Vogelschutz –Teil II: Die Bedeutung des Waldes

Teil II unserer Serie zum Vogelschutz behandelt diesmal den Schutz des Lebensraumes der Vögel in der offenen Landschaft und im Wald. Den Waldrändern kommt da eine ganz besondere Bedeutung zu.

Doch bevor wir in den Lebensraumschutz einsteigen, folgt wie immer ein kleiner Exkurs zur Beschreibung unserer gefiederten Wegbegleiter.

Buntes, einfach gefärbtes und praktisches Federkleid für alle Fälle

Das Federkleid der Vögel besteht aus unterschiedlichen Arten von Federn. Die über den vor Kälte schützenden Daunenfedern dachziegelartig angeordneten Deckfedern umschließen den ganzen Körper, der eine höhere Temperatur als der Körper eines Säugetieres aufweist. Lange Schwungfedern am Flügel ermöglichen fast allen Vögeln das Fliegen, und lange Schwanzfedern dienen beim Fliegen als Steuer, beim Landen als Bremse und bei manchen auch als Stütze. Beim Putzen des Gefieders werden die Federn durch den Schnabel gezogen und danach mit einem Sekret aus der am Schwanz befindlichen Bürzeldrüse eingefettet (Wasser abweisend). Entscheidende Vorteile bringt ein gepflegtes Federkleid bei der Reviersuche, Revierverteidigung und Balz mit Gesang und erfüllt wichtige Funktionen z.B. beim Brüten und bei der Aufzucht der Jungen (Tarnung, Schutz vor Kälte, Wind, Niederschlägen, direkter Sonneneinstrahlung, etc.).

Ohne Federn kann man sich einen Vogel nicht vorstellen (im Bild ein Grauschnäpper)

Vögel machen keinen Winterschlaf

Im Gegensatz zu Säugetieren, die in der Regel ihr Revier nicht verlassen, gibt es bei den Vögeln die Gruppe der Zugvögel, die in wärmere Gefilde (oft bis nach Afrika) fliegen, weil passende Nahrung kältebedingt im Burgenland nicht vorhanden ist. Vögel, die nicht das Mittelmeer überqueren und den Winter in Mittel- und Südeuropa verbringen, nennt man Teilzieher. Sogenannte Strichvögel verlassen von Zeit zu Zeit gruppenweise auf Nahrungssuche ihr angestammtes Brutrevier. Standvögel verlassen auch im Winter ihr Revier nicht.

Vogelschutz Burgenland Vogelschutz Burgenland

Während der Bergfink (linkes Bild) als Teilzieher gilt, ist die Kohlmeise (rechtes Bild) auch den Winter über im Burgenland zu finden.

Der Wald ist mehr als die Summe aller Bäume

Ungefähr ein Drittel der Fläche des Burgenlandes besteht fast zur Gänze aus Mischwald.

Der Wald ist super, denn er

  • dient als (Energie)Quelle für den nachwachsenden Rohstoff Holz,
  • ist der größte Speicher von Süßwasser,
  • sorgt mit dem Blätterdach für saubere Luft und speichert Kohlenstoff,
  • ist eine geschlossene Einheit mit höherer Luftfeuchtigkeit und einer angenehmen Kühle gegenüber der offenen Kulturlandschaft,
  • beherbergt eine artenreiche Pilz-, Pflanzen- und Tierwelt, wo auch viele Vögel, wie Schwarzstörche, Eulen, Greifvögel, Falkenartige, Spechte, Singvögel etc. leben, brüten und Nahrung finden und
  • dient uns Menschen als beliebtes Erholungsgebiet.

Der (für Vögel) wichtigste Lebensraum eines Waldes ist der Waldrand

Ideale in Etagen aufgebaute Waldränder aus Gräsern, Kräutern, Sträuchern und Bäumen sind für Insekten und Vögel Lebensraum und Nahrungsquelle: Viele Schmetterlinge, Käfer, (Wild)Bienen, Fliegen und andere Insekten holen sich Nektar. Unzählige Raupen und Larven ernähren sich von Blättern. Vögel brüten in dornigen Hecken und Sträuchern und fressen die proteinhaltigen Insekten und deren Raupen und Larven bzw. verfüttern sie an ihre Jungen. Waldränder sind auch Lebensräume für Kleinsäugetiere, Reptilien, Amphibien und Spinnen und ideale Jagdreviere für Libellen, Fledermäuse, Greifvögel, Eulen, Rabenvögel, Fuchs, Marder etc.

Hier ist der Waldrand bestehend aus Hecke mit Krautschicht, Sträuchern und Bäumen noch intakt.

Im Herbst und vor allem im Winter, wenn wenige Insekten und Spinnen als Nahrungsquelle zur Verfügung stehen, stellen viele Vögel ihre Ernährung auf Sämereien und vitaminreiche Früchte der Sträucher und Bäume um. Die dichten Waldränder dienen Vögeln auch als Rast- und Schlafplatz.

Ordnung muss sein – ohne Rücksicht auf die Natur

An Waldrändern, die an Straßen, Wege, landwirtschaftliche Flächen, Bäche, Flüsse und Bahnlinien angrenzen, und entlang von Forstwegen wird die Vegetation (oft sogar jährlich) mit Häckselmaschinen oder mit Sägeblättern bestückten Geräten brutal entastet bzw. komplett zerstört. Im Zuge dieser Aktionen, die nicht nur im Winter, sondern auch in der Vegetationszeit, wenn die Vögel schon bzw. noch brüten, durchgeführt werden, werden Raupen, Larven, Laubfrösche und Nester mit Eiern bzw. Jungvögeln mit den Ästen, Zweigen und Blättern faschiert. Die Aststummeln sind zwar ideale Ansitzwarten für Greifvögel am Tag und Eulen in der Nacht, aber keine Werbung für (Naturpark)Gemeinden, die auch Touristen verwöhnen wollen.

Hier fehlt die Kraut- und Heckenzone als klassicher Waldrand

Wir schaffen (all)es

Aufgrund von laufenden Entastungsaktionen wird die von verschiedenen Gräsern, Kräutern, Sträuchern und Bäumen gebildete dichte Struktur am Waldrand und entlang der Forstwege zerstört und dadurch die geschlossene Einheit des Waldes geöffnet.

Diese haben zur Folge, dass bei starkem Wind die Luftströmungen

  • nicht vom Waldrand über das Blätterdach abgelenkt werden,
  • Windbruchschäden verursachen,
  • das Innere des Waldes austrocknen,
  • die Temperatur erhöhen,
  • die Humusbildung verzögern und
  • die günstigen Bedingungen für Pilze und Pflanzen beeinträchtigen.

Wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen werden zerstört, und der Rückgang der Populationen von Insekten und in weiterer Folge der Vögel wird verstärkt. Wir wissen also, was für den Rückgang der Vogelarten verantwortlich ist, tun aber nichts dagegen…

Hier wurde der Wald „geöffnet“, die Übergangszone fehlt.

Neophyten am Waldrand und entlang von Forstwegen, Bächen und Flüssen

Wird das Gehölz bis zur Grasnarbe komplett zerstört, haben die Samen der Kermesbeere, die von Vögeln gerne gefressen und mit dem Kot ausgeschieden werden, genug Licht zum Keimen. Dieser giftige mehrjährige Neophyt bildet fleischige Pfahlwurzeln, aus denen sich alljährlich schnell wachsende ausdauernde Stauden entwickeln, die bis zu 2,5 Meter hoch werden, alles überschatten und heimische Pflanzen verdrängen. Das Ausgraben der tief ins Erdreich vordringenden Wurzeln ist mühsam und die einzige Lösung. Weitere Neophyten, die wir teilweise ja in einer eigenen Serie schon vorgestellt haben und die nach Rodungen und Häckselaktionen zur ständigen Plage werden: Kanadische Goldrute, Drüsiges Springkraut, Riesen-Bärenklau, Robinie, Japanischer Staudenknöterich, etc.

Hier wurde ein Teil der Hecke vernichtet und schon entwickelt sich die Kermesbeere prächtig.

Mit kleinen Mitteln kann jede/r Einzelne zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen

 Durch Pflanzen von heimischen Sträuchern und Bäumen in Heckenform an Waldrändern, auf Straßen-, Wege- und Bachböschungen und Privatgrundstücken (Eck im Hausgarten, Teil der Rasenfläche) schaffen wir Lebensräume, Nistplätze und Nahrungsquellen für viele Tiere.

Zusätzlich zu Sonnenblumenkernen, Nüssen, Meisenknödel, Rindertalg, Äpfel etc. können wir unseren Vögeln von Frühjahr bis Winter je nach Jahreszeit Läuse, Larven, Raupen, erwachsene Insekten, Spinnen und Früchte auf Bäumen und Sträuchern anbieten: Vogelkirsche, Holzapfel, Vogelbeere, Hainbuche, Weißdorn, Dirndlstrauch, Haselnuss, Faulbaum, Gemeiner Wacholder, Eibe, Schlehdorn, Schwarzer Holunder, Pfaffenhütchen, Gemeiner Schneeball, Hartriegel, Gemeine Berberitze, Kreuzdorn, Sanddorn, Liguster, Efeu, Wildrosen etc.

Manche Gemeinden haben bewusstsein für die Wichtigkeit der Hecken entwickelt. Dann finden sich Ulme, Haselnuss, Hartriegel, Liguster und Brombeere.

Da viele Früchte und manche Pflanzen giftig sind, sollte man bei Kindern besonders vorsichtig sein! Die Vögel vertragen die Früchte ohne Bedenken!

 

Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

Hier gehts zu Teil I der Serie!

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