GGG – Garten, Gemüse und Gewürze – Teil 2: Paradeiser

In diesem Teil unserer Serie über die drei G’s (Garten, Gemüse und Gewürze) dreht sich alles um die rote Paradiesfrucht aus Südamerika, der Paradeiser.

Der Paradeiser bzw. die Paradeis, in Deutschland „Tomate“ genannt, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse, deren Blätter und Stängel giftig sind. Vor einigen Jahrhunderten wird die aus Peru stammende Paradeis auch Peruanischer Apfel genannt. Neben vielen anderen Namen kommt die Bezeichnung „Paradiesapfel“ von der Annahme, dass die rote Frucht in der biblischen Geschichte der Auslöser zur Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies ist.

Einzug der Nachtschattengewächse

Christoph Kolumbus, der auf dem Weg nach Indien auf hoher See unterwegs ist, um dort wertvolle Gewürze zu holen, landet am 12. Oktober 1492 als erster Europäer in Amerika. Dass er der Entdecker von Amerika ist, weiß er nicht, und nennt dort die Ureinwohner „Indianer“, da er sich in Indien wähnt.

Mit dem spanischen Entdecker kommen um 1500 einige Nachtschattengewächse, die wir als Gemüse bzw. Gewürze sehr schätzen, nach Europa: Erdapfel, Paradeiser, Paprika, Pfefferoni und Chili.

Die Blüten der PAradeiser sind gelb und sehr ansehnlich.

Der Paradeiser – unser Universalgemüse

Bevor die Paradeis als köstliches Gemüse verspeist wird, gilt sie aufgrund der intensiven Farben der Früchte als giftig und wird ca. 200 Jahre als Zierpflanze im Garten gehalten. Jahraus, jahrein, fast täglich wird die mit großem Abstand beliebteste Frucht, die in verschiedensten Größen, Formen und Farben gezüchtet wird, in allen Variationen verarbeitet, konserviert und konsumiert: roh, getrocknet, blanchiert und gehäutet, gebraten, passiert, eingekocht, fermentiert, eingefroren, Suppen, Salate, Ketchups, Dips, Dressings, Soßen, Aufstriche, Getränke, Aufläufe, Nudel-, Käse-, Gemüse- und Fleischgerichte.

Tag der Paradeiser: 08. August 2023

Das Burgenland ist in Österreich das größte Paradeiseranbaugebiet mit einer Fläche von 58 ha. Ca. 29 kg Paradeiser isst ein Österreicher im Durchschnitt pro Jahr. Ob Birnen-, Dattel-, Cocktail- und Eierparadeiser oder Ochsenherz – Paradeiser sind „in aller Munde“.

Die Paradeiser sind optisch sehr unterschiedlich, in jedem Fall aber sehr gschmackig.

Paradeiser als Heil- und Nahrungspflanze

Der Paradeiser enthält viele lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe, besitzt gute Schutzeigenschaften bei Wachstumsstörungen und Gebisserkrankungen und gegen Infektionen und wirkt bei Gicht, Nieren- und Kreislaufstörungen. Auch konservierte Paradeiser enthalten noch viele Vitamine und Wirkstoffe und spielen nicht nur in der Kinderernährung und Krankenkost eine wichtige Rolle.

Ein Körberl mit der frisch gepflückten roten Paradiesfrucht.

Wenn´s ans Eingemachte geht

Wer kennt sie nicht: Die Paradeiserschwemme im Sommer! Um nicht unnötig Platz im Gefrierschrank für Paradeiser zu verschwenden, werden sie gewaschen (bei größeren Früchten werden die Stielansätze entfernt), in einem Topf mit etwas Salz (bessere Konservierung, denn die zubereiteten Gerichte werden souwiasou gsolzn) passiert, erhitzt und nach dreiminütigem Kochen in sterilisierte Schraubverschlussgläser und Glasflaschen abgefüllt. Nach dem Abkühlen – dunkel und kühl gelagert – hält die Paradeissoße über ein Jahr und deckt den kompletten Paradeisbedarf über den Winter bis zur nächsten Ernte, denn wer braucht schon die im Winter in den Supermärkten angebotenen schwammigen und geschmacklosen Paradeiser!

Wenn die Ernte mal nicht aufgegessen werden kann, kocht man die Paradeiser ein zu traumhaften Saucen.

Mein Lieblingsrezept

Ein Burgenlandblog ohne Kochvorschlag über eine so wertvolle Frucht aus dem Kuchlgartl, die gut aussieht, bekömmlich, schmackhaft, vielseitig verwendbar und vitam- und mineralstoffreich ist und heilend wirkt, wäre fad!

Paradeiskraut mit Schweinsbraten und Semmelknödel

Ein typisches Gericht im Süden des Südburgenlandes! Ein Gericht, in das man sich im wahrsten Sinn des Wortes „eingraben“ könnte!

Traditioneller Schweinsbraten

Während Schweinsschopf oder -schulter (ca. 2 kg mit Schwarte) mit einem halben Liter Wasser und Salz, Pfeffer, Koriander, einigen Knoblauchzehen und ganzem Kümmel gewürzt ca. drei Stunden bei 200° Celsius im Ofen brutzelt, wird das Paradeiskraut zubereitet.

Zutaten:

  • 1 kg Weißkraut
  • 25 dkg gut durchzogener Selchspeck
  • 25 dkg Braunschweigerwurst
  • 3 große Zwiebeln
  • einige Knoblauchzehen
  • 10 dkg rohe oder tiefgefrorene Paprikawürfel
  • 2 große rohe oder gekochte mehlige Erdäpfel
  • 1 bis 1,5 l Paradeissoße
  • Salz
  • Pfeffer
  • 2 Lorbeerblätter
  • reichlich Kümmel, nicht gemahlen
  • etwas Wein oder Essig
  • Schweine- oder Geflügelschmalz

Das Kraut ist essentieller Bestandteil des Paradeiskrauts.

Im Schmalz werden würfelig geschnittener Speck und geschnittene Zwiefln angeröstet und später die würfelig zerkleinerte Braunschweigerwurst, gehackter Knofl und die Paprikawürfel mitgeröstet. Das Weißkraut wird (bis auf den Strunk) laufend portionsweise in Streifen geschnitten und vom Schneidbrett in den Topf zu den angerösteten Zutaten gegeben. Während das Kraut – ab und zu gerührt – dünstet und dadurch das Volumen verkleinert wird, wird die nächste Portion geschnitten, wodurch man sich Geschirr zum Zwischenlagern erspart. Die Paradeissoße und zum Binden (anstatt einer Einbrenn) die klein geschnittenen mehligen Erdäpfel werden dazugegeben und das Ganze – mit Salz, Pfeffer, Lorbeerblättern, Kümmelkernen, Wein oder Essig gewürzt – fertiggekocht.

Semmelknödel

Da die Zubereitung des Paradeiskrautes doch ca. zwei Stunden dauert, kann man die Semmelknödelmasse schon vorher richten und für längere Zeit einwirken lassen, wenn keine tiefgefrorenen Semmelknödel, die am Abend des Vortages zum Auftauen aus dem Gefrierschrank genommen werden, zur Verfügung stehen.

Bei Regenwetter, wenn im Kuchlgartl die Arbeit ruht, geht´s bei uns unter anderem zum Knödelmachen (Semmel-, Leber-, Gemüse- und Kaspressknödel) in größeren Mengen! Die Knödel werden portionsweise eingefroren.

 

Zutaten für Semmelknödel:

  • 1,5 kg Knödelbrot (Semmel- oder Weißbrotwürfel)
  • 1 l Vollmilch
  • 15 Eier
  • 10 mittlere Zwiebel
  • 10 Knoblauchzehen
  • Salz
  • Pfeffer
  • 1 Bund Petersilie
  • Muskatnuss
  • Majoran
  • Schweine- oder Geflügelschmalz

Bevor geschnittener Zwiefl im Schmalz fast durchgeröstet ist, werden fein gehackter Knofl, Salz und Pfeffer hinzugefügt und das Ganze fertiggeröstet und danach zum Auskühlen ins Freie gestellt.

In einem großen Behälter werden Knödelbrot, Milch, Eier und alle Gewürze mit einem Kochlöffel gut durchmischt. Die Masse bleibt einige Stunden zum Einwirken der Gewürze in der Küche stehen.

Die Zutaten für die Semmelbrösel werden alle in einem großen Weidling vermischt.

Die mit feuchten Händen geformten Knödel werden in einem größeren Topf auf einem Locheinsatz über Dampf je nach Größe ca. 20 Minuten gegart.

Das fertige Gericht birgt erhebliches Suchtpotential in sich…

 

Guten Appetit!

 

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Teil 1 Zwiebel und Co

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