Burgenlands Unternehmen – das historische Erbe der Esterhazy Betriebe (Teil 2)

Während wir im ersten Teil auf die historischen Vorläufer der heutigen Esterhazy Betriebe blickten, nehmen wir im zweiten Teil die jüngste Unternehmensgeschichte und den Status quo dieses breit aufgestellten burgenländischen Leitbetriebs unter die Lupe.

Freistadt Burgenland Eisenstadt

Am Anfang der Gründung der Esterhazy Betriebe GmbH steht die Überführung des historischen Erbes und Besitztümer in drei unterschiedliche Stiftungen. Davor war das Eigentum der Familie Esterházy im Rahmen eines Fideikommiss geregelt, also ein unteilbarer Vermögensbestand, der jeweils durch das Familienoberhaupt verwaltet wurde. Etwaige Veräußerungen von Vermögensteilen waren nur auf Beschluss des Familienrates möglich.

 

Die drei Stiftungen

Nach dem Tod von Paul Esterházy im Jahr 1989 wurde Melinda Alleinerbin. In seiner letztwilligen Verfügung hatte Paul ihr aufgetragen, den Bestand des Vermögens auf Dauer zu sichern. Über jene Teile des Vermögens, die nie Teil des familiären Fideikommiss gewesen waren, verfügte seine Witwe in den Folgejahren: Einzig das Gut Edelstetten in Bayrisch-Schwaben liegend ging im Rahmen einer Schenkung Melindas an den Familiensprecher Paul Anton Esterházy. Das Palais Esterházy in der Wiener Innenstadt wurde Anfang der 1990er-Jahre an die ehemalige Bankinstitut Creditanstalt, heute Teil der italienischen UniCredit Group, verkauft.

Quelle: Offizielle Firmenwebsite

Nachdem im Jahr 1994 in Österreich das Privatstiftungsgesetz in Kraft trat, brachte Melinda das frühere Fideikommiss-Vermögen mit allen Betrieben und Immobilien in drei österreichische Privatstiftungen ein. Diesen drei unauflöslichen Stiftungen übergab sie ihr das historische Erbe, in den Stiftungsurkunden wurde explizit auf den Fideikommiss Bezug genommen und ein Familienrat als Kontrollorgan vorgesehen. Damit war nicht nur der Fortbestand rechtlich gesichert, sondern auch die Unteilbarkeit des Besitztums. Die Erträge daraus dienen der Bewahrung und Aufwertung historischer Bauten. Weiterer Wunsch der Stifterin Melinda Esterházy waren der Erhalt und die Zugänglichmachung der fürstlichen Sammlungen und Kulturobjekte für die Öffentlichkeit.

 

Gründung der EBG

Nachdem sich Melinda Esterházy aus dem operativen Geschäft zurückzog, hat ihr Neffe Stefan Ottrubay, ein promovierter Jurist mit internationaler Managementerfahrung, die Leitung über die wirtschaftlichen Belange übernommen.

Um das in den Stiftungen enthaltene Vermögen nach den Vorstellungen der neuen Leitung verwalten zu können, wurde im Februar 2002 eine vorhandene Gesellschaft mit beschränkter Haftung übernommen, die zu Jahresbeginn 2002 zur Esterhazy Betriebe GmbH (EBG) umfirmiert und die Betriebe der Esterházyschen Domäne eingebracht. Nach dem Tod von Melinda im Jahr 2012 erfolgte durch einen sogenannten Einbringungsvertrag der Übertrag der verbleibenden Geschäftsanteile der Domänen Privatstiftung in die EBG.

Heute setzt sich das Unternehmen aus fünf Geschäftsfeldern zusammen:

 

  • PANNATURA: Im Bereich des Geschäftsfeldes PANNATURA werden die Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz zusammengefasst. Vor mehr als 20 Jahren wurde die Produktion auf den Ackerflächen auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Die produzierten Nahrungsmittel sind unter den Marken „Bio-Landgut Esterhazy“ und „Esterhazy Wildspezialitäten“ erhältlich.
  • Weingut: Das Weingut Esterházy in Trausdorf bewirtschaftet seit dem Jahr 2019 die insgesamt 65 Hektar biologisch. Die Weingärten liegen in einem Umkreis von zehn Kilometern in den Ortschaften St. Margarethen, Großhöflein, Rust und St. Georgen.
  • Hospitality: Der Bereich Hospitality beinhaltet nach der Errichtung des 4-Sterne-Superior-Hotels Galántha in Eisenstadt, der Erweiterung des Boutique-Hotels „Zum Oberjäger“ im Schloss Lackenbach und dem Ausbau des Seebads Breitenbrunn wesentliche Tourismus-Standorte im Burgenland.

Quelle: Nachhaltigkeitsbericht 2019-2021, S. 97

 

  • Immobilien: Neben den Neubauprojekten befasst sich der Bereich zudem mit der Verwaltung, Aufwertung und Sanierung von Freizeitanlagen, Stadtimmobilien und historischen Großanlangen sowie mit der Immobilienentwicklung.
  • Tourismus, Kultur und Veranstaltungen: Die geschichtsträchtigen Gebäude, Kunstsammlungen und Kulturevents repräsentieren den Bereich Tourismus, Kultur & Veranstaltungen. Die zahlreichen Ausstellungen, Konzerte und musikalischen Events wie der Oper im Steinbruch und dem HERBSTGOLD-Festival sind in diesem Bereich inbegriffen.

Die Zuständigkeiten für unternehmerische Beschlüsse und Verantwortlichkeiten sind – nach dem Konzept einer dezentralen Unternehmensstruktur – in all diesen Bereichen stets auf mehrere Personen und Abteilungen verteilt. Hinzu kommen die betriebsinternen Abteilungen Finanz, Personal, Recht, IT und Kommunikation. Die Leitung obliegt dem Vorstand der jeweiligen Stiftung. Die Esterhazy Privatstiftung, die Domänen Privatstiftung und die F. E. Familien-Privatstiftung Eisenstadt sind eigenständige und selbstständig agierende juristische Personen.

 

Zahlen und Daten

Esterhazy konnte laut dem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht im Geschäftsjahr 2021 an die positive Entwicklung des Jahres 2020 anschließen. Trotz unterschiedlichster Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie erwirtschafteten die Esterhazy Betriebe einen Umsatz von insgesamt 57,5 Millionen Euro. Das waren um 0,2 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Die größten Ergebnisbeiträge leisteten traditionell PANNATURA mit einem operativen Gewinn von rund 5,0 Mio. Euro sowie die Immobilienabteilung mit 6,4 Mio. Euro zum Gesamtergebnis von 11,4 Mio. Euro (2020: 14,3 Mio. Euro). Ins Auge fällt der deutlich gestiegene Personalaufwand von 20,6 auf 23,0 Mio. Euro sowie die Investitionen in das Anlagevermögen von 5,6 auf 8,0 Mio. Euro.

Quelle: Nachhaltigkeitsbericht 2019-2021, S. 118

 

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