Vogelschutz im Burgenland –Teil IV: Über Biodiversität

Vogelschutz im Burgenland ist Schutz der Artenvielfalt, besser bekannt unter der Bezeichnung Biodiversität! Im vierten Teil unserer Serie widmen wir uns also nicht nur der Vielfalt der Pflanzen und Tiere, sondern auch die Vielfalt der Lebensräume

Denn ohne Lebensraum kein Leben! Für Vögel und deren Nahrungsquellen sind das wie Wiesen, Felder, Wegränder, Wälder, Gewässer, Sand- und Lehmsteilwände, Parkanlagen, Gemüsegärten und Grünflächen. Wie immer beginnen wir mit einer kleinen Einleitung in die WElt der Vögel:

Nesthocker und Nestflüchter gibt es nicht nur in der Vogelwelt

Die Brutzeit der Vögel dauert von März bis September, in der meistens zwei und von manchen Vogelarten unter günstigen Bedingungen sogar drei Bruten großgezogen werden, weshalb in dieser Zeit keine Heckenschnitte vorgenommen werden sollen.

Die jungen Grauschnäpper haben es im Nest in der WEinhecke vor unserem Haus kuschelig warm.

Nach einer eher kurzen Brutdauer (bis zu zwei Wochen) schlüpfen weniger entwickelte, hilflose und vielfach nackte Jungvögel mit geschlossenen Augen, die eine intensive Pflege brauchen; diese Nesthocker werden auch Nestlinge genannt. Jungvögel, die schon vor dem Flüggewerden das Nest verlassen und zu Fuß unterwegs sind (Eulen) oder mit den Flügeln flatternd in die benachbarte Vegetation flüchten, werden Ästlinge genannt. Amseln füttern ihre nicht flüggen Jungen nach dem Verlassen des Nestes noch einige Wochen bis zur Selbstständigkeit. Die meisten Nesthockerarten verlassen das Nest erst nach dem Flüggewerden.

Vogelschutz Burgenland Biodiversität

Der junge Amselästling wird am Boden regelmäßig von den Eltern gefüttert.

Nach einer langen Brutdauer (drei bis fünf Wochen) schlüpfen die relativ weit entwickelten Jungvögel der Nestflüchter (Hühnervögel, Vögel, die am Wasser leben). Sie tragen ein komplettes Daunenkleid und können sehen, hören und nach kurzer Zeit schon laufen bzw. schwimmen, um ihren Eltern zu folgen, die sie füttern bzw. suchen manche Jungvögel ihre Nahrung meist selbst.

Enten brüten zwar vergleichsweise lange, dafür sind die Jungen nach dem Schlüpfen schon mobil.

Jungvögel werden mit proteinhaltiger Nahrung versorgt

Vogeleltern von Nesthockern sind von morgens bis abends unterwegs (siehe Titelbild), um je nach Art Unmengen von Läusen, Maden, Raupen, Larven, Würmern, Wanzen, Zikaden, Fliegen, Bienen, Wespen, Schmetterlingen, Käfern, Heuschrecken, Libellen, Spinnen, Schnecken etc. ans Nest für ihre Jungen zu bringen, die innerhalb einiger Wochen, in denen auch das Federkleid ausgebildet wird, zu erwachsenen Exemplaren heranwachsen! Einige bzw. größere Vogelarten verfüttern an ihre Jungen auch Wirbeltiere, wie Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und (Klein)Säugetiere.

Gemeinsam schaffen wir viel und mit Nachbarn und Freunden noch mehr

Damit genug Nahrung für unsere gefiederten Freunde in unseren Gärten vorhanden ist, ist eine nachhaltige natürliche Bewirtschaftung unserer Hausgärten von großer Bedeutung:

  • Wiese mit heimischen nektar-, samen- bzw. früchtereichen Wiesenblumen, Kräutern, Gräsern, Sträuchern und Bäumen, die ideale Lebensräume, Versteckmöglichkeiten und Jagdreviere für Kleinstlebewesen, Insekten, Spinnen, Amphibien, Reptilien, Vögel und Kleinsäuger, wie Igel, Mäuse, Bilche, Fledermäuse etc., sind und wo ein biologisches Gleichgewicht entsteht (keine Art wird weder ausgerottet noch kann sie sich übermäßig vermehren).

Vogelschutz Burgenland Biodiversität

Ein Stieglitz beim Verspeißen von Blumensamen.

  • Natur- und klimaschonendes Mähen in Teilabschnitten zweimal im Jahr mit Sense (Sensenmähkurs) oder Balkenmäher (gemeinsamer Ankauf mit Nachbarn und Freunden), da z.B. die Entwicklung eines Schmetterlings vom Ei bis zur Raupe, Puppe und zum fertigen Insekt zwei bis drei Monate dauert und durch die Mahd mit Rasenmäher alle vierzehn Tage die Schmetterlinge schon im Raupenstadium vernichtet werden.

Eine Schmetterlingsraupe in der Wiese.

  • Bepflanzen eines Teiles der Rasenfläche mit Stauden, Gewürz- und Heilpflanzen, die den Winter über stehen bleiben (z.B. gelber Sonnenhut, Oregano, Lavendel, Eibisch: Nektarspender und Überwinterungsquartier für Eier in und auf verholzten Stängeln, Raupen, Larven, Spinnen und erwachsene Insekten, wie Käfer, Wildbienen- und Wespenköniginnen). Die Samen vom Sonnenhut sind eine begehrte Nahrung im Winter für Stieglitze. Ein Teil der Gewürz- und Heilpflanzen kann in der Küche verwendet werden. Diese Fläche braucht nicht mehr gemäht werden. Ende März werden die verholzten Stängel händisch entfernt und lose auf dem langsam verrottenden Haufen der letzten Jahrzehnte gelegt, damit noch die Nachzügler schlüpfen (Larven der Gottesanbeterin schlüpfen ab Mitte Mai) und Wildbienen und Wespen sie als Brutröhren verwenden können.

Im Sonnenhutfeld vor meinem Haus spielt sich’s richtig ab…

  • Verzicht auf (biologisches) Schneckenkorn: Nicht nur Rote Wegschnecken, sondern auch Weinberg-, Acker-, Baum- und Hain-Bänderschnecken fressen Schneckenkorn und gehen elendig zugrunde. (Vergiftete) Gehäuse- und Nacktschnecken werden nicht nur von Vögeln, sondern auch von Igeln, Spitzmäusen, Erdkröten, Blindschleichen, Laufkäfer und deren Larven, Johanniskäferlarven (Glühwürmchen) etc.

Geht’s der Weinbergschnecke gut, geht’s uns allen gut…

  • Verzicht auf Spritzmittel: Läuse werden auch von Vögeln an ihre Jungen verfüttert und bilden eine wichtige Basis in der Nahrungskette mit weiteren natürlichen Gegenspielern, wie Wespen, Marienkäfer, Ohrwürmer, Flor- und Schwebfliegen etc., die Läuse fressen und vergiftet werden.

Die Larve einer Florfliege beim Verspeißen der Blattläuse.

Hier noch ein paar praktische Tipps zum Umgang mit Jungvögeln

  • Befiederte Jungvögel außerhalb des Nestes (Ästlinge): Kein Problem! Sie werden versorgt!
  • Aus dem Nest gefallener Jungvogel: Mit Hilfe einer Leiter ins Nest setzen!

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Ein aus dem Nest gefallener Stieglitz: „Alles gut gegangen!“

  • Verletzter Vogel: In einer Schachtel mit Löchern zum Tierarzt oder in eine Auffangstation
  • Die Schönheit der Natur: Mit Fernglas und Fotoapparat genießen!
  • Katzen und Hühner: Sind der sichere Tod vieler Tiere im Garten!

Die Nachbarskatze pirscht sich schon wieder an.

  • Rasenroboter, Rasenmäher, Motorsense und Rasentraktor: Faschieren Blüten, Gräser, Asseln, Ohrwürmer, Läuse, Käfer, Frösche, Blindschleichen, eh alles!
  • Ein eigener oder kein Hausgarten: Mit Nachbarn und Freunden Kontakt aufnehmen, ob sie bereit sind, unseren Vögeln zu helfen. Auch auf Terrassen und Balkonen kann man/frau einen insekten- und vogelfreundlichen Lebensraum mit Nistmöglichkeit schaffen.
  • Hohe Energiekosten: Stromsparendes Summen der Bienen, Brummen der Hummeln und Vogelgezwitscher statt dahintuckernde Rasenroboter! Bei den jetzigen Treibstoffpreisen, die sich wahrscheinlich in den nächsten Jahr(zehnt)en kaum ändern werden, ist ein etappenweiser Umstieg Jahr für Jahr von der naturvernichtenden und ohrenbetäubenden „Rasur“ zu einer geldbörsl- und naturerholenden Gestaltung der Rasenfläche überlegenswert und sinn(sing)voll!

Das Summen der Holzbiene: Musik für jeden Naturgätner.

Kein Problem ist zu klein und keines zu groß, um nicht beide zu lösen!

 

Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

Hier gehts zu Teil I, Teil II und Teil III der Serie!

 

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