Burgenlands Unternehmen – Vossen aus Jennersdorf als Udo Jürgens Markenzeichen

Einst ein aufstrebendes Unternehmen aus der Region, durchlief Vossen wirtschaftlich harte Zeiten in den 1990er Jahren. Aktuell auf gesunden Beinen stehend, blicken wir im neuen Teil der Serie auf den südburgenländischen Leitbetrieb.

Vossen Jennersdorf

 

Die Trauer und gleichzeitige Bestürzung waren groß, als Österreichs wohl berühmtester Sänger und Komponist des letzten Jahrhunderts, Udo Jürgens, im Jahr 2014 aus dem Leben schied. Im beschaulichen Jennersdorf dürfte insbesondere beim Handtuch- und Bademantelhersteller Vossen die traurige Botschaft über den Verlust eines jahrzehntelangen treuen Kunden tiefe Betroffenheit verursacht haben. Die obligatorische Zugabe im weißen Bademantel aus dem Hause Vossen war einst Markenzeichen bei Udo Jürgens Konzerten.

Im Zentrum dieses Beitrages steht die wechselvolle, mitunter turbulente, Geschichte des Produzenten dieser qualitativen Textilwaren. 1925 im ostwestfälischen Gütersloh gegründet, setzten die deutschen Gründer im Jahr 1961 mit einem Zweigbetrieb den ersten Schritt auf österreichischem Boden. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze, die vor allem von Frauen angenommen wurden und in der Spitze 700 Menschen eine Beschäftigung gaben, wirkten der allgemeinen Tendenz zum Pendeln in die Städte Graz und Wien positiv entgegen. Weiters bedeutete der neue Großbetrieb für Jennersdorf merklich höhere Steuereinnahmen und die Möglichkeit, viele neue kommunale Aufbauarbeiten umsetzen zu können.

 

Turbulente 90er Jahre mit Happy End

Die Jahre wirtschaftlicher Prosperität gingen spätestens ab den 1990er Jahren zu Ende. 1996 musste die Geschäftsleitung den Konkurs über das Vermögen der Firma Vossen eröffnen. Mehr als 300 Arbeitsplätze standen vor dem Aus. Die Wirtschaftsservice Burgenland AG – kurz WIBAG – musste gemeinsam mit einer Investorengruppe einspringen, was ihr u.a. ein Prüfverfahren aufgrund des EU-Wettbewerbsrecht einbrachte. Mit diesem Schritt wurde Vossen ein österreichisches Unternehmen, die Werke des ehemaligen Eigentümers in Deutschland mussten schließen.

Nachdem die Produktion, Infrastruktur und die Belegschaft sowie die mit Vossen verknüpften Markenrechte von der österreichischen Gesellschaft übernommen wurden, setzte die Restrukturierung bei gleichzeitiger Modernisierung der Anlage ein. Schließlich übernahm 2004 die Linz Textil AG, ihres Zeichens ein international ausgerichteter Textilkonzern, zu 100% die Anteile an der Vossen GmbH.

 

Wieder auf Expansionskurs

Im Jahr 2016 gab das Unternehmen bekannt, 1,2 Millionen Euro in die vorhandene Infrastruktur zu investieren bzw. den Ausbau voranzutreiben. Dies kann als klares Zeichen interpretiert werden, dass der Mutterkonzern Linz Textil AG am Produktionsstandort im Südburgenland weiterhin festhält. Als einer der führenden Frottierwarenhersteller in Europa stellt Vossen rund sechs Millionen Produkte im Bereich Bade-, Handtücher und Bademäntel her.

Heute blickt Vossen auf eine stabile wirtschaftliche Lage und solide Bilanz. Trotz Corona-Pandemie fuhr das Unternehmen ein Rekordergebnis von über 36 Millionen Euro Umsatz für das vergangene Geschäftsjahr 2020 ein. Neue Vertriebskanäle durch beispielsweise Kooperationen mit anderen international präsenten Händlern und mehrsprachigem Webshop sowie Projekte, die auf eine Expansion in die Vereinigten Staaten und China abzielen, sind in der Umsetzung. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ist in Anbetracht der eigenen turbulenten Vergangenheit und im Kontext der globalen Veränderungen für Exportunternehmen eine Grundvoraussetzung, um die knapp 160 Arbeitsplätze am Standort Jennersdorf zu sichern.

Wie erlebt ihr das Unternehmertum im Burgenland? Teilt uns gerne eure persönliche Wahrnehmung und Erfahrungen mit einem Kommentar mit!

 

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