Burgenlands Bezirke in Zahlen: Mattersburg (Teil 5)

Im fünften Teil unserer Serie schauen wir uns den Bezirk Mattersburg, den flächenmäßig kleinsten Bezirk im Burgenland, unter demographischen Gesichtspunkten wie Bevölkerungsentwicklung, Arbeit, Wohnen und Mobilität genauer an.

Bezirk Mattersburg

In unserer vor der Sommerfrische begonnenen Beitragsserie berichten wir über die aktuelle Lage in Burgenlands sieben Bezirken anhand unterschiedlicher Schwerpunkte wie Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit etc. Nach den ersten vier Artikeln, auf welche wir am Ende dieses Beitrags nochmals gerne referenzieren dürfen, wenden wir uns von Süden kommend wieder gen Norden. Heute berichten wir über den – zumindest war das so in der jüngeren Vergangenheit – wohl bedeutendsten Bezirk aus der Perspektive eines Fußballbegeisterten Bloggers: Mattersburg.

Den Ausgangspunkt, welchen wir jedes Mal für den demographischen Vergleich unterschiedlicher Regionen heranziehen, markiert die Bevölkerungsentwicklung im historischen Vergleich. Auf den ersten Blick vermittelt uns die untenstehende Grafik recht prägnant, dass die Bevölkerungszahl mit aktuell ca. 40.500 lebenden Menschen im Bezirk Mattersburg seit Anfang der 1950er Jahr moderat wächst. Hierbei dürfte wohl auch die geographisch günstige Lage des Bezirks eine Rolle spielen: Wien, Wiener Neustadt oder Eisenstadt sind allesamt innerhalb von 45 Minuten erreichbar.

 

 

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerung in der historischen Entwicklung nach Bezirken von 1923 bis 2021 (Quelle: Statistik Burgenland)

Auch die Prognose für die Bevölkerungsentwicklung liest sich dem Trend folgend leicht positiv. Der Vergleich mit den beiden nördlichen Bezirken, Eisenstadt-Umgebung und Neusiedl am See, fällt dieses Bevölkerungswachstum weniger dynamisch aus.

 

Bevölkerungsschätzung nach Bezirken bis 2075 (Quelle: Statistik Burgenland)

Schauen wir uns den Bereich Mobilität an, kann erfreulicherweise festgehalten werden, dass die Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirkes über die Eisenbahn mit Wiener Neustadt und dem ungarischen Sopron verbunden ist. Der Schienenverkehr auf dieser Strecke soll im Rahmen eines Investitionsprogrammes (endlich) elektrifiziert werden. Von Wiener Neustadt aus geht es in knapp einer halben Stunde nach Wien bzw. kann ein Zug der Südbahn in Richtung Graz genommen werden (Dauer ca. zwei Stunden).

Da doch viele Menschen aus der Region nach Wien pendeln, haben wir uns den Fahrplan angesehen. Im halbstündigen Intervall mit einem Umstieg via Zug oder direkt mit dem Bus geht es in die Donaumetropole.

 

Fahrplan Bezirk Mattersburg Wien

 

Fahrplanabfrage auf der ÖBB-Website (Quelle: ÖBB)

Für den individuellen Personenverkehr existieren Anschlussstellen an die A2 Süd-Autobahn zur Fahrt in die Bundeshauptstadt nach Wien bzw. in die steirische Landeshauptstadt Graz. Ebenso von Interesse sei das Projekt „Mobilitäts-Musterstadt-Mattersburg“ zu erwähnen.

Das mit dem Arbeit finden im Heimatbezirk ist querbeet im Burgenland per se keine simple Sache. Dem Anspruch gerecht zu werden, einen der eigenen Ausbildung und den Fähigkeiten entsprechenden Job zu finden, ist je nach Anforderungsprofil mitunter eine unlösbare Aufgabenstellung. Der banale Grund dafür: es herrscht ein Mangel offener Jobpositionen vor. Unseren ersten Annährungsversuch starten wir mit der umfassenden Erwerbsstatistik, welche die Statistik-Abteilung des Land Burgenland für das Jahr 2019 zur Verfügung stellt:

 

Bezirk Mattersburg Erwerbstätige Pendler

Burgenlands Erwerbstätige und Pendler im Überblick (Quelle: Statistik Burgenland)

 

Auf den Bezirk Mattersburg umgemünzt, beträgt der Anteil an Pendler ca. 79 Prozent, was doch recht deutlich über dem Burgenland-Durchschnitt von 74 Prozent liegt. Anders ausgedrückt finden von hundert erwerbstätigen Ortseinwohnern 21 Personen eine Arbeit in derselben Wohngemeinde. Nur ein Fünftel der Pendler findet eine Arbeit im selben politischen Bezirk, d.h. für knapp 63 Prozent der Erwerbstätigen liegt der Arbeitsplatz außerhalb des eigenen Bezirkes.

Die Coronapandemie bedeutet(e) für den Arbeitsmarkt eine Zäsur. Während sich der Arbeitsmarkt seit Mitte 2020 zusehends erholte und aktuell (noch) – zumindest gefühlt – Rekordbeschäftigung im Lande herrscht, bleibt abzuwarten wie sich die wirtschaftliche Situation im Zuge des Krieges in der Ukraine, rasant steigenden Preisen durch Inflation und soeben erhöhten Zinsen in naher Zukunft entwickeln wird. Stellen wird die Zahl der Beschäftigungslosen, also jener Personen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos vorgemerkt sind oder an Schulungen teilnehmen, mit der Anzahl an offenen Stellen gegenüber, bedeutet dies, dass im August 2022 auf jede vierte Person im Mattersburger Bezirk eine offene Stelle entfällt:

 

Bezirk Mattersburg Arbeitsmarkt

 

Beschäftigungslose und offene Stellen auf Basis der Zahlen für August 2022 (Quelle: AMS Burgenland)

Wer sich mit einem adäquaten Arbeitsplatz glücklich schätzt und diesen aufgrund einer ausreichend ausgebauten Infrastruktur in zumutbarer Zeit auch erreichen kann, dürfte sich wohl ernsthaft mit dem Gedanken auseinandersetzen, sich in der Heimatregion dauerhaft niederzulassen. Allerdings zogen die Grundstückspreise auch im Burgenland in den letzten beiden Jahrzehnten ordentlich an. Für den Bezirk Mattersburg lässt sich auf Basis dieser veröffentlichten Preisdaten (ja, es handelt sich um Durchschnittswerte) konstatieren, dass das Preisniveau für burgenländische Verhältnisse im oberen Drittel sich etablierte:

 

Bezirk Mattersburg Grundstückspreise

 

Übersicht Grundstückspreise im Bezirk Mattersburg (Quelle: Simil.io)

Zuletzt werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation im Gründerwesen. Ein Indikator für die Entfaltung des unternehmerischen Potentials in Mattersburg ist die jährliche Statistik der Wirtschaftskammer zu den Neugründungen. Insbesondere die im Fachjargon als Gründungsintensität zitierte Kennzahl, welche die Anzahl an Unternehmensgründungen je 1.000 Einwohner ins Verhältnis setzt, zeigt in diesen Belangen ein potentielles Aufwärtspotential. Besagte Gründungsintensität liegt mit einem Ergebnis von 4,9 unter dem Durchschnittswert für das gesamte Burgenland (5,2).

 

Bezirk Mattersburg Neugründungen

 

Darstellung zu Unternehmensneugründungen und Gründungsintensität im Jahr 2021. (Quelle: WKÖ Burgenland)

 

Wie hat euch unser Lagebild zur Situation im Bezirk Mattersburg? Teilt uns gerne eure Meinung mit einem Kommentar mit!

Zum Nachlesen Serie Burgenlands Bezirke in Zahlen:

👉 Teil 1: Oberpullendorf

👉 Teil 2: Güssing

👉 Teil 3: Neusiedl am See

👉 Teil 4: Oberwart

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