Winterzeit is und unsere Serie über die 3 Gs, nämlich Garten, Gemüse und Gewürze geht nun in die insgesamt dreizehnte Auflage. Nun beleuchten wir die kalte Jahreszeit und ihre Gartengeheimnisse.

Von Franz Lex
Nachdem im Februar 2023 die österreichische Regierung bekanntgibt, alle Corona-Maßnahmen auslaufen zu lassen, und somit die drei GGG´s für genesen, getestet und geimpft Geschichte sind, starte ich im Juni 2023 meinen drei GGG´s-Blog und beleuchte die Faszination des Hausgartens in allen Jahreszeiten; dieses Mal die kalte Jahreszeit mit Anregungen zum Nachdenken!
Der eigene Garten gewinnt an Bedeutung
Viele finden in der Coronazeit, die von Lockdowns mit stark eingeschränkten Sport- und Freizeitaktivitäten, Kontaktverboten, Homeoffice und Kurzarbeit geprägt ist, die beste Ablenkung im eigenen Garten und gestalten einen Teil der Grünfläche zu einem Gemüsegarten und/oder Blumenparadies um.

Scharlotten in Reih und Glied.
Gesundes aus dem eigenen Garten
Die drei GGG´s gesucht, gefunden und gekauft reichen diesmal nicht und werden durch viele G´s wie gesät, gekeimt, gejätet, gedüngt, gegossen, gepflegt, gewachsen, gereift und geerntet ersetzt, um ein wertvolles Produkt in Händen halten zu können. Alles klingt sehr einfach, aber alles hängt von vielen Faktoren ab, und die sind: Der richtige Zeitpunkt!
Gemüse, das „unbekannte“ Lebensmittel
Viele wissen gar nicht, wo Gemüse und Gewürze auf ihren Tellern herkommen. Mit „wo“ meine ich nicht Supermärkte und Geschäfte, wo viele (gewürzte) Gemüsearten in Regalen und auf Vorrichtungen
- tage-, wochen- und oft monate- oder sogar jahrelang
- bio und
- frisch auf beschichteten Papptellern (und) in Plastik,
- mit Konservierungsmitteln behandelt,
- in Papier- und Plastiksäcken und Netzen,
- hoch verarbeitet in (Halb)Fertigprodukten,
- in Dosen (Bisphenol A) eingeschweißt,
- in Flaschen und Gläsern pasteurisiert bzw. gekocht,
- in Plastik (Mikroplastik), in Kartons mit Kunststoffbeschichtung und Tetra-Packs (Verbund aus Papier, Aluminium und Plastik)
- bei Raumtemperatur, gekühlt oder tiefgefroren und
- sogar als Milch und Brotaufstrich
werbewirksam in Stellung gebracht als gesundes, wertvolles Lebensmittel preisgesenkt angeboten werden, sondern die Anbaugebiete in Asien, Afrika und vielen europäischen Ländern, wo viele Gemüsearten (und Gewürze)
- in Glashäusern und Folientunneln (ohne direkte Sonnenbestrahlung) und auf Plantagen
- von Millionen Menschen nicht einmal zum Mindestlohn
- unter miserablen Bedingungen
- auf Substratbasis mit Dünger versorgt gezüchtet,
- mit Pestiziden behandelt und geerntet und
- in verschiedensten Verpackungen frisch oder tiefgekühlt in Kisten und Großcontainern gestapelt werden und dann
- nach hunderten bzw. tausenden Kilometern in Flugzeugen und Schiffen und auf Eisenbahnwaggons und LKW´s
- über die Umschlagplätze, Großlager und Markthallen
- in Gastronomiebetriebe zur Verarbeitung gelangen und
- in Regalen von Supermärkten und Geschäften und auf Marktstandln landen.
Aus vorstehenden Gründen empfiehlt es sich, Gemüse anzubauen oder beim Direktvermarkter und in Bauernläden in der Region zu kaufen, wozu auch viele Helfer in der Natur ihren Beitrag kostenlos leisten.

Zitronenfalter auf Blüten der Käferbohne.
Unsere Helfer während der Vegetationszeit, die in unseren Gemüsegärten und Blumenwiesen Schadinsekten in Schach halten und die Bestäubungsarbeit leisten, zählen am Ende des Jahres nichts mehr!
In den letzten warmen Tagen werden im Spätherbst viele (Gemüse)Gärten und Blumenwiesen „ratzeputz abgeräumt„: Alles ein Zentimeter über dem Erdboden muss weg. Dabei werden oft unbewusst von vielen Hobbygärtnern nicht nur die Unterschlüpfe von Insekten und Spinnen, die mit verschiedenen Überwinterungsstrategien die kalte Jahreszeit überstehen, sondern zugleich auch viele Insekten und Spinnen zerstört. Zu den häufigsten Formen der Strategien zählt die Kältestarre, auch Winterstarre genannt, bei der die Körperfunktionen auf ein Minimum zurückgefahren werden. Durch in ihrem Körper gespeicherte frostschutzähnliche Mittel können viele Insekten sogar bei Minusgraden überleben und frieren nicht ein.
Sogenannte „Schadinsekten“ sind Lebensgrundlage vieler Nützlinge
- In und auf verholzten (und auch geknickten) Stängeln von Königskerzen, Him- und Brombeeren, Sonnenblumen, Gemüsepflanzen (Paprika, Melanzani usw.) und Staudenpflanzen wie Phlox, Sonnenhut, Oregano und Gräsern

In geknickte Stellen (Phlox) legen manche Heuschrecken ihre Eier.
- überwintern unzählige nützliche (Schad)Insekten in Form von
- Eiern (Blattläuse, Libellen, Gottesanbeterin, viele Heuschrecken und Schmetterlinge),
- Larven (Käfer in der Erde, Wildbienen in Brutröhren in Pflanzenstängeln),
- Raupen (viele Schmetterlinge), und
- Puppen (Schwalbenschwanz, Kohlweißling, Aurorafalter) und
- als erwachsene Tiere (Honigbienen, Marienkäfer, Florfliegen, Tagpfauenauge, Großer und Kleiner Fuchs, C-Falter, Zitronenfalter, Wanzen, Fliegen, Königinnen von Wespen und manchen Wildbienen – bei Holzbienen auch die Männchen).

Honigbiene auf Sonnenblume.

C-Falter nach der Winterstarre am 19. März.

Kokon der Wespenspinne in der Vegetation.
Auf den Polsterstauden, Gräsern, Sträuchern und Gemüsepflanzen
- hängen Kokons der Gottesanbeterin, deren Nachwuchs erst in der 2. Maihälfte schlüpft, und Kokons von Spinnen, deren Nachkommen im Herbst schlüpfen und den Winter in den geschützten Kokons verbringen und erst im Frühjahr verlassen,
- überwintern auch viele Spinnenarten, die erst im Frühjahr für Nachwuchs sorgen,
- und befinden sich auf einigen Arten Samen, die im Winter einigen Singvögeln (Stieglitz, Erlenzeisig) als willkommene Nahrungsquelle dienen.

Fruchtstand des Sonnenhutes als Nahrungsquelle für Vögel im Winter.
Abgeräumt wird am Beginn des Frühlings
Anfang April werden die Pflanzen von den Gemüsebeeten ausgerissen, die verholzten Stängel der Polsterstauden mit einer Baumschere bodennah abgeschnitten und die Blumenwiese schonend mit einem Fingermähwerk (Motormäher) gemäht und nicht mit Rasenmäher oder anderen Geräten die Pflanzen gehäckselt und nicht kompostiert, damit Nachzügler (Gottesanbeterinnen) noch eine Chance zum Schlüpfen haben. Das anfallende Material wird neben der Totholzhecke oder an der Grundstücksgrenze sonnenseitig geschlichtet, wird jährlich immer wieder ergänzt und dient jahraus und jahrein vielen Tieren als Lebensraum.

Die verholzten Stängel werden bei uns alljährlich zwischen Korbweiden aufgeschlichtet und dienen vielen Tieren als Unterschlupf.
Weitere Unterschlupfmöglichkeiten können wir vielen Tieren in einem „unordentlichen“ Garten mit Steinhaufen, Totholzhecken, hohlen Bäumen, die stehen bleiben, Laub, das liegen bleibt, und Nistkästen schaffen.
Gemüsebeete umgraben war gestern
Das Ausfrieren des Bodens ist Vergangenheit! Im Herbst gesäter Vogerlsalat kann bis zum Frühjahr geerntet werden. Pflanzen auf Beeten, die im Herbst und Winter gewachsen sind, werden erst im Frühjahr mit den Wurzeln entfernt und kompostiert, um die Feuchtigkeit im Boden zu erhalten. Auf die Beete wird Kompost aufgebracht und schonend mit dem Heindl eingearbeitet, damit die Bodenschichten nicht zerstört werden und die natürliche Bodenstruktur und das Bodenleben erhalten bleiben.
Beim Neuanlegen eines Beetes wird die Fläche mit recycelbaren Pappkartons und einer dicken Schicht Komposterde abgedeckt und bepflanzt. Dadurch werden der Boden und die Wirbelsäule geschont und verrotten mit der Zeit Grasnarbe und Pappkartons.
Zum Herbst passend gibt es Krautfleckerln mit Gemüse vom Garten und/oder Direktvermarkter!
Zutaten:
- 1 Happel Weißkraut, ca. 1,5 kg
- 3 große Zwiebel
- 5 Zehen Knoblauch
- 2 rote Paprika
- Salz
- Pfeffer
- Kümmel
- Muskatnuss
- Öl/Fett
- Fleckerl

Rote Paprika haben den höchsten Vitamin C-Gehalt unter den Gemüsearten.
Klein geschnitten Zwiebel in Öl/Fett anrösten, danach Knoblauch, Paprika und das nicht zu fein geschnittene Kraut dazugeben und mit Salz, Pfeffer, Kümmel (im Ganzen) und Muskatnuss gewürzt ca. eine Viertelstunde dünsten, bis das Kraut weich ist. Inzwischen werden Fleckerl gekocht.
Je nach Personenanzahl wird der benötigte Teil vom Kraut mit den Fleckerln vermischt und mit Sauerrahm serviert. Der übrige Teil wird nach dem Auskühlen für spätere Mahlzeiten eingefroren.

Krautfleckerl: ein variantenreiches Gericht, das alle mögen.
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Hier geht es noch zu den weiteren Teilen der Serie:
Teil 1: Zwiebel
Teil 2: Paradeiser
Teil 3: Kürbis
Teil 4: Paprika
Teil 5: Karotte & Co
Teil 6: Kohl, Kraut und Co
Teil 7: Bohnen
Teil 8: Blattläuse
Teil 9: Kamille
Teil 10: Bohnenkraut
Teil 11: Oregano
Teil 12: Kürbisgewächse
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