Burgenlands Unternehmen – die Landesholding Burgenland (Teil 9b)

Im zweiten Teil über die Landesholding Burgenland werfen wir den Blick auf die nackten Finanzzahlen. Diese Basis reichern wir um die Erkenntnisse des Rechnungshofes an, der sich die Rolle der Landesholding als Teil des „Konzern Burgenland“ prüfte.

Landesholding Burgenland

von Clemens Faustenhammer

Während wir im ersten Teil die Unternehmensgruppe portraitierten, werfen wir im zweiten Teil über die Landesholding Burgenland einen Blick auf die nackten Zahlen aus dem jährlich veröffentlichten Geschäftsbericht. Diese Basis reichern wir um die Erkenntnisse des Rechnungshofes an, der sich in der Vergangenheit die Rolle der Landesholding im gesamten Kontext des „Konzern Burgenland“ ganz genau angeschaut hatte. Doch möchten wir zunächst damit starten, wer die Geschicke des größten burgenländischen Unternehmens lenkt und den wirtschaftlichen Erfolg schlussendlich verantwortet.

Die führenden Köpfe im Management

Seit dem Januar 2016 amtiert Hans Peter Rucker als Chef der Landesholding Burgenland. Damals übernahm er das Ruder des Unternehmens, welches im Technologiezentrum in der Landeshauptstadt Eisenstadt seinen Hauptsitz hat. Nach und nach sollten 170 Landesunternehmen eingegliedert werden. Im Zuge der Umsetzung war ein ausgegebenes Ziel, die Zahl der Geschäftsführer deutlich zu reduzieren. Der heute 57-Jährige stammt aus Jennersdorf und kommt ursprünglich aus der Bankenbranche, wo er zuletzt als Landesdirektor der Erste Bank im Burgenland fungierte. Außerdem war Rucker Aufsichtsratschef der Burgenland Energie und besitzt laut Firmenbuch einen Minderheitsanteil im Ausmaß von ca. einem Drittel an der Rucker Immo GmbH.

Mit Jahresanfang 2024 komplettierte Gerald Goger den Vorstand. Der karenzierte Universitätsprofessor am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft an der Technischen Universität Wien übernahm die technischen Agenden auf Führungsebene. Mit dem technischen Geschäftsführer soll gemäß offizieller Aussendung „die Koordination und Abstimmung bei Immobilienprojekten zwischen Land Burgenland, Landesimmobilien Burgenland GmbH und anderen Konzerngesellschaften weiter verbessert werden.“ Der beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständiger und Oldtimer-Fan ist zu einem Drittel an der BBD Bau Betrieb Digital Unternehmensberatung beteiligt.

Die Bilanz

Machen wir uns nun ans Eingemachte und widmen uns dem Zahlenwerk. Als Grundlage für die Recherche dienten zunächst die beiden Abschlussberichte für die Geschäftsjahre 2022 und 2023. Wer eine makellose und detailreiche Bilanz wie für eine an der Börse gelistete Aktiengesellschaft erwartet, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Kein Wunder, handelt es sich bei der Landesholding in der Rechtsform auch um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Publizitätspflichten im Umfang deutlich von börsennotierten Kapitalgesellschaften abweichen. Die Jahresberichte gleichen mehr einem Tätigkeitsbericht, in dem das Unternehmen anhand der zehn Säulen die erreichten Meilensteine Revue passieren lässt. Getreu der Fußzeile „Eine Erfolgsgeschichte“ werden die Fakten als Leistungsschau der Leserin bzw. dem Leser anschaulich präsentiert.

Die Geschäftsentwicklung mit der laufenden Eingliederung von neuen Unternehmen unter dem Dach der Landesholding Burgenland spiegelt sich in der Bilanzsumme wider, die mittlerweile auf 3,2 Milliarden Euro angewachsen ist. Ein recht aktuelles Beispiel ist die Übernahme der Theme in Stegersbach. Zur besseren Einordnung der Kennzahl: diese belief sich vor acht Jahren, also zu dem Zeitpunkt als Rucker zum Geschäftsführer der Landesholding ernannt wurde, auf ca. 2,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr 2022 betrug sie 2,8 Milliarden Euro.

Landesholding Burgenland Bilanzsumme

Anteil der einzelnen Geschäftsbereiche an der Konzernbilanz (Quelle: Jahresbericht 2023)

Positiv entwickelt hat sich ebenso das sogenannte erweiterte Eigenkapital mit einem Anstieg auf über 700 Millionen Euro. Insgesamt betrug das Investitionsvolumen 384 Millionen Euro, wobei der größte Anteil in die Energieinfrastruktur floss. Die Investitionen im Ausmaß von mehr als 200 Millionen Euro mündeten in die Erneuerung von Windkraftanlagen (Repowering) und die Errichtung von Photovoltaikparks.

Umsatzseitig legte die Landesholding um fast 40 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode zu. Während 2022 ein Umsatz von etwas über eine Milliarde Euro erzielt wurde, lukrierte die Unternehmensgruppe für das Geschäftsjahr 2023 einen Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Jahresüberschuss nach Steuern von 27,7 Millionen Euro (2022: 17,2 Millionen Euro).

 Anteil der einzelnen Geschäftsbereiche zum Gesamtumsatz (Quelle: Jahresbericht 2023)

Nun kann das dargebotene Zahlenmaterial als nicht ergiebig bezeichnet werden. Da die Landesholding Burgenland keine Profitmaximierung anstrebt, sind Kennzahlen, aus derer sich die Rentabilität der Unternehmensgruppe erschließen, auch nicht zwangsweise erforderlich. Ähnliches gilt für eine Geldflussrechnung. Allerdings wären angesichts der ausgewiesenen Verbindlichkeiten iHv. 2,1 Milliarden Euro und einem Verschuldungsgrad größer 300 Prozent, d.h. das Fremdkapital liegt mehr als das Dreifache über dem (erweiterten) Eigenkapital, mehr Details zur Struktur des Fremdkapitals wünschenswert.

Das sagt der Rechnungshof

Doch wer suchet, der findet. Die erste Anlaufstelle für komplementäre Informationen zu öffentlichen Institutionen und damit verbundenen Unternehmen ist der Burgenländische Landes-Rechnungshof (BLRH). Die Prüfung der wirtschaftlichen Gebarung von Unternehmen, an denen das Land Burgenland unmittelbar oder mittelbar zu mehr als 25 Prozent beteiligt ist oder auf anderem Wege beherrscht werden, sind die Kernaufgabe dieser Kontrollorganisation. Aus dieser Prüfungstätigkeit purzeln Feststellungen und in weiterer Folge Empfehlungen, die in der Zielsetzung beispielsweise die Steigerung der Effizienz beim Einsatz öffentlicher Mittel oder Verbesserungsvorschläge für die korrekte Rechnungsführung beinhalten. Das kann alles auf der Website des BLRH nachgelesen werden.

Im Jahr 2022 wurde ein bemerkenswerter Prüfungsbericht über die Finanzschulden des „Konzern Burgenland“ veröffentlicht. Daraus kristallisieren sich äußerst interessante Details. Zum Stichtag 31.12.2021 lag die Summe der Finanzschulden im „Konzern Burgenland“ ohne den Konzern Energie Burgenland bei rund 1,8 Milliarden Euro. Davon entfielen auf das Land Burgenland selbst in etwa 0,7 Milliarden Euro und somit rund ein Drittel der Finanzschulden. Die Unternehmen der Landesholding Burgenland GmbH, das waren sie selbst und 55 ihrer in die Prüfungshandlungen einbezogenen Konzernunternehmen, wiesen rund 1,2 Milliarden Euro an Finanzschulden aus.

Lagebild zu den Finanzschulden im „Konzern Burgenland“ (Quelle: BLRH Prüfungsbericht Finanzschulden 2021)

Damit waren zu diesem Zeitpunkt rund zwei Drittel der Finanzschulden – überwiegend sind das Anleihen und Bankkredite – in die Landesholding Burgenland GmbH und ihre Konzernunternehmen ausgelagert. Die Besicherung dieser ausgelagerten Finanzschulden erfolgte wiederum zu fast 85 Prozent durch Haftungsübernahmen des Landes Burgenland.

Zuletzt noch ein Blick auf die Fälligkeitsstruktur und den Schulden- wie Zinsdienst basierend auf den Verbindlichkeiten der Landesholding Burgenland im Jahr 2021. Angemerkt sei dazu, dass ca. 37 Prozent der gesamten Finanzschulden der Unternehmensgruppe endfälligen Finanzierungen unterliegen, für die über die gesamte Laufzeit hinweg nur die Zinsen bedient werden müssen und die Tilgungen auf zukünftige Zeitpunkte verschoben sind.

Schuldendienst Landesholding Burgenland

Schuldendienst der Landesholding Burgenland (Quelle: BLRH Prüfungsbericht Finanzschulden 2021)

 

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