A guade Schneid – warum das Sensenmähen so super ist (Teil I)

Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Burgenland wurde beim Biotop neben dem Reitschulbach in Neumarkt an der Raab ein Sensenmähkurs abgehalten. Hier unser Erlebnisbericht zum Sensemähen im Teil I:

 

Am frühen Morgen werden wir von zwei kleinen Laubfröschen, unzähligen verschiedenen Heuschrecken und anderen Insekten, die sich im Gras tummeln, begrüßt. Im Schatten der großen Bruchweide werden die Dengelstöcke mit -hammer und ein Dengelapparat wegen Verletzungsgefahren in größeren Abständen voneinander aufgestellt. Nach den letzten Vorbereitungsarbeiten geht es auch schon los.

Ein bunter Mix aus Theorie

Nach Erläuterungen über Sense bestehend aus „Sensenworf“ (Worbe, Wurf, Stiel), Sensenblatt und Sensenschloss, verschiedene Sicheln, Dengelstock mit Dengelhammer, Dengelapparat, Kumpf und Wetzstein, Ankauf von Qualitätsgeräten, Dengeln von Sense und Sichel, Montage des Sensenblattes, Einstellen der Sense, Schärfen der Geräte mit dem Wetzstein, Mähen mit der richtigen Körperhaltung, Informationen über das Anlegen einer Blumenwiese und richtiges Kompostieren geht es endlich an die Arbeit.

Am Dengelstock wird so lange geklopft, bis die Schneid richtig dünn ist.

Gut gedengelt ist halb gemäht. Mit dem Dengelhammer auf dem Dengelstock oder dem Dengelapparat wird die Schneid des Sensenblattes und der Sichel dünn ausgetrieben und eine eventuelle Scharte ausgemerzt. Das gedengelte Sensenblatt wird mit dem Sensenschloss auf dem Sensenworf befestigt. Linkshänder stellen sich auch geschickt an: Da vieles noch immer nur für Rechtshänder gemacht wird, ergeben sich spätestens beim Schärfen des Sensenblattes und beim Mähen Probleme für Linkshänder. Es gibt noch keine Sensen und Sicheln für Linkshänder, aber die Umstellung und die Art der Herangehensweise – da ich selbst Linkshänder bin – sind kein Problem. Der Wetzstein sorgt für die richtige Schneid. Vor der ersten Mahd wird mit dem feuchten Wetzstein dem Sensenblatt der letzte Schliff verpasst. Der Wetzstein befindet sich im mit Wasser gefüllten Kumpf (ein schmaler Behälter aus Rinderhorn, Holz, Metall oder Plastik), der am Hosenriemen oder am Fiataband (Fiatich, Vortuch) befestigt ist.

Sensenmähen

Volle Konzetration beim Daungln, denn sonst schneidet man sich.

Was in der Theorie leicht ausschaut, erweist sich in der Praxis als schwierig

Nach einer theoretischen und praktischen Einführung – individuelle Einstellung des Sensenworfes, Einstellung der Sense zum Sensenworf, vorteilhafte Körperhaltung, Stellung des Sensenblattes beim Mähen, richtige Mähtechnik, Ausholschwung und Schrittsetzung – versuchen alle ihr Glück mit der Sense. Auch hier gilt: Immer locker bleiben! Angewinkelte Knie und die regelmäßigen schwungvollen Drehbewegungen des Schultergürtels mobilisieren die gesamte Wirbelsäule, stärken die Rückenmuskulatur und beanspruchen alle Muskelpartien vom Kopf bis zu den Zehenspitzen – die Beweglichkeit wird gefördert und das Wohlbefinden gesteigert: eine sportliche Meditation! Das Mähen wird zwischendurch vom Wetzen des Sensenblattes unterbrochen.

Sensenmähen

Die richtige Haltung bei der Mahd.

Trotz höchster Konzentration und „leichter“ Anstrengung hat man während des Mähens Zeit, viele verschiedene Fachgespräche über richtiges Halten der Sense, Mähzeitpunkt, Naturschutz in Wiese und Garten, natürliche Lebensräume, Verwertung des Mähgutes usw. zu führen. Erwin, der mit seiner Frau Gerti vorbeikommt, muntert uns noch mit einem Ständchen auf seiner Mundharmonika auf.

Für Fachgesimple muss immer Zeit bleiben…

Einen breiten Streifen des Grases lassen wir als Lebensraum und Jagdrevier für die Laubfrösche und andere Amphibien, Heuschrecken, Libellen als Ansitzwarte, Fliegen und weitere Insekten, Raupen und Larven, Reptilien und Vögel stehen, und damit auch die Tiere vom gemähten Abschnitt dorthin flüchten können, um nicht ungeschützt ihren Fressfeinden ausgeliefert zu sein.

Der Abschluss: Eine urige Jause wie zu Urgroßvaters Zeiten

Während die letzten Kräfte noch mobilisiert werden, richtet uns meine Frau Steffi zum Abschluss die mitgebrachte zünftige Jause aus Geselchtem, Bauernspeck, Eier, Tomaten, Paprika, Bauernbrot, geriebenem Kren und einem Bigala (Weintrauben- und Apfelsaft gemischt) mit Leitungswasser. Da werden alle Anstrengungen und so manche entstandene Blase an den Händen leichter vergessen.

Da kann keiner widerstehen.

Für frühere Generationen war die Bewirtschaftung von Wiesen Knochenarbeit, weil dementsprechende Maschinen nicht vorhanden waren und das Mähgut für das Vieh benötigt wurde. Es wurde alles mit der Sense gemäht. Im Zuge der Mechanisierung wurde vieles einfacher. Die Sense wird heute in der Landwirtschaft nur noch auf steilen Almwiesen eingesetzt.

Weiter geht es nächste Woche mit Teil II unserer Kampfschrift für mehr Sensen im Land: dann werden wir die Auswirkungen auf Natur- und Artenschutz beleuchten!

 

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