Unsere nun schon fast eine kleine Ewigkeit schlummernde Serie über die 3 Gs, nämlich Garten, Gemüse und Gewürze geht, aus aktuellem Anlass, in die nächste Runde und beschreibt diesmal – mit Erfahrungsbericht – die Gefährlichkeit der Kürbisse…
von Franz Lex
Obwohl ich im Beitrag GGG – Garten, Gemüse und Gewürze (Teil 3) vom 22. September 2023 schon ausführlich die Kürbisse „durchleuchtet“ habe, rolle ich Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) nochmals in die Mitte unserer Beitragsarena, würze meine Ausführungen mit einer besonderen Besonderheit dieser Gewächse und schildere über Ereignisse, die ich nach dem Verkosten eines Kürbisgerichtes zu meinem Leidwesen in den letzten Wochen und Monaten mit einem einwöchigen Spitalsaufenthalt erlebt habe bzw. durchleben „musste“!
Es beginnt alles am 13. Juli
Das Verkosten einer mit einer gekauften Butternuss zubereiteten Kürbiscremesuppe verursacht umgehend stundenlange Magenschmerzen. Nachdem der Hausarzt auf Urlaub ist, googele ich nach „Kürbisvergiftung“ und lese, dass nach einigen Stunden die Schmerzen nachlassen können bzw. Aktivkohle von der Apotheke (rezeptfrei) das Problem löst. Nachdem nach einigen Stunden kein Nachlassen der Schmerzen einsetzt, kaufe ich in der Apotheke Aktivkohle. Die Einnahme von vier Tabletten beendet sofort die Magenschmerzen. Eine Woche später esse ich ein Stück Wassermelone, merke bald ein komisches Gefühl im Magen und lasse es bleiben – ohne weitere Auswirkungen. Der Verzehr von einigen Gurkenscheiben am 04. August verursacht ein tagelanges flaues Gefühl im Magen, das sich mit Kräutertees, Wasser und trockenem Brot zeitweise beruhigt, und gipfelt in einer schlaflos mit Magenschmerzen durchbrachten Nacht vom 07. auf den 08. August. Die Auswertung der Blutprobe nach dem Arztbesuch zeigt nach einem Anruf am Nachmittag in einer Besprechung mit dem Arzt sehr hohe Leberwerte. Der Arzt sagt „Es ist doch eine Lebensmittelvergiftung!“ und empfiehlt mir eine sofortige Fahrt zur Ambulanz ins Krankenhaus.
Ein Butternusskürbis schmeckt an sich herrlich…
Als „schwerer Trankler entlarvt“, obwohl noch nie betrunken
Mit der Überweisung und dem Befund melde ich mich in der Ambulanz im Krankenhaus um 18.39 Uhr an und werde gleich aufgrund der hohen Leberwerte als schwerer Alkoholiker abgestempelt, obwohl ich erkläre, dass ich wegen eines etwas erhöhten Magensäuregehalts keinen Alkohol trinke und in meinem Leben bis jetzt noch keinen Rausch, aber Mitte Juli eine Kürbisvergiftung – erzählt mit dem oben geschilderten Verlauf – hatte. Nach der höhnischen Bemerkung „Und Sie glauben wirklich, dass von einer Kürbisvergiftung Ihre hohen Leberwerte herrühren!“ wird mir gesagt, „dass eine Blutprobe notwendig ist, obwohl der Hausarzt heute schon Blut abgenommen hat“, und es werden einige Untersuchungen (Sonographie des Ober- und Unterbauches und CT des Oberbauches und des Beckens) durchgeführt.
Aus „ambulant wurde stationär“ von Freitag bis Freitag
Um 22.00 Uhr darf ich mir ein Bett im Krankenzimmer aussuchen. Jeden Tag werden mir intravenös je zwei Mal 0,5 l Antibiotikalösungen und 1 l Flüssigkeit verabreicht. Jeden 2. Tag (Sonntag, Dienstag und Donnerstag) weise ich auf die Kürbisvergiftung hin. Am Dienstag sage ich, dass man die Kürbisvergiftung „noch nicht am Schirm“ hat, woraufhin mir fünf Blutproben für verschiedene Auswertungen abgenommen werden. Am Donnerstag bitte ich die Ärztin bei der Visite, obwohl es schon einige Tage die Essenszustellerin versucht hat, dass keine Kürbisgewächse im Essen sind, weil ich sie nicht vertrage. Am Freitag gibt es Kürbiscremesuppe, gedünsteten Fisch und Gemüsereis mit Gurken- oder Zucchinistücken und als Nachspeise Apfelmus. Statt der angekündigten Untersuchung wird mir um 14.45 Uhr der Entlassungsbrief überreicht.
Kürbisallergie festgestellt
Ein über den Hausarzt mit einer Blutprobe veranlasster und bei der MVZ GANZIMMUN GmbH in Mainz (D) durchgeführter Allergietest ergibt laut der Allergiediagnostik eine höhere Konzentration sowohl bei den Kürbis IgG-Werten als auch bei den Kürbis IgE-Werten. Eine Kürbisallergie kann auch eine Reaktion auf Melonen, Gurken und Zucchini auslösen, die ich nicht mehr esse!
Gurke, Melone, Kürbis, Zucchini & Co. können Gifte enthalten
So wie Chilis ihre Schärfe haben, bilden Kürbisgewächse Bitterstoffe aus, nach dem wissenschaftlichen Namen Cucurbitacine genannt, um nicht von Schädlingen gefressen werden. Aus unserem heimischen Kürbisgemüse wurden diese Bitterstoffe herausgezüchtet.
Allerdings können Speisekürbisse & Co. diese Bitterstoffe enthalten, wenn deren Blüten von Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen und Insekten besucht und mit Pollen von Zierkürbissen bestäubt werden, die für Dekorationszwecke kultiviert werden und ungenießbar sind. In vielen Zierkürbissen können die giftigen Bitterstoffe enthalten sein.
Bienen lieben die Kürbisblüten…
Gsund, gschmackig und manchmal auch gfährlich!
Das Fruchtfleisch von Kürbisgewächsen ist
- kalorienarm,
- reich an Ballast- und
Mineralstoffen wie Calcium, Eisen, Kalium und Magnesium,
- mit viel Beta-Carotin sehr gesund,
- zu verschiedenen Beilagen und Hauptgerichten verarbeitet sehr schmackhaft und
- gut verträglich und
- kann den Bitterstoff „Cucurbitacin“ enthalten, der nach dem Kochen und der Zubereitung des Gerichtes schon beim Verzehr von kleinen Mengen nicht nur zu schweren Magen- und Darmbeschwerden und Herz- und Kreislaufproblemen, sondern zu einer Lebensmittelvergiftung, die in extremen Fällen sogar zum Tod führen kann.
Kürbisse sind geschmacklich ein Traum in orange.
Die Giftstoffe sind hitzebeständig, d.h., dass sie durch Kochen – wie bei Fisolen oder Holunderbeeren – nicht entfernt werden!!!
Hobbygärtner aufgepasst – der Tod lauert im eigenen Garten
Das beliebte Kultivieren von Zierkürbissen am Gartenzaun, am Balkon oder außerhalb des Gemüsegartens kann zum Verhängnis werden, denn vor allem Honigbienen sammeln Nektar und Pollen während eines Fluges nur von Blüten derselben Pflanzenart im Umkreis von bis zu einigen Kilometern.
Ein einfacher Test reicht
Giftige Kürbisgewächse, zu denen Zucchini und alle Arten von Speisekürbissen, Melonen und Gurken gehören, erkennt man am bitteren Geschmack, weshalb man unbedingt vor jedem Verzehr oder jeder Zubereitung ein kleines Stück vom rohen Fruchtfleisch kosten soll. Schmeckt es bitter oder nur leicht bitter, soll man es sofort ausspucken, den Mund ausspülen und das Stück gemeinsam mit der Frucht auf dem Komposthaufen oder in der Biomülltonne ent(d)sorgen. Auch leicht bittere Kürbisspeisen sollte man sofort ausspucken, um keine Vergiftungserscheinungen befürchten zu müssen. Der Verzehr von unreifen Kürbissen und Melonen ist ebenfalls nicht ratsam.
Auch Melonen sollte man vorkosten…
Kein medizinisches Gegenmittel bei einer Kürbisvergiftung
Nach dem Verzehr einer größeren Menge können innerhalb einer Stunde Aktivkohle, die das Gift bindet, und viel Wasser, das es verdünnt, helfen, aber keine Milch, die die Aufnahme der Giftstoffe beschleunigt, getrunken werden.
Unverträglichkeit oder Allergie
Treten nach dem Verzehr von Gerichten aus einwandfreien Früchten trotzdem Beschwerden wie z.B. Durchfall, Erbrechen, Magenkrämpfe, Übelkeit, Hautrötungen Juckreiz, Husten und Niesen auf, könnte eine Unverträglichkeit bzw. eine Allergie schuld sein.
Eine weitere persönliche Begebenheit, die auch beachtet werden sollte
Als wir im Frühjahr keine weiteren Zucchinipflanzen in Gärtnereien erhalten, kaufen wir bei einem Pflanzenmarkt Zucchinisamen, die auch sofort keimen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich – wie auf dem Foto ersichtlich – lange Reben wie bei Kürbissen, die erst spät zuerst winzige, verkümmerte Früchte, die gelb werden und abfallen, und dann normale Früchte ansetzen. Mit Verdacht auf Zucchinis mit Bitterstoffen reißen wir noch vor dem Öffnen der Blüten alle Pflanzen aus und kompostieren sie.
Diese Zuchhini haben wir vorsorglich entfernt.
Mit Hinweis auf die Sicherheitsmaßnahmen präsentiere ich trotzdem ein Gericht mit Zucchini und Gurke: Gemüseeintopf mit Käsepressknödel
Diese Zutaten braucht man für den Eintopf
Zutaten (ohne Mengenangabe):
- Zwiebel
- Knoblauch
- Karotten
- Fisolen
- Paprika
- Gurken (auf Bitterstoffe gekostet)
- Zucchini (auf Bitterstoffe gekostet)
- Kartoffel als Bindemittel
- Fett/Öl
- Gewürze nach Belieben
Zwiebel, Knoblauch und Karotten kleinwürfelig schneiden und in Fett/Öl andünsten. Das übrige würfelig geschnittene Gemüse dazugeben, mit Salz, Thymian, Bohnenkraut und Kümmel (im Ganzen) würzen und weichkochen. Wer die Abwechslung liebt, kann das Gericht jedes Mal mit anderen mitgekochten Zutaten, wie Speck, Geselchtem, gekochten Bohnen oder Linsen und – über Nacht in Wasser eingeweicht – Rollgerste, Dinkelreis, Hirse oder Buchweizen verfeinern.
Die am Vortag aus dem Gefrierschrank entnommenen Käsepressknödel werden mit etwas Wasser in einer zugedeckten Glasschüssel im Backrohr erhitzt.
Mahlzeit!
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Hier geht es noch zu den weiteren Teilen der Serie:
Teil 1: Zwiebel
Teil 2: Paradeiser
Teil 3: Kürbis
Teil 4: Paprika
Teil 5: Karotte & Co
Teil 6: Kohl, Kraut und Co
Teil 7: Bohnen
Teil 8: Blattläuse
Teil 9: Kamille
Teil 10: Bohnenkraut
Teil 11: Oregano
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