Die Flüsse des Burgenlandes Teil 6 – die Leitha

Weiter geht’s mit unserer Serie über die Flüsse des Burgenlandes. In diesem Teil stellen wir die Leitha und ihre historische Bedeutung in den vergangenen Jahrhunderten vor.

Die Leitha, deren Name vermutlich so viel heißt wie „die Lehmige“ (vergleiche dazu auch die Namensherkunft von Raab und Lafnitz hier) entsteht in Niederösterreich durch den Zusammenfluss von Schwarza und Pitten und fließt nach ca 180 km bei Mosonmagyaróvár in die Kleine Donau (übrigens genauso wie die Raab).

Der Verlauf der Leitha (Quelle: mapy.cz)

Der 1000-jährige Grenzfluss

Auf ihrem Lauf in die kleine Donau bildet die Leitha wie an obiger Darstellung ersichtlich die heutige Grenze zwischen Niederösterreich und dem Burgenland von Neufeld bis Gattendorf. Heute nimmt man diese Grenze zwischen zwei Bundesländern vielleicht marginal wahr, historisch gesehen hatte dieser Grenzfluss allerdings eine große Bedeutung:

Ende des 9. Jahrhunderts drangen die Magyaren aus dem Osten kommend in die pannonische Tiefebene ein. In weiterer Folge fand eine deutsche Gegenoffensive und Wiederbesiedelung statt, bei der man um das Jahr 1000 die Leitha erreichte. Von nun an war die Leitha Grenzfluss. Auf der heutigen niederösterreichischen Seite wurde Ostarrichi, eine „Grenzmark im Osten“ geschaffen, aus der sich ja in weiterer Folge der Begriff Österreich entwickelt hat.

Die Magyaren haben ihrerseits auch einen Grenzschutzstreifen gegen Einfälle der Deutschen errichtet, den sogenannten Gyepü, den sie im Hinterland mit Burgen wie etwa Ödenburg (ungarisch: Sopron), Wieselburg (Moson) und Kotenburg (Sárvár) befestigt hatten. Im unmittelbarer Nähe zur Leitha entstanden Siedlungen der Grenzwächter, wie etwa die Ortschaft Pöttsching. Der Name von Pöttsching leitet sich übrigens von den Petschenegen, einem Stamm der Turkvölker ab, die die Magyaren als Grenzwächter dort angesiedelt haben.

Auf niederösterreichischer Seite wurden in der Nähe der Leitha befestigte Städte wie Wiener Neustadt, Bruck an der Leitha und Hainburg errichtet. Im Mittelalter war die Leitha geprägt von den Fehden zwischen dem Heiligen Römischen Reich und den Magyaren man einigte sich jedoch immer über die Grenze an der Leitha.

Die Schlacht an der Leitha – das Ende der Babenberger in Österreich

Wie wir aus dem Geschichtsunterricht wissen, waren die Babenberger das Herrschergeschlecht vor den Habsburgern in Österreich. Ihr Ende sollte sich ausgerechnet an der Leitha besiegeln, als Herzog Friedrich II. gegen den ungarischen König Bela IV. in der Schlacht an der Leitha 1246 gefallen war. Da er kinderlos blieb, leitete der Tod Friedrichs ein Österreichisches Interregnum ein, also eine Zeit ohne Herrscher, aus der letzten Endes die Habsburger als Herrscher über Österreich hervorgingen. Man vermutet, dass die Schlacht im Raum Ebenfurth/Neufeld stattfand.

Hier ist die Schlacht an der Leitha dargestellt (Quelle: Wikipedia).

Cisleithanien und Transleithanien

Eingang in den regelmäßigen Sprachgebrauch kam die Leitha in der Donaumonarchie durch die Begriffe Cisleithanien und Transleithanien. Cisleithanien war nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 die umgangssprachliche Bezeichnung des nicht zur ungarischen Reichshälfte gehörenden Teils der Monarchie, also alle Gebiete außer Ungarn und Teile Kroatiens. Trans- und Cis- also drübers und herübers der Leitha quasi (von Wien aus gesehen freilich). Erst 1915 bezeichnete man die Gebiete Cisleithaniens als Österreich (wogegen sich die slawische Bevölkerung freilich heftig wehrte).

Die Leitha als Namensgeber eines Kurzzeitstaates

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918 und den anschließenden Friedensverträgen von Trianon (für die ungarische Reichshälfte) und Saint Germain (für die österreichische Reichshälfte) sollte das Burgenland 1921 an Österreich übergeben werden. Durch militärischen Widerstand ungarischer Freischärler wurde das allerdings verhindert und gipfelte sogar in der Ausrufung des diktatorischen Staates Lajtabánság (oder Leithabanat).

 am 4.Oktober 1921 in Oberwart. Ziel der Republik Lajtabánság war der erneute Anschluss an Ungarn nach der Durchführung einer Volksabstimmung. Das Bestehen dieses Staates auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes war allerdings nicht von Dauer und wurde am 10. November 1921 mit dem Abrücken der Freischärler und dem Einmarsch der österreichischen Gendamerie   beendet.

 

Die Leitha auf dem Weg zum Naturschutzgebiet

Durch die Bedeutung der Leitha als Grenze zwischen Österreich und Ungarn über die Jahrhunderte, blieb der Fluss lange Zeit von Regulierungsmaßnahmen verschont. Dadurch hat die Leitha stellenweise noch einen natürlichen Charakter. In Niederösterreich ging man sogar so weit, dass man die Leithaauen zum Europaschutzgebiet erklärte. Dieses Vorhaben wurde im Burgenland zwar vor Jahren einmal angedacht  bislang blieb es aber ruhig um die Leitha…

Den schützenswerten Status der Leitha hat man im Burgenland noch nicht erkannt.

 

Hier noch die Links zu den anderen Artikeln der Serie

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

Teil 5

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