Vogelschutz –Teil I: Einleitung und Tipps zur richtigen Fütterung

Wir starten mit einer neuen Serie ins neue Jahr und beschäftigen uns diesmal mit dem Schutz unserer heimischen Vögel. Franz Lex betrachtet im ersten Teil die Ursachen des Vogelsterbens und gibt Tipps zur richtigen (Winter-)Fütterung.

Vogelschutz bedeutet für mich Schutz des Lebensraumes der Vögel und beginnt bei der Eingangstür und endet am Waldrand. Das bedeutet, Vogelschutz ist in der offenen Landschaft notwendig, da die notwendigen Strukturen – Hecken, Sträucher und Bäume – entfernt und zerstört werden.

„Man schützt nur, was man liebt – man liebt nur, was man kennt.“ (Konrad Lorenz)

Vögel sind – einfach erklärt – warmblütige, in der Regel flugfähige Wirbeltiere mit zwei Flügeln, zwei Beinen und vier Zehen, die wir am Federkleid erkennen. Seit einigen Jahrzehnten lebt im Burgenland ein flugunfähiger Vogel mit nur zwei Zehen: der Strauß. Vögel sehen und hören sehr gut (ausgeprägter Gesichtssinn), während Geruchs- und Geschmacksinn bis auf wenige Ausnahmen eine untergeordnete Rolle spielen.

Vogelschutz Burgenland

Ein Rotkehlchen in Nahaufnahme

Obwohl Vögel wie wir Menschen Warmblüter sind, gibt es einige wichtige Merkmale im Unterschied zu den Säugetieren:

  • zahnlose Kiefer,
  • Hals mit unterschiedlich vielen Halswirbeln (alle Säugetiere haben sieben),
  • zu Flügeln ausgebildete Vordergliedmaßen,
  • lufthaltige Knochen, die sie bis auf einige Ausnahmen zu Akrobaten in der Luft machen,
  • mit Hornschuppen versehene Hintergliedmaßen,
  • vier statt fünf Zehen,
  • schlicht gefärbte bis bunte Federn statt Haare,
  • ein Ausscheidungsorgan (Kloake), über das Harn und Kot gemeinsam abgegeben werden (Ausnahme Strauß), und
  • Entwicklung des Embryos mit der Körpertemperatur eines Elternteiles bzw. beider Elterntiere (Ausnahme Kuckuck) außerhalb des Körpers in einer Eischale geschützt.

Recyceln ist bei Vögeln schon tausende Jahre Tradition

Bis auf wenige Ausnahmen bauen Vögel Nester (wie viele Säugetiere), wofür sie je nach Art „Wertloses“ verwenden: Lehm, Halme, Blätter, Stängel, Fasern, Wurzeln, Zweige, Äste, Rinde, Moos, Flechten, Haare, Federn, Wolle, Spinnfäden etc. und leider auch Schnüre, Fäden und jede Menge Müll, wie Gummi und Plastik in allen Variationen.

Aus Pflanzenresten werden kunstvolle Nester gebaut

Das Ausräumen der Landschaft, die intensive Bewirtschaftung und der Einsatz von Spritzmittel (Pflanzen- und Insektenvernichtungsmittel) in der Landwirtschaft, in Obstkulturen und Hausgärten bewirken das Insektensterben und damit auch das Vogelsterben!

Gehts den Insekten gut, gehts auch den Vöglen gut…

Das „schiache Gstrüpp“ muss weg!

Land und Gemeinden leisten „saubere“ Arbeit: Während vor einigen Jahrzehnten noch um jeden Quadratmeter Grasfläche an Wegrändern und auf Straßen-, Güterwege-, Feldwege- und Bachböschungen „gekämpft“ wurde, um genug Futter fürs Vieh zu haben, werden diese Flächen im Burgenland von der öffentlichen Hand überwiegend gerodet und regelmäßig gehäckselt und somit der Lebensraum und die Lebensgrundlage von Insekten, Spinnen und Wirbeltieren, zu denen auch Vögel gehören, zerstört. Ansatzweise werden entlang von Bundes- und Landesstrassen schon Teilflächen nach der Blüte naturschonend mit Balkenmäher gemäht, aber im Herbst (oft noch im November) werden auch diese Flächen komplett gehäckselt und die nächsten Generationen der Spinnen und Insekten vernichtet.

Einige Agrargewerbebetriebe kaufen viele „Keuschler“ auf

Seit Ende des vorigen Jahrtausends entstehen aus vielen kleinen landwirtschaftlichen Betrieben einige große Agrarbetriebe und aus vielen kleinen landwirtschaftlich genutzten Grundstücken riesige und für die Natur tote Monokulturflächen.

Die auf Hanglagen als Lebensraum und Jagdrevier für Vögel, Insekten, Spinnen und Kleinsäugetiere notwendigen Ackerraine werden gerodet und mit den von Generationen terrassenförmig angelegten Wiesen, Äckern und Streuobstwiesen mit Planierraupen eingeebnet und zu riesigen Ackerflächen zusammengelegt und Abschwemmungen verursacht. Durch den Anbau von Monokulturen (Mais, Soja, Ölkürbis) und Einsatz von Spritzmitteln haben Insekten und Vögel keine Chance.

Verbliebene Wiesenflächen, die mit verschiedenen Blumen, Kräutern und Gräsern Lebensgrundlage für Insekten und Vögel sind, werden gedüngt und das Gras bis zu viermal im Jahr gemäht, wodurch die eigentlichen Wiesenblumen (Nektar für Insekten, Heilpflanzen für Rinder, Futter für Vögel) verschwinden.

Es wäre überlegenswert,

– Straßen- und Güterwegeböschungen (Bankett ausgenommen) nicht abzuholzen, da dadurch verursachte Hangrutschungen kostenintensiv mit Schotterbänken und Steinschlichtungen saniert werden müssen, und die Vegetation nicht komplett zu häckseln. Größere Teilabschnitte abwechselnd im Frühjahr für Insekten, Kleinsäugetiere und Bodenbrüter (Fasan, Goldammer, Schwarz- und Braunkehlchen etc.) sollten stehen gelassen werden für das Heranwachsen der nächsten Generationen und im Herbst zum Überwintern von Insekten in allen Entwicklungsstufen (Eier, Raupen, Larven, Puppen und erwachsene Tiere). In Absprache mit der Jägerschaft (Straßenverkehrsopfer von Niederwild) könnte man an geeigneten Stellen wieder Hecken, Sträucher und Solitärbäume bepflanzen, um verlorengegangene Strukturen in der offenen Landschaft, sogenannte Trittsteinbiotope, zur Vernetzung von Lebensräumen wieder herzustellen,

In der ausgeräumten Naturlandschaft geht der Lebensraum für viele Tiere verloren

– Feldwege- und Bachböschungen überhaupt nicht zu häckseln, mit Sträuchern und Bäumen zu bepflanzen, um für Insekten, Spinnen, Kleinsäugetiere und Vögel (Niederwild, Bodenbrüter) Lebensräume zu schaffen, da das Grasschnittgut im Bachbett oft Verklausungen verursacht und die Hochwassergefahr erhöht, und

Vogelschutz Burgenland

In der Hecke fühlt sich diese junge Sumpfmeise wohl.

– öffentliche Rasenflächen, die eigentlich für Menschen, Tiere und Pflanzen tote, monotone und versiegelte Flächen sind, mit Sträuchern, Hecken und Bäumen (Nistmöglichkeiten für Vögel) und mehrjährigen Polsterstauden zu bepflanzen, zweimal im Jahr naturschonend mit Balkenmäher zu mähen, da mit blühenden und samenbildenden Pflanzen für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt ein wichtiger Beitrag geleistet wird und die aufgestellten Wildbienenhotels vor (Naturpark)schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Gebäuden ihren Zweck erfüllen! Singvögel werden im Winter wieder zum Futterplatz kommen, weil die notwendige Deckung vorhanden ist.

Ein Futterhaus für einige dominante Vögel – oder ein Futterplatz für alle Vögel?

Ein idealer Futterplatz sind ein bis zwei niederstämmige Obstbäume, auf denen Meisenknödel, Maiskolben, Rinder- oder Schaftalg, Futterhäuschen und Rundumfuttersilos mit Nüssen, Sonnenblumenkernen, Quetschmais, Weizenkörner, Kleie etc. (keine Speisereste!), angebracht werden können, in der Nähe von dichten Sträuchern und Hecken, die als Nächtigungsmöglichkeit, Rastplatz und Deckung bei Angriffen von Fressfeinden (Eulen, Sperber) dienen. Die Futterfläche für Äpfelvertilger vor den Obstbäumen soll gut einsehbar sein (ohne Bodendecker und hohes Gras), damit sich Katzen nicht anschleichen können. Ein einziges Futterhäuschen auf der Fensterbank, am Balkon, wo Hauskatzen ein leichtes Spiel haben, oder auf einem Baum im Garten bringt wenig bis keinen Erfolg, wenn dichte Sträucher und Hecken in der Nähe nicht vorhanden sind. An einem Futterhäuschen behaupten sich nur einige dominante Vogelarten, die kaum andere Vögel ans Futter lassen!

Stieglitz und Kernbeißer fühlen sich wohl am Futterhäuschen

Hier scharen sich drei Schwanzmeisen und eine Blaumeise um den nach ihnen benannten Knödel

Ganzjährige Fütterung ist ratsam

Da Vogeleltern ihre Jungen mit proteinreicher Nahrung (Raupen, Larven, Käfer, Fliegen, Libellen, Schmetterlinge, Läuse, Wanzen, Würmer, Spinnen usw.) versorgen, ist es von Vorteil, die (anderen) Vögel das ganze Jahr hindurch zu füttern, da aufgrund der toten bzw. versiegelten Flächen in der Kulturlandschaft die Populationen von Insekten um 50% bis 70% in den letzten Jahrzehnten zurückgehen und im gleichen Ausmaß die Populationen der Vögel.

Nachhaltigkeit bei der Vogelfütterung

Rindertalg bestellen wir für die Fütterung in den kalten Wintermonaten bei unserem Direktvermarkter und stellen mit einem Teil davon, anstatt Meisenknödel in Plastiknetzen zu kaufen, selbst „Meisenscheiben“ her, indem wir den Talg durch den Fleischwolf mit feiner Scheibe „kurbeln“, in einem alten Topf erwärmen, mit Sonnenblumenkernen und Hirsekörner vermengen, die Masse in flache Blumentöpfe gießen, auskühlen lassen und die herausgeklopften Scheiben mit Draht auf den Baum hängen.

Vogelschutz Burgenland

Amsel und Specht stehen auf die Rinderschwarte

Die leeren Sonnenblumenkernpapiersäcke sammeln wir und bringen sie einige Male zum landwirtschaftlichen Betrieb in der Region zur Wiederbefüllung mit „unseren“ Sonnenblumenkernen, anstatt sie im Altpapiercontainer zu en(d)tsorgen.

Das Haussperlingsmännchen beim Füttern der Jungen im Frühjahr mit unseren Sonnenblumenkernen.

 

Kümmert ihr euch auch um unsere gefiederten Freunde im Winter? Teilt uns eure Fütterungsmethoden in den Kommentaren mit!

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