihälfte schlüpfen, werden alle Stauden (mit den Kokons) neben der Totholzhecke oder an einem anderen sonnigen Platz lose gestapelt.

Ein großer Verwandter von Oregano

Ein Verwandter des Gewöhnlichen oder Gemeinen Dosts ist der mannshohe Gewöhnliche oder Gemeine Wasserdost, der auf Bachböschungen, in feuchten Wiesen und Gräben, an Waldrändern und in Waldlichtungen gedeiht. Der typische Besucher seiner Blüten ist der Russische Bär, auch Spanische Flagge genannt.

Praktische Tipps

  • Oreganopflanzen können durch Wurzelteilung vermehrt werden.
  • Lassen Sie den Stapel der trockenen Stauden liegen und ergänzen Sie ihn jedes Jahr. Weitere Larven der Gottesanbeterinnen schlüpfen aufgrund persönlicher Beobachtungen auch noch im darauffolgenden Jahr. Der Stapel ist zugleich auch Lebensraum für viele Lebewesen.
  • Gelber Sonnenhaut und Oregano sind die ideale Kombination, übernehmen mit den Jahren immer mehr einen Teil des Hausgartens und leisten ohne viel Zutun des Menschen einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Im Laufe der Zeit siedeln sich neben Insekten und Spinnen auch Reptilien, Amphibien und Kleinsäugetiere an.

Apropos Vielfalt: Ein Resteverwertungsrezept mit Beilagenvielfalt

Gelegte Kartoffel (für 4 Personen)

1 große Zwiebel, 3 Knoblauchzehen, Selchspeck, etwas Öl

1,5 kg gekochte Kartoffel

400 g Reste: Wurst, Schinken, Leberkäse, Selchspeck, Faschiertes, Fleischsoße, Schweinsbraten, Bratwurst, Gegrilltes

6 bis 9 gekochte Eier

gehackte Oreganoblätter und -blüten, getrocknet oder grün

Salz, Pfeffer, Kümmel, Koriander, Muskatnuss

¼ kg Weichkäse, ½ l Sauerrahm, 2 rohe Eier

Zubereitung

In etwas Öl werden Zwiebel und Knoblauch angeröstet. Um ein besseres Aroma zu erreichen, kann man würfelig geschnittenen Selchspeck mitrösten. Das Geröstete kommt in eine Auflaufform oder in ein Jenaer Glas und wird mit einer Schicht in Scheiben geschnittenen Kartoffeln belegt, die mit den würfelig geschnittenen Restln bestreut werden. Bei verschiedenen Restln kann man die Schichtfläche halbieren, dritteln oder vierteln. Abgeschlossen wird mit den in Scheiben geschnittenen Eiern, bevor mit den Kartoffeln wieder begonnen wird. Nach je drei Schichten (bei je zwei Schichten werden nur sechs Eier benötigt) wird das Ganze mit Oregano, Kümmel, Koriander und Muskatnuss gewürzt und mit geriebenem Weichkäse bestreut. Nachdem Restln meist gut gewürzt sind, kann man mit Salz und Pfeffer sparsamer umgehen. Mit Sauerrahm und den darin versprudelten Eiern wird alles übergossen und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad ca. 45 Minuten gebacken.

Gelegte Kartoffel können auch mit Gemüse (Zucchini, Brokkoli usw.) zubereitet werden.

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Hier geht es noch zu den weiteren Teilen der Serie:

Teil 1: Zwiebel

Teil 2: Paradeiser

Teil 3: Kürbis

Teil 4: Paprika

Teil 5: Karotte & Co

Teil 6: Kohl, Kraut und Co

Teil 7: Bohnen

Teil 8: Blattläuse

Teil 9: Kamille

Teil 10: Bohnenkraut

 

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