Im siebten und vorletzten Teil unserer Serie betrachten wir den Bezirk Eisenstadt-Umgebung unter demographischen Gesichtspunkten wie Bevölkerungsentwicklung, Arbeit, Wohnen und Mobilität.
Wir nähern uns dem Jahresende und in der heuer begonnenen Beitragsserie berichten wir nur mehr zum vorletzten Mal über die momentane Lage in Burgenlands sieben Bezirken anhand unterschiedlicher Schwerpunkte wie Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit etc. Nach bereits sechs vorhergehenden Artikeln, auf welche wir uns erlauben am Ende dieses Beitrags nochmals zu referenzieren, werfen wir unseren Blick abermals gen Norden. Heute berichten wir über jenen Bezirk, dessen Verwaltungssitz außerhalb der eigentlichen Bezirksgrenzen liegt: Eisenstadt-Umgebung.
Den Ausgangspunkt, der oftmals für den demographischen Vergleich unterschiedlicher Regionen herangezogen wird, ist die Bevölkerungsentwicklung im historischen Vergleich. Unser gewohnt faktenbasierter Zugang trübt sich diesmal bedauerlicherweise ein wenig, da die Bevölkerungszahl um die beiden Statutarstädte Eisenstadt und Rust am See zu bereinigen ist. Somit ergibt sich ein Wert von ca. 44.000 Einwohner zum Zeitpunkt Ende 2021.
Bevölkerung in der historischen Entwicklung nach Bezirken von 1923 bis 2021 (Quelle: Statistik Burgenland)
Auch die Prognose für die Bevölkerungsentwicklung folgt derselben Interpretation. Im Vergleich mit dem ebenfalls im Nordburgenland beheimateten Zugpferd Neusiedl am See passt der Ausblick in die weite Zukunft in puncto Wachstum der Bevölkerung.
Bevölkerungsschätzung nach Bezirken bis 2075 (Quelle: Statistik Burgenland)
Schauen wir uns den Bereich Mobilität an, braucht der Bezirk mit dem Autokennzeichen EU keineswegs den Vergleich mit Neusiedler Bezirk scheuen. Einerseits führt die Südost Autobahn A3 über die A2 rasch in die Hauptstadt Wien. Andererseits gibt es eine gute Anbindung über die S31 in Richtung Wiener Neustadt.
Auch die öffentliche Verkehrsinfrastruktur führt über die Pannoniabahn entweder nach Wulkaprodersdorf oder nach Parndorf mit den jeweiligen Anschlüssen nach Wien, Sopron oder Budapest. Bestenfalls brauchen die Pendler, die aufs individuelle Vehikel verzichten möchten, knapp über eine Stunde von Eisenstadt kommend nach Wien zum Arbeiten, Einkaufen oder für sonstige Freizeitaktivitäten und Besorgungen.
Fahrplanabfrage auf der ÖBB-Website (Quelle: ÖBB)
Das mit dem Arbeit finden im Heimatbezirk ist per se keine simple Sache, insbesondere für die Menschen südlich des Sieggrabener Sattels ist dies eine wohlbekannte Herausforderung. Dem Anspruch gerecht zu werden, einen der eigenen Ausbildung entsprechenden Job zu finden, ist je nach Anforderungsprofil mitunter eine unlösbare Aufgabenstellung. Der banale Grund dafür: es herrscht ein Mangel offener Jobpositionen. Unseren ersten Annährungsversuch starten wir mit der umfassenden Erwerbsstatistik, welche die Statistik-Abteilung des Land Burgenland für das Jahr 2020 zur Verfügung stellt:
Burgenlands Erwerbstätige und Pendler im Überblick (Quelle: Statistik Burgenland)
Für den Bezirk Eisenstadt-Umgebung beträgt der Anteil an Pendler genau 87 Prozent, was im Wesentlichen dem Burgenland-Durchschnitt entspricht (75 Prozent). Anders ausgedrückt findet von hundert erwerbstätigen Ortseinwohnern findet nur knapp über ein Zehntel davon eine Arbeit in derselben Wohngemeinde. Weitere acht Prozent der Pendler können einer Arbeit im selben Bezirk nachgehen, d.h. für knapp 80 Prozent der Erwerbstätigen liegt der Arbeitsplatz außerhalb des eigenen Bezirkes.
Während sich der Arbeitsmarkt seit dem Ausbruch der Coronapandemie Mitte 2020 zusehends erholte und aktuell (noch) – zumindest gefühlt – Rekordbeschäftigung im Lande herrscht, bleibt abzuwarten wie sich die wirtschaftliche Situation im Zuge des Krieges in der Ukraine, rasant steigenden Preisen und soeben erhöhte Leitzinsen in naher Zukunft entwickeln wird. Stellen wir die Zahl der Beschäftigungslosen, also jener Personen, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos vorgemerkt sind oder an Schulungen teilnehmen, mit der Anzahl an offenen Stellen gegenüber, bedeutet dies, dass im September 2022 auf zumindest jede vierte Person im Bezirk Eisenstadt-Umgebung eine offene Stelle entfällt:
Beschäftigungslose und offene Stellen auf Basis der Zahlen für Oktober 2022 (Quelle: AMS Burgenland)
Wer einen Arbeitsplatz hat und diesen aufgrund einer ausreichend ausgebauten Infrastruktur in zumutbarer Zeit erreichen kann, dürfte sich wohl ernsthaft mit dem Gedanken auseinandersetzen, sich in der Heimatregion dauerhaft niederzulassen. Die Grundstückspreise zogen auch im Burgenland in den letzten beiden Jahrzehnten ordentlich an. Für den Bezirk Eisenstadt-Umgebung lässt sich auf Basis dieser veröffentlichten Preisdaten (ja, es handelt sich um Durchschnittswerte) konstatieren, dass das Preisniveau für burgenländische Verhältnisse deutlich über dem Durchschnittspreisen anderer Bezirken liegt. Das Extrembeispiel von Oggau mit fast 300 Euro pro Quadratmeter zeigt die aus Perspektive der Grundbesitzer positive Entwicklung am Immobilienmarkt augenscheinlich auf.
Übersicht Grundstückspreise im Bezirk Eisenstadt-Umgebung (Quelle: Simil.io)
Zuletzt werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation im Gründerwesen. Ein Indikator für die Entfaltung des unternehmerischen Potentials im „EU“-Bezirk ist die jährliche Statistik der Wirtschaftskammer zu den Neugründungen. Insbesondere die im Fachjargon als Gründungsintensität zitierte Kennzahl, welche die Anzahl an Unternehmensgründungen je 1.000 Einwohner ins Verhältnis setzt, zeigt eine im Vergleich zum Bundesland-Durchschnitt für das Burgenland leicht überdurchschnittlichen Wert auf.
Darstellung zu Unternehmensneugründungen und Gründungsintensität im Jahr 2021. (Quelle: WKÖ Burgenland)
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Zum Nachlesen Serie Burgenlands Bezirke in Zahlen:
👉 Teil 1: Oberpullendorf
👉 Teil 2: Güssing
👉 Teil 3: Neusiedl am See
👉 Teil 4: Oberwart
👉 Teil 5: Mattersburg
👉 Teil 6: Jennersdorf
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