Vogelschutz im Burgenland – Teil 5: Über das Phänomen Mastjahr

Warum kommen keine oder nur wenige Vögel zu unserem Futterplatz? Obwohl in unmittelbarer Nähe unseres Futterplatzes große Sträucher und einige Obstbäume als Deckung stehen, hält sich der Vogelandrang heuer in Grenzen.

Vogelschutz Burgenland

Dass es allmählich immer weniger Vögel und auch Vogelarten sind, die den hauseigenen Futterplatz aufsuchen, haben wir in anderen Artikeln schon erläutert und ist wohl eher ein mittel- bis langfristiger Prozess. Heuer scheint es jedenfalls so als würden Buchfink, Sumpfmeise und Co. den Futterplatz fast komplett meiden. Einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Insektensterben muss das aber noch nicht bedeuten…

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Kernbeißer und Stieglitz sind zwar schön anzuschauen, die große Vogelparty am Futterplatz bleibt heuer aber definitv aus.

Viele Früchte im Mastjahr 2022

Deswegen wollen wir in diesem Artikel das Phänomen des Mastjahres erläutern. Der Begriff „Mast“ wird in der Forstwirtschaft und Jägersprache verwendet, und steht im Allgemeinen für die Früchte der Eichen, Buchen, Kastanien und Wildobstbäume, die in guten Jahren, d.h. mit starkem Fruchtbehang, als Mastbäume bezeichnet werden. Neben den genannten Baumarten gibt es noch viele Sträucher und Bäume, die sich im selben Jahr witterungsbedingt den Luxus der reichen Fruchtbildung auch leisten und das reichliche Futterangebot in der Natur für die Vögel in diesem Winter über das Kalenderjahr 2022 hinaus erweitern. Ursprünglich, also noch bevor Erderwärmung und Klimawandel so deutlich zu spüren sind wie gegenwärtig, konnte ca. alle 5 Jahre ein Mastjahr in der Natur beobachtet werden. Speziell in den letzten fünf bis zehn Jahren war fast jedes Jahr ein Mastjahr.

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Die Buchecker (das sind die Früchte der Rotbuche) sind eine Nahrungsquelle für viele Tiere im Winter.

Auch die Früchte der Kastanie haben sich heuer prächtig entwickelt.

„Mast“ in der Forstwirtschaft

Der Begriff „Mast“ geht auf karge Zeiten zurück, in denen Bauern das Vieh in den Wald treiben und von den Kindern hüten lassen. So entstehen die Bezeichnungen „Hutewald“, (Tiere im Wald hüten) und „Schmalzweide“ (Schweine von Eicheln und Bucheckern in fruchtbaren Jahren wohlgenährt bzw. gemästet – Mastjahre). Das Abbeißen der saftigen Blätter und Zweige in der Vegetationszeit durch Rinder, Schafe und Ziegen verhindert ein Nachwachsen von Jungbäumen und Sträuchern, wodurch man sich die arbeitsintensive Rodung erspart und parkähnliche Wälder bzw. Weiden mit altem Baumbestand, die sogenannten Hutweiden, entstehen, die im Spätherbst und Winter den Schweinen mit den Früchten der Bäume eine energiehaltige Nahrungsquelle bieten.

Schweine haben Eicheln (Titelbild) zum Fressen gern.

„Mast“ in der Jägersprache

In der Jägersprache gibt es zusätzlich zum allgemeinen Begriff der Mast für die Äsung von Hirsch und Reh sowie für das Futter von Wildschwein und Dachs die untergeordneten Begriffe „Obermast“, die aus der Baummast (Früchte der Mastbäume) und sonstigen oberirdischen Samen und Früchten besteht, und „Erd- oder Untermast“, die den Fraß von Schwarzwild und Dachs bezeichnet, der sich in der Erde befindet und aus Kleinsäugern, Reptilien, Käfern, Larven, Raupen, Würmern, Pilzen, Wurzeln, Früchten etc. besteht und den sie aus der Erde graben und stechen.

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Auch das Wild freut sich über ein reichhaltiges Nahrungsangebot im Wald.

Auswirkungen eines Mastjahres

In einem Mastjahr wenden Bäume und Sträucher viel Energie für die Ausbildung der Fruchtknospen, Blüten und Früchte und somit zum Erhalt ihrer Art auf, wodurch sie geschwächt und anfälliger gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind und bei Menschen mit Pollenallergie (hier ein tolles Video dazu) während der Blütezeit Schnupfen, Schleimhautreizungen, Atemnot, Husten und tränende Augen verursachen. Nach Jahrzehnten, wenn der Baum geschlägert wird, kann man Mastjahre und trockene Jahre an den dünneren Jahresringen erkennen.

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 An den dünneren Jahresringen kann man mit geschultem Auge ein Mastjahr erkennen.

Eicheln und Bucheckern im Wald ersetzten keine Samen im Hausgarten

 Mit vielen Früchten von Eiche, Buche, Fichte, Wildrose etc. finden Eichelhäher, Kernbeißer, Finken, Meisen und Co. in diesem Winter in der Natur einen reich gedeckten Tisch und kommen trotzdem auch zwischendurch zum Futterplatz. Andere Arten, wie z.B. Amseln, Haus- und Feldsperlinge und Rotkehlchen, fressen auch gerne Früchte je nach Art von Liguster, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Berberitze und Efeu, aber sind unsere Dauergäste am Futterplatz, wo sie mit Nüssen, Sonnenblumenkernen, Kleie, Rindertalg, Äpfeln etc. verwöhnt werden. Distelfinke (Stieglitz) ernähren sich von den kleinen Samen verschiedener Pflanzen im Hausgarten, wie Sonnenhut, Distel, Gemeiner Nachtkerze und Wiesenblumen, die über Winter stehen bleiben.

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Die Früchte von Fichte (links) und Wildrose (rechts) sollten im Winter im Garten belassen werden.

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Eine Wacholderdrossel freut sich über einen fruchtigen Wintersnack.

Nicht vergessen: Essen und Trinken gehören zusammen

Neben dem reichhaltigen Angebot, das die Natur und wir unseren gefiederten Freunden bieten, darf auf einem Futterplatz eine passende ganzjährige Wasserstelle nicht fehlen. Im einem größeren Topfuntersetzer – von Zeit zu Zeit gereinigt und laufend mit frischem Wasser gefüllt – wird in die Mitte ein größerer Stein gelegt, damit auch Bienen, Wespen und andere Insekten ihren Flüssigkeitsbedarf decken und, falls sie ins Wasser fallen, raufklettern können. Vögel haben zu jeder Jahreszeit Durst und nehmen nicht nur im Sommer die Bademöglichkeit in Anspruch. Im Winter wird mit heißem Wasser das Eis aufgetaut. In der heißen Jahreszeit löschen dort auch Igel, Eidechsen und Amphibien ihren Durst. Einen idealen schattigen Platz für die Wasserstelle bieten einige Himbeerruten mit gesunden Früchten im Sommer. Die darunter wachsenden Pflanzen werden laufend händisch abgerissen und als düngende und feuchtigkeitsregulierende Mulchschicht verwendet, um die freie Sicht vor anschleichenden Katzen zu gewährleisten. Ein sonniger Sandstrand in einer in den Boden versenkten kleinen Sandkiste wird auch für ein Trockenbad angenommen. Das billigste Bad gönnen sich Kohlmeisen mit einem Sonnenbad!

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Eine Wasserstelle gehört zu jedem Futterplatz.

Was tut sich bei euch am Futterplatz? Habt ihr auch ein Maßtjahr beobachten können? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

Hier gehts zu Teil I, Teil IITeil III und Teil IV der Serie!

 

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