Die Flüsse des Burgenlandes – Vorstellung der Serie

Heute wollen wir euch eine neue Serie unseres Blogs vorstellen: Die Flüsse des Burgenlandes. Wie so oft pathetisch beschrieben geht es dabei um die blauen Lebensadern unserer Heimat.

Flüsse des Burgenlandes

Doch so blau sind sie manchmal gar nicht, und ehrlicherweise war das „Leben“ in diesen Adern vom Klausenbach im Süden bis zur Leitha im Norden schon mal besser. Denn vor unserer eigenen Haustüre spiel(t)en sich wahre Sensationen ab und manche Gewässer sind/waren echte Naturjuwele. Zum Auftakt dieser losen Serie ermitteln wir mal die Grundlagen: Was macht ein Fließgewässer aus, was macht es so besonders und warum sind unsere Flüsse so fragil und deshalb schützenswert? Dabei ist die Randlage des Burgenlandes zwischen Alpen und Pannonischer Tiefebene das Besondere. Net Fisch und net Fleisch quasi. Praktisch alle Flüsse des Burgenlandes fließen von West nach Ost und münden irgendwann in die Donau oder einem ihrer Zuflüsse. Mit einer Ausnahme: Die Wulka mündet nämlich im Neusiedler See.

„Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach.“

Was der griechische Philosoph Heraklit damals (rund 500 v. Chr.) formuliert hat, ist gar nicht so blöd: alles in einem Fluss ist ständiger Veränderung unterworfen. Klingt banal. Und ist es auch. Denn was (fast) alle Flüsse auf der Welt gemeinsam haben: das Wasser fließt vom höhergelegenen Punkt zum tiefergelegenen. Und das meistens 365 Tage im Jahr und sogar vier-dimensional, denn die Kraft des Wassers wirkt dabei in drei räumlichen und einer zeitlichen Ebene:

Ebene 1 – Von der Quelle bis zur Mündung

Ist recht logisch und auch oben schon teilweise beschrieben. Konkret bedeutet das: Aus der Steiermark oder Niederösterreich kommt das Wasser zu uns und fließt dann weiter Richtung Ungarn (mit Ausnahme vom Klausenbach, aber das ist eine andere Geschichte). In diesem ständigen längsgerichteten Transport werden Nährstoffe, Steine, Holz und Nahrung (z.B. in Form von Blättern) befördert und bilden so die Grundlage für das Leben im Fluss. Fische nutzen diese longitudinale Ebene (heißt wirklich so) zum Austausch ihrer Populationen oder um an ihre Laichplätze zu kommen. Manche heimische Fischarten legten dabei bis zu einige hundert Kilometer zurück, waren also klassische Pendler wie ihre menschlichen Schicksalsgenossen es heute noch sind. Warum waren? Unzählige Querbauwerke wie Wehre, Wasserkraftwerke, Rampen, Sohlschwellen und dergleichen haben den Lebensraum massiv eingeschränkt. Durchschnittlich steht einem Fisch im Burgenland rund 600 m Fließgewässer zur Verfügung. Deis is net vü.

  Flüsse des Burgenlandes

 Rückgebautes Wehr an der Raab. Jahrzehntelang hat hier eine Mauer im Fluss die Durchwanderbarkeit für die Unterwassertierwelt behindert.

 

Ebene 2 – In die Horizontale

Ein Fluss steht in regem Austausch mit seinem Umland. Ein Beispiel dafür sind die weiten Täler von Raab und Lafnitz. Zumeist sind die Ortschaften dort an den etwas höhergelegenen Talflanken situiert. Da der Fluss seinen Lauf regelmäßig verändert hatte, war an ein gemütliches Leben in der näheren Umgebung nicht zu denken. Entlang eines natürlichen Flusslaufs folgen meist flache und steile Ufer aufeinander (Gleit- und Prallhang). Während sich der Fluss am Prallhang in sein Umland gräbt, setzen sich am Gleithang Steine, Sand und Kies ab und landen mit der Zeit immer mehr an. Dieser kurvige links-rechts-Schwenk wird auch mäandrieren genannt. Vor allem Pflanzen, aber auch viele Tierarten haben gelernt sich in dieser dynamischen Umgebung im Wechsel von Erosion und Verlandung in Gewässernähe anzupassen. Heutzutage ist der Lauf der Gewässer fixiert, was dazu führt, dass österreichweit nur noch 4 % (!) der Aulandschaft intakt sind.

  Flüsse des Burgenlandes

Uferanbruch an der Lafnitz.

 

Ebene 3 – Ich l(i)ebe im Untergrund

In einem Fluss hängt alles irgendwie miteinander zusammen. So auch der Austausch mit dem Untergrund –  der Flusssohle. Ein Fließgewässer ist nämlich nicht nur in Längsrichtung oder in die Breite bestens vernetzt, sondern auch in die Tiefe. Dabei ist gerade der Lückenraum zwischen den Steinen, das sogenannte Interstitial, am Gewässergrund DER Hotspot für Leben unter Wasser. Während im Wasser vielleicht zehn bis zwanzig Fischarten leben, geht’s rund im Untergrund. Denn hier tummeln sich oftmals hunderte verschiedene Arten von Wasserinsekten. Aber auch viele Fischarten brauchen das Interstitial zur Fortpflanzung, denn hier legen sie ihre Eier, den Laich, ab. Die jungen Fische verbringen dann die ersten Tage nach dem Schlupf in dem Lückenraum. Ist dieser Lückenraum nicht intakt, verliert die Lebensader quasi ihr Leben…

 

Die Larve einer Steinfliege: ein typischer Bewohner am Gewässergrund.

 

Ebene 4 – Ohne Hochwasser bin ich nichts

Hochwässer sind essentieller Bestandteil eines Flusses, sie sind sozusagen der Puls der Ader. Alle Lebewesen, vom kleinsten Insekt bis zum größten Fisch, sind auf das Leben unter Wasser angepasst. Gerade die Spezialisten in unserer Unterwasserwelt brauchen oftmals die Destruktivität eines Hochwassers, um nicht von anderen Arten verdrängt zu werden. Denn wie oben schon beschrieben formt die Kraft des Wassers permanent den Lebensraum. Das Geschiebe, so nennt man die Steine am Gewässergrund, wird im Hochwasserfall mittransportiert und lagert sich so immer wieder um. Durch diese Dynamik wird der Gewässergrund auch immer wieder durchgewaschen. Es entstehen so immer neue Lebensräume, in denen gerade die Erstbesiedler einen hohen Stellenwert haben.

  Flüsse des Burgenlandes

Massives Hochwasser an der Raab: kaffeebraun und zerstörerisch.

Hier noch zum Abschluss ein nützlicher Link: Wer erfahren will ob die Pinka momentan schon Badetemperatur hat oder die Leitha gerade Hochwasser führt, kann sich hier einen Überblick verschaffen.

Im nächsten Teil dieser Serie widmen wir uns den menschlichen Einflüssen auf unsere Gewässer ….

Welchen Fluss bringt ihr in Verbindung mit dem Burgenland?

Teilt eure Meinung gerne durch einen Kommentar mit.

 

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