Vogelschutz im Burgenland –Teil III: Über Nistkästen und Naturgärten

Teil III unserer Serie zum Vogelschutz im Burgenland behandelt diesmal wie wichtig unsere Gärten vor der Haustüre sind. Auch künstliche Nistkästen bringens voll.

Wir haben in den letzten Teilen die Bedeutung eines intakten Lebensraums in Wald, Wiese und Landschaft für den Schutz der Vögel beschrieben. Nun widmen wir uns dem Vogelschutz vor der eigenen Haustüre. Denn Hausgärten, sofern sie als Naturgärten gestaltet sind, bieten den Vögeln zu jeder Jahreszeit alles: Nahrung (Nektar, Sämereien, Früchte, Insekten in allen Entwicklungsstufen, Spinnen etc.) und Verstecke zum Rasten, Nisten und Übernachten und als Schutz vor Fressfeinden. Mit künstlichen Nistkästen versucht man die Vögel zu unterstützen.

Denn in den letzten Jahrzehnten verschwinden alte Obstbäume mit Nisthöhlen und die Naturflächen mit Insekten kontinuierlich aus unseren Hausgärten und der Bestand der Vögel parallel mit dem Bestand der Insekten geht um 50% bis 70% zurück. Zunächst wie immer ein kleiner Exkurs zur Vogelkunde:

Harte Schale, weicher Kern: Das Wunder Ei

Ein Vogelei ist eine in sich abgeschlossene Einheit, in dem sich, wenn es befruchtet ist, d.h. die Ei- und Samenzellen verschmolzen sind, von Dotter und Eiweiß ernährend ein Vogelembryo im Schutze der Schale mit Körperwärme in einem sicheren Nest entwickeln kann.

Drei Eier in einem Nest.

Wie kommt Luft in das Ei?

Damit der Jungvogel vor dem Schlüpfen genug Luft zum Atmen hat, entsteht durch Verdunstung von Flüssigkeit über die wasser- und luftdurchlässige Schale im Ei eine Luftkammer, die sich bis zum Ende der Brutzeit vergrößert.

Trotz zahnloser Kiefer wächst ein „Zahn“

Im Zuge der Entwicklung des Embryos wächst vorne am Oberschnabel ein zahnähnlicher Hornspitz, der sogenannte „Eizahn“, mit dem der Jungvogel die Haut zur Luftkammer aufreißt. Danach durchbricht er mit dem Eizahn kreisförmig die Schale, während er sich einmal um die eigene Achse dreht, hebt den entstandenen Deckel und schlüpft aus der Schale. Nach einigen Tagen fällt das wichtige Werkzeug, der Eizahn, ab, ohne den ein Jungvogel nicht schlüpfen kann.

Jungvögel kurz nach dem Schlupf in ihrem Nest.

Nicht nur Vögel legen Eier

Vogeleier gibt es in unterschiedlichen Größen, Formen und Farben. Je nach Art…

  • beträgt die Größe 1 cm bis zu 15 cm (Strauß) mit einem Gewicht von einigen Gramm bis zu 1,5 Kilogramm,
  • können Eier rund bis oval, spitzkegelig und länglich sein und
  • sind Farben sehr variabel von weiß über grau, braun, rosa, lichtblau, olivgrün, blaugrün bis dunkelgrün, wobei neben reinfarbigen viele Eier zur Tarnung mit verschiedenfarbigen Tupfen, Sprenkeln und Flecken versehen sind.

Eier sind sehr vielfältig.

Jedes Ei braucht ein Nest

So verschieden Vögel sind, so verschieden sind auch ihre Nester, die ein Gewicht von einigen Dekagramm bis zu einigen hundert Kilogramm (Storchenhorst) haben.

Ein Storchennest ist vergleichsweise riesig.

Die Spannweite reicht vom bloßen Boden in Gebäuden (Eulen, Falkenartige) über Erdmulden mit keinem bzw. wenig Nistmaterial (Hühnervögel) und Erdlöcher in steilen Sand- und Erdwänden (Bienenfresser, Eisvogel) bis zu einfachen Nestern aus Reisig (Ringeltaube), Erdnester mit Pflanzenresten (Schwalben), kunstvoll geflochtenen Nestern aus verschiedenen Materialien, schwimmenden Nestern (Zwergtaucher) und riesigen Horsten aus Ästen, Zweigen etc. (Greifvögel, Störche).

Während die Schwalbennester eher überschaubar groß sind.

Manche Vögel bauen keine Nester und übernehmen (alte) Nester von anderen Vögeln (Eulen, Falkenartige). Einige Höhlenbrüter zimmern Nisthöhlen in Bäumen (Spechte), die auch von anderen Vögeln und Kleinsäugern in Anspruch genommen werden. Eine große Ausnahme ist der Kuckuck, der sein Ei in ein fremdes Nest legt, das die Wirtseltern ausbrüten. Das Kuckucksjunge wirft alle Eier bzw. seine geschlüpften „Geschwister“ aus dem Nest und wird von den Wirtseltern bis zur Selbstständigkeit gefüttert.

Hier ein Kuckuck in einer Nisthöhle.

Starten wir, liebe Blogleserfamilienmitglieder, ein gemeinsames österreichweites Nistkasten- und Naturgartenprojekt!

Mit Naturgärten und Nistkästen können wir gemeinsam helfen! Wenn jede Familie von uns Lesern jedes Jahr einen Nistkasten (mit der jeweiligen Jahreszahl versehen) für unsere gefiederten Freunde anbringt, schlüpfen im Laufe der nächsten zehn Jahre hunderte Jungvögel in einem sicheren Zuhause. Im gleichen Zeitraum schlüpfen weitere hunderte Jungvögel in Nestern, die in Bäumen, Sträuchern, Totholzhecken und Nischen in unseren Vorzeigenaturgärten errichtet werden.

Vogelschutz Burgenland Nistkästen

Wird der Nistkasten angenommen, werden mehrere Eier gelegt.

Voraussetzung ist natürlich ein Naturgarten als Lebensraum und Nahrungsgrundlage, denn es bringt wenig bis gar nichts, wenn Nistkästen auf Bäumen und Gebäuden angebracht werden, die Vogeleltern lange Flugwege auf Futtersuche zurücklegen müssen und Vogeljunge verhungern bzw. geschwächt als leichte Beute den Nistkasten verlassen, weil in unmittelbarer Nähe sich nur sterile Rasenflächen befinden. Das Gleiche gilt beim Aufstellen von Wildbienenhotels. Doch dazu in einem anderen Artikel zu gegebener Zeit mehr…

Ein im Naturgarten verstecktes Vogelnest.

Nistkästen mit verschieden großen Ein- und Ausflugslöchern

Beim Anbringen von Nistkästen (ohne Sitzstange!) in zwei bis drei Meter Höhe soll bedacht werden, dass der Durchmesser für Fluglöcher (z.B. 28mm für Feldsperling, Blau-, Sumpf- und Tannenmeise, 32mm für Kleiber, Kohlmeise und Haussperling) der Größe der höhlenbrütenden Vögel angepasst wird und das Loch mit einem Metallring versehen ist, damit Nesträuber, wie Katzen, Steinmarder, Siebenschläfer, Eichkätzchen, Buntspechte usw., kein leichtes Spiel haben. Die auf Bäumen mit mitwachsenden Gummibändern oder Draht befestigten Nistkästen sollen mit dem Flugloch gegen Osten bzw. Südosten ausgerichtet sein. Nistkästen auf Gebäuden werden nur an der Ostseite angebracht! Artgerechte Nistkästen werden in verschiedenen sozialen Einrichtungen bzw. Werkstätten und von Fachleuten hergestellt.

Vogelschutz Burgenland Nistkästen

Nistkasten mit Jahreszahl.

Vögel bevorzugen leere und saubere Nistkästen

Nach der Brutsaison werden deshalb am besten aus den Nistkästen alljährlich im September bzw. Ende Februar/Anfang März das Nest und der Mist mit eventuellen Parasiten entfernt. Von Oktober bis Mitte Februar werden sie nicht gereinigt, da im Herbst Kleinsäugetiere und auch viele Insekten, wie Schmetterlinge, Wildbienen- und Wespenköniginnen, Florfliegen etc., einziehen und den Winter dort verbringen und auch einige Vogelarten im Winter darin übernachten. Im Zuge der Reinigungsarbeiten können alljährlich auch gleich Draht und Gummibänder kontrolliert werden, damit sie nicht in die Bäume einwachsen.

Wann montiere ich Nistkästen und wie viele

Nistkästen können jederzeit montiert werden! Meine Antwort, wenn ich gefragt werde, lautet immer: „Heute!“ Meine Begründungen: „Wird die erste Brut von Parasiten „belästigt“, wird im neuen Nistkasten die zweite Brut großgezogen. Der neue Nistkasten kann jederzeit als Schlafplatz benutzt werden.“ Es können nie genug Nistkästen auch auf kleinstem Raum hängen, denn die Vögel machen sich ihre Brutreviere schon untereinander aus. Es gibt auch Koloniebrüter, wie die Hausperlinge. Außerdem nehmen viele andere Tiere in einem Naturgarten Nistkästen in Anspruch, wie Hornissen, Wespen, Siebenschläfer, Eichhörnchen, Haselmäuse etc.).

Vogelschutz Burgenland Nistkästen

Ein Nistkasten nach der Brut.

Hier fühlt sich ein Siebenschläfer in unserm Nistkasten sehr wohl.

Einen alten Baum mit Efeu bewachsen lassen

Der Efeu schädigt den Baum nicht, sondern verwendet ihn nur als Rankhilfe und ist mit dem dichten immergrünen Bewuchs und den vielen Versteckmöglichkeiten von unten bis oben das ganze Jahr über ein windgeschützter Schlaf- und Aufenthaltsplatz für viele Vögel und ein idealer schattiger „Nistbaum“, in dem einige Vogelarten Nester bauen und ihre Jungen großziehen. Die Blüten im Herbst und die Früchte im Winter sind beliebte Nektar- bzw. Nahrungsquellen.

Vogelschutz Burgenland Nistkästen

Wie im Märchen: alter Baum mit Efeu umrankt.

Falls ihr betreffend Vogelschutz, Nistkasten, Naturgarten etc. Fragen habt, bin ich unter der Tel. Nr. 0664 8643186 oder E-Mail-Adresse: franz.lex@hotmail.com erreichbar.

Teilt uns auf jeden Fall eure Erfahrungen in den Naturgärten auch in den Kommentaren mit 🙂

 

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