Königliche Freistädte Ungarns im Burgenland – Eisenstadt (Teil 3)

Der historische Hintergrund zu den beiden Freistädten im Burgenland ist selten Teil der landläufigen Erzählungen. Im dritten und letzten Teil dieser Kurzserie werfen wir den Blick auf die wechselhafte Geschichte der königlichen Freistadt und gleichzeitig heutigen Landeshauptstadt Eisenstadt.

Freistadt Burgenland Eisenstadt

Nachdem wir im ersten Teil die Entstehungsgeschichte der im damaligen Königreich Ungarn befindlichen sogenannten königlichen Freistädte und die damit verbundenen Vorrechte und Pflichten beleuchteten sowie uns im zweiten Teil der Geschichte von Rust am See näher widmeten, bildet die Landeshauptstadt Eisenstadt den Schlusspunkt unserer Reise. Nicht das erste Mal rückt die größte Ortschaft des Burgenlandes in den Mittelpunkt unserer Betrachtung, wie wir an verschiedenen Stellen bereits vermerkt haben.

 

Die Anfänge

Am Fuße des Leithagebirges liegend überdauerte die heute über 15.000 Einwohner zählende Freistadt über Jahrhunderte gewissermaßen ein Schattendasein. Ob nun im frühen 12. Jahrhundert von einem „castrum ferrum“ die Rede war oder die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1264 als „minor Mortin“ herangezogen wird – auf alle Fälle lag der Ort im Westen des damaligen Königreiches Ungarn.

Ähnlich wie bei Rust kam es zur strategischen Befestigung der Stadt, im Falle Eisenstadts unter der Regentschaft des ungarischen Magnatengeschlechts Kaniszai. Der beachtlichen Fortifikation mit Haupt- und Zwingermauer sowie vorgelagertem Stadtgraben wegen verdankt Eisenstadt seinen heutigen Namen.  In den Jahren der Türkenkriege stand Eisenstadt als Teil des deutsch besiedelten Westungarns als Pfand unter der Direktverwaltung Habsburgs. In den Kriegswirren eroberten die Osmanen zweimal die Stadt, deren Bürger sich dank des Weinbaus und des lukrativen Handels der eigenproduzierten Weine einen Wohlstand erarbeitete.

 

Erhebung zur königlichen Freistadt und die Bedeutung der Esterházy

In der Mitte des 17. Jahrhunderts drängte der ungarische Adel auf eine Reintegration der Gebiete Deutsch-Westungarns in das historische Königreich und hiermit auf ein Ende der österreichischen Direktverwaltung. Zunächst abgewiesen, wurde schlussendlich Eisenstadt in seinem damaligen Umfang innerhalb der Stadtmauern im Oktober 1648 vom römisch-deutschen Kaiser und ungarischen König Ferdinand III. nach mehrmaliger Urgenz der Bürgerschaft zur königlichen Freistadt erhoben. Dafür entrichteten die Stadtväter 16.000 Gulden und 3.000 Eimer Wein, welche im Wert in etwa 9.000 Gulden entsprachen. Auch dieser Umstand ähnelt den Gegebenheiten in Rust.

Um die ungarische, im Aufstieg begriffene Adelsfamilie Esterházy nachhaltig für das Haus Habsburg zu binden und sie somit auch für die katholische Sache zu gewinnen, wurde ihr 1647, ebenfalls von Kaiser Ferdinand III, die Region Eisenstadt übertragen. Bereits davor erhielten sie die Herrschaften Eisenstadt und Forchtenstein als Pfand (1622). Die Familie Esterházy entwickelte sich bald zu einer der reichsten Adelsfamilien Mitteleuropas und entschied sich für Eisenstadt als fürstlichen Hauptsitz, wo anstelle der früheren Burg das repräsentative Schloss neu errichtet wurde. Die Streitigkeiten zwischen dem Herrschaftsinhaber Nikolaus Esterházy und der Bürgerschaft um den Status der königlichen Freistadt blieben für lange Zeit ungelöst. Erst 1692 kam es zu einer schriftlichen Einigung zwischen den beiden Parteien.

 

Die Landeshauptstadt-Werdung

Das Werden Eisenstadts zur Hauptstadt des noch jungen Bundeslandes Burgenland war keinesfalls eine ausgemachte Sache. Die dafür ursprünglich vorgesehene und aufgrund der Bevölkerungsgröße wohl prädestinierte Stadt Ödenburg (Sopron) ging durch das Plebiszit im Dezember 1921 an Ungarn, welches nur noch knapp über ein Drittel des historischen Königreiches an Staatsbesitz umfasste. Die provisorische Sitz der burgenländischen Landesregierung lag zunächst in Bad Sauerbrunn. Zusammen mit der im Süden propagierten Variante einer burgenländischen Landeshauptstadt in Pinkafeld sowie Bad Sauerbrunn und Mattersburg konkurrierte das von Wien präferierte Eisenstadt um die Kür zur Kapitale.

Es dauerte bis zum 30. April 1925, also fast dreiundeinhalb Jahre nach der Abstimmung in Ödenburg, ehe die erforderliche Zweidrittelmehrheit an Abgeordneten im Burgenländischen Landtag zugunsten Eisenstadts votierte. Bezeichnenderweise trat daraufhin der amtierende Landeshauptmann Josef Rauhofer, ein gebürtiger Mattersburger, zurück und löste eine Regierungskrise damit aus. Noch einmal vierzig Jahre später, 1965, verankerte Eisenstadt den Status der Landeshauptstadt in der Stadtverfassung. In der burgenländischen Landesverfassung erfolgte die offizielle Nennung gar erst im Jahr 1981.

Heute stellt Eisenstadt nicht nur das administrative Zentrum des Burgenlandes dar, sondern etablierte sich als ebensolches aus konfessioneller Perspektive mit Sitz der Erzdiözese und als verkehrstechnisch gut erreichbarer Wirtschaftsstandort mit Industrie- und Gewerbepark sowie angeschlossenem Technologiezentrum. Zudem beheimatet die Freistadt eine Vielzahl an Schulen unterschiedlicher Lehrstufen als auch mit dem Joseph-Haydn-Konservatorium und der Fachhochschule Burgenland zwei Hochschulen.

 

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