Heute begeben wir uns mit drei K´s – Kamille, Käsepappel und Königskerze – an die Ränder des Gartens bzw. der Beete und berichten über Heilkräuter, die in keinem Garten fehlen dürfen.
von Franz Lex
Alle drei K´s helfen unter anderem auch bei den drei H’s Halsweh, Heiserkeit und Husten. Heilkräuter, ob im eigenen Garten oder in der freien Kulturlandschaft, sind altbewährte Arznei- und Hausmittel der Natur, deren Anwendungsbereiche und Heilwirkungen seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Von Fall zu Fall kann man von den Heilpflanzen bei Beschwerden und Krankheiten und auch vorbeugend Blüten, Triebe, Blätter, Früchte, Samen oder Wurzeln verwenden.
Heilpflanzen haben eine lange und für manche auch gefährliche Tradition
Bei den alten Ägyptern und auch in der Bibel gibt es Hinweise auf die Verwendung von Heilkräutern. Hier werden nur einige bekannte Personen erwähnt, die sich mit Ursache und Heilung von Krankheiten mit Heilpflanzen intensiv beschäftigten: Priesterarzt im antiken Griechenland Hippokrates (460-375 v.Chr.), Hildegard von Bingen (1098-1179), Paracelsus (1493-1541) und Sebastian Kneipp (1821-1897). So manche (Kräuter)Hexe stirbt nicht eines natürlichen Todes.
Für jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen
Echte Kamille gedeiht am besten auf den Rändern der Beete
Die einjährige Heilpflanze, die sonnige Standorte und magere Böden bevorzugt, ist ein Korbblütler und ursprünglich in Süd- und Osteuropa heimisch. Bei der Kamille werden nur die Blüten verwendet, die von Mai bis September durchgehend geerntet und gleich anschließend getrocknet werden. Zum Trocknen der Blüten werden Ammreitern verwendet, die mit einem Leinentuch abgedeckt werden. Auf dem Tuch trocknen die Blüten durch die Luftzirkulation schneller, und das Ganze kann vor Regen oder am Abend problemlos weggetragen werden.
Die Ammreiter: Mit dem grossen hölzernen Sieb werden nach dem Dreschen des Getreides die groben Strohanteile von Spreu (als Amm bezeichnet) und Getreidekörner getrennt.
Der Strohdristnplatz als Garant für Kamillentee
Bis vor einigen Jahrzehnten ist der ideale Standort für die Kamille der Strohdristnplatz (eine einige Meter hohe Dristn im Freien entsteht durch sorgfältiges Aufschlichten von Stroh nach dem Dreschen). Nach dem Verbrauch des Strohs bis ins Frühjahr ist der Dristnplatz kahl, da die Pflanzen mit den Wurzeln unter dem Stroh absterben. Diese kahle und über 20 m² große Fläche mit dem kargen Boden passt hervorragend zum Keimen für die Kamille, die neben Kornblumen, Klatschmohn usw. am Rand des Getreideackers wächst, mit dem Getreide geerntet wird und mit dem Stroh in der Dristn landet, und deren Samen automatisch ideale Bedingungen vorfinden.
Der Klatschmohn wächst am Rand von Getreidefeldern zusammen mit Kamille, Kornblume & Co.
Die Hundskamille ist für die Katz
Die Hundskamille hat keine heilende Wirkung und ist aufgrund des flachen Blütenbodens leicht von der Echten Kamille zu unterscheiden, da diese einen kegelförmigen Blütenboden aufweist, der innen hohl ist.
Der Blütenboden der echten Kamille ist kegelförmig.
Die vielseitige Heilkraft der Kamille ist beeindruckend
Sie beruhigt bei Reizbarkeit und Nervosität, hemmt Blähungen, lindert Entzündungen, wirkt antibakteriell, hilft bei Magen- und Verdauungsproblemen, Menstruationsbeschwerden, Schlaflosigkeit, Halsweh, Heiserkeit und Husten.
Käsepappel, auch Malve genannt, zählt zu den ältesten Nutzpflanzen
Die Käsepappel liebt einen sonnigen, trockenen und kahlen Standort. Die Gattung der Malven umfasst ca. 30 Arten. Die bekannteste in unseren Breiten ist die auffällig große Käsepappel, die einen kräftigen Wurzelstock und einen sehr verzweigten, widerstandsfähigen und bis zu zwei Meter hohen nicht verholzten Strauch mit schönen purpurfarbenen Blüten ausbildet. Die Blüten werden gerne als Nektar- und vor allem als Pollenspender von Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen besucht.
Zwei Menschengroße Käsepappeln als Empfangskommitee in unserem Gemüsegarten.
„Malve im Gemüsegarten lässt den Doktor draußen warten“
Dieses Sprichwort sagt schon alles über die verschiedensten Einsatz- und Heilmöglichkeiten.
Käsepappeltee aus getrockneten Blättern und Blüten kommt
- bei gereizter Mund- und Rachenschleimhaut und trockenem Reizhusten sowohl zum Trinken als auch als Gurgelmittel,
- bei Bronchien- und Atemwegsbeschwerden,
- bei Sodbrennen, Magen- und Verdauungsproblemen,
- bei Augenentzündungen als Umschlag und
- bei Hautreizungen und oberflächlichen Wunden in Form von Waschungen
zum Einsatz.
Blatt- und Rüsselkäfer haben die Blätter zum Fressen gern
Einige Käferarten fressen in junge Blätter Löcher, die im Laufe des Wachstums größer werden. Dadurch entwickeln sich diese zu interessanten „Kunstwerken“.
Links ein Käfer bei der Arbeit, rechts das fertige Blattkunstwerk.
Stattliche Käsepappelpflanzen sind beliebte „Warmup-Plätze“
In den kühlen Morgenstunden sitzen viele Insekten auf den Blättern und nutzen die ersten Sonnenstrahlen zum Aufwärmen.
Ob Schwebfliege links, oder Schmetterling rechts, die Malven sind auch zum Sonnentanken sehr beliebt.
Die Kleinblütige Königskerze darf in keinem Gemüsegarten fehlen
Die Kleinblütige Königskerze gehört zur Familie der Braunwurzgewächse. Sie ist eine zweijährige Pflanze, d.h., dass sie im 1. Jahr eine Rosette mit großen und dicht behaarten Blättern anlegt und im 2. Jahr den reich geblätterten Stängel mit den Blütenständen ausbildet. Die Pflanze kann bis zu drei Meter hoch werden und wächst auf sonnigen Standorten wie Böschungen, steilen Hängen, Schotterplätzen, Kiesgruben, Steinschlichtungen und Gemüsegärten.
Ein stattliche Königskerze in unserem Garten.
Tee, Tinktur und Öl aus den Blüten
Königskerzenblütentee wird zur Linderung von Atemwegsbeschwerden verwendet, wirkt schleimlösend und kann auch bei Kindern angewendet werden.
Eine mit Alkohol hergestellte Tinktur kann ebenso eingenommen; ist aber für Kinder nicht geeignet.
Königskerzenblütenöl hilft auf der Haut aufgetragen bei Hautreizungen, Verbrennungen und oberflächlichen Wunden und ins Ohr geträufelt bei Ohrenschmerzen.
Dicht an dicht werden tausende Samen produziert.
Praktische Tipps
- Pflanzen von Kamille, Käsepappel und Königskerze, die alljährlich in Gemüsebeeten aufgehen, da die Samen im Kompost nicht verrotten, können in Töpfen vorgezogen und später an geeigneten Plätzen gesetzt und auch an Bekannte und Nachbarn verschenkt
- Kamillen samen im Laufe der Vegetationszeit aus und keimen an den Rändern der Beete oft schon im Herbst bzw. im zeitigen Frühjahr.
- Die oberirdischen Teile der Käsepappel werden mit der Baumschere abgeschnitten und kompostiert. Im darauffolgenden Frühjahr kommen wieder neue Triebe aus dem verbliebenen Wurzelstock.
- Käsepappeltee kann auch bei Haustieren bei Magen- und Darmbeschwerden Hautreizungen und leichten Wunden angewendet
- Abgeblühte Königskerzen bleiben bis zum nächsten Frühjahr stehen, denn die Samen sind im Winter unentbehrliche Nahrungsquellen für Stieglitze & Co.
Rezept zur Herstellung von Königskerzenöl
Blüten der Königskerze werden bei Sonnenschein abgezupft, in einem Schraubverschlussglas mit Oliven- oder Mandelöl angesetzt, drei Wochen in der Küche stehen gelassen und dann abgeseiht. Es kann auch bei Haustieren bei Hautreizungen und Wunden angewendet werden.
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Hier geht es noch zu den weiteren Teilen der Serie:
Teil 1: Zwiebel
Teil 2: Paradeiser
Teil 3: Kürbis
Teil 4: Paprika
Teil 5: Karotte & Co
Teil 6: Kohl, Kraut und Co
Teil 7: Bohnen
Teil 8: Blattläuse
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