Weiter geht’s mit unserer Serie über die Flüsse des Burgenlandes. Diesmal widmen wir uns den bisher erfolgten Renaturierungsmaßnahmen im Burgenland.
Machen wir mal einen kurzen Rückblick: Wir haben uns mit der 4-dimensionalen Wirkweise unserer Flüsse beschäftigt, die Flusseinzugsgebiete im Burgenland beschrieben und über die menschlichen Einflüsse sinniert. Als letzten Teil unserer Serie in diesem Jahr schreiben wir über die getätigten Anstrengungen im Burgenland, unsere Flüsse wieder in einen ökologisch „guten Zustand“ zu bringen.
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie bringt die Wende
Anfang der 2000er Jahre wurde diese nämlich im nationalen Recht implementiert. Demnach verpflichtete sich Österreich den „guten ökologischen Zustand der Gewässer“ bis 2015 bzw. allerspätestens 2027 herzustellen. Aufmerksame Leser dieser Serie werden nun wohl schon erahnen, dass dieses Vorhaben damals mehr als ambitioniert war. In der Tat sind wir im Burgenland vom guten ökologischen weit weg und werden ihn aller Wahrscheinlichkeit auch 2027 nicht erreichen. Schuld daran ist hauptsächlich der Rückgang der Fischbestände, der seit den letzten Jahrzehnten dramatisch ist: rund die Hälfte der Fischarten der burgenländischen Flüsse ist verschwunden. Jene Fischarten, die noch da sind, pflanzen sich teilweise nicht mehr bestandserhaltend fort, werden also in den nächsten Jahren möglicherweise auch verschwinden. In etwa 90 % der Flussfischarten stehen im Burgenland auf der Roten Liste.
Grün = guter ökologischer Zustand. Im Burgenland noch eher eine Seltenheit.
Auf dem Weg zum guten ökologischen Zustand für Burgenlands Flüsse
Man erhofft sich durch Renaturierungsprojekte am Fluss zu erreichen, dass die Fische wieder einen geeigneten Lebensraum vorfinden. Dabei wird versucht sich dem Charakter des Flusses vor Regulierungsmaßnahmen wieder anzunähern. Dem Fluss wird in den meisten Fällen wieder mehr Platz zur Verfügung gestellt. So können sich unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten im Flussbett bilden, die die Wiederansiedlung entsprechender Fischarten ermöglichen. Denn wenn man 48 Fischarten ein Zuhause geben will, die ehemals an der Raab heimisch waren, dann braucht man auch entsprechend vielfältige Strömungsverhältnisse, was wiederum vielfältige Lebensräume bedeutet.
Die Renaturierungsprojekte im Burgenland…
… sind noch überschaubar. Vor allem wenn man an obenstehende Karte denkt, sind wir vom guten ökologischen Zustand noch weit weg. Nachfolgend sollen trotzdem ein paar gute Beispiele genannt werden von Rückbaumaßnahmen an unseren Flüssen.
Im Titelbild sieht man wie sich die Raab bei Jennersdorf in einem kleinen Stück wieder frei entfalten kann. Wenn der Fluss den Platz zur Seite hat und nicht durch Uferverbauung gesichert wird, schafft er sich auch den notwendigen Lebensraum für die Fische selbst.
Ein weiteres Projekt war auch eine Laufverlängerung der Raab im steirisch-burgenländischen Grenzgebiet. Hier hat man das geradlinige Bett der Raab aus früherer Regulierung aufgebrochen und einen neuen Flusslauf geschaffen und quasi „künstlich in die Landschaft gegraben. Auch der Wulka hat man maschinell neues Bett gegraben und den Flusslauf dadurch um 500 m verlängert.
Ein Luftbild vor der Maßnahme: Die regulierte Raab (Quelle: Google).
Ein Luftbild nach der Maßnahme: Zwei Meanderschleifen verlängern den Lauf der Raab (Quelle: WebGIS Burgenland)
Hervorzuheben ist auch die Renaturierungsmaßnahme an der Pinka von Riedlingsdorf bis Oberwart. Hier hat der Fluss ebenfalls wieder mehr Platz zur Verfügung und schafft sich seine Gewässerlebensräume im Wesentlichen selbst. Mit 3,3 Millionen Euro ist das kostenmäßig wohl das größte Flussrenaturierungsprojekt im Burgenland.
Nach der Renaturierung entstehen natürliche Fließverhältnisse wie hier an der Pinka (Quelle: BWV Bgld.)
Untenstehend gibt’s noch passende links zum Thema. Wart ihr etwa schon an einem dieser renaturierten Flussabschnitte? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!
https://www.diepresse.com/6074192/ein-sieben-punkte-programm-fur-gewasser
und hier gehts zu den anderen Teilen der Serie:
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