Lebens(t)raum Apfelbaum (Teil IV)

Der Lebenstraum in Apfelform geht weiter: Diesmal wird es herbstlich, lassen die Erntezeit Revue passieren und geben Tipps zur richtigen Lagerung und Verarbeitung der Äpfel. Und zum Schluss gibt es noch unser Rezept für den mit Abstand besten Apfelstrudel.

Apfelbaum

 

Das englische Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ sagt mehr als tausend Worte. Kaum eine Obstart ist so begehrt wie der Apfel, weil er nicht nur auf Streuobstwiese und im Hausgarten, sondern sogar auf Balkon und Terrasse in verschiedenen Größen und Kronenformen kultiviert werden kann und die Früchte nicht nur gesund, sondern auch vielseitig verarbeitet, konserviert und konsumiert werden können.

Jahreszeitliche Lebensabläufe

Nach der Ruhephase in der kalten Jahreszeit entwickeln sich im Frühjahr mit zunehmender Temperatur Blüten und Blätter. In der warmen Jahreszeit werden neue Triebe ausgebildet, das Früchte– und Dickenwachstum beschleunigt und die Blütenknospen für das nächste Jahr angelegt.

Apfelbaum

Unsere Bienen lieben die Apfelblüten heiß.

Der Herbst ist die Zeit der Ernte: Die Früchte fallen vom Baum bzw. werden gepflückt, und die im Sommer angesammelte Energie in den Blättern wird in den Wurzeln und im Stamm für das Wachstum im nächsten Jahr gespeichert.

Erntezeitpunkt

Wenn nach einem Geschmackstest durch Anheben und vorsichtiges Drehen der Apfel sich leicht an der Sollbruchstelle vom Ast löst und die Kerne etwas braun sind, ist die Pflückreife erreicht.

Schon im Juli eröffnet der (weiße) Klarapfel, auch Weizenapfel (Woazopfl) genannt, die Apfelerntesaison. Der saftige und leicht säuerliche Apfel ist sehr druckempfindlich, nicht lange lagerfähig und wird bald mehlig. Neben dem Frischverzehr wird der Tafel- und Liebhaberapfel auch gerne zu Apfelmus verarbeitet und zur Herstellung von Apfelstrudel, mit Palatschinkenteig gebackene Apfelscheiben, Kompott etc. verwendet. Mit dem Woazopfl – bzw. Apfelmus für später reifende Früchte – kann man auch verschiedene Fruchtmarmeladen strecken.

Richtige Ernte

Im Gegensatz zu Mostäpfeln, die vom Baum geschüttelt werden, werden Äpfel zum Einlagern mit der Hand gepflückt, da beim Herabfallen Druckstellen entstehen, die eine Haltbarkeit nicht gewährleisten. Mostäpfel sollen auch nicht brutal mit Stangen vom Baum geschlagen werden, da mit den Äpfeln auch die Fruchtäste mit den Blütenknospen für das nächste Jahr, die schon im Juli gebildet werden, abreißen bzw. knicken und dadurch teilweise eine „unnatürliche Alternanz“ ausgelöst wird.

Apfelbaum

Blütenknospen sind die Vorausschau auf die nächste Ernte.

Alternanz: Schwankung des Fruchtertrages im Zweijahresrhythmus

Durch Ausdünnen von Blüten und den noch kleinen Früchten kann einem Fruchtausfall im darauffolgenden Jahr entgegengewirkt werden.

Apfelbaum

Ein Ausdünnen der Blüten bewirkt reichliche Ernte im darauffolgenden Jahr.

Ebenfalls ist zusätzlich zum Winter- und Sommerschnitt ein Herbstschnitt nach der Ernte von Vorteil! Bei zu dichten Kronen werden stärkere Äste mit den noch daran befindlichen Blättern herausgenommen, damit im nächsten Jahr genügend Licht an Zweige, Blüten und Früchte herankommt und die Energie in den noch grünen Blättern nicht gespeichert wird, die nur zu üppigerem Wachstum im Frühjahr führt (Wassertriebe). Gleichzeitig werden im Rahmen des Herbstschnittes Äste, auf denen aufgrund der Last der Früchte abgeknickte Zweige sind, bis zu einem gesunden Zweig zurückgestutzt. Wer den Sommerschnitt verabsäumt hat, kann auch noch im Herbst die unnötigen Wassertriebe an den starken Ästen entfernen.

 Die Wassertriebe sollten regelmäßig entfernt werden.

Lagern von gepflückten Äpfeln

Vor der Einlagerung sollen die Früchte genauestens kontrolliert werden, denn Fraßspuren, die überwiegend von Vögeln verursacht und von Wespen, Hornissen und anderen Insekten übernommen werden, und faulende und vertrocknete offene Stellen werden beim Pflücken leicht übersehen.

Die Äpfel schmecken nicht nur  Mensch, sondern auch Tier.

Der ideale Lagerraum ist ein frostsicherer, dunkler und kühler Erdkeller, wo die Äpfel auf einen Apfelhut gelegt werden und für den Verzehr in der kalten Jahreszeit bis zum Frühjahr halten. Von Zeit zu Zeit werden sie auf Fäulnis und Fraßspuren kontrolliert: Nicht nur Mäuse schätzen die Vorräte des Menschen.

In unserem Keller lagern die Äpfel sehr gut.

Die entsprechenden Bedingungen im Keller nutzt auch das Tagpfauenauge, das schon im Oktober einzieht, wenn die für die Einlagerung vorgesehenen Äpfel noch am Baum hängen, zum Überwintern auf der Unterseite des Apfelhutes.

Hier hat sich ein Tagpfauenauge zur Überwinterung dazugesellt.

Verarbeiten von Äpfeln

Nach einer überreichen Ernte kann man Äpfel in einer Obstpresse zu naturtrübem Apfelsaft verarbeiten, pasteurisieren und in Mehrwegflaschen (Nachhaltigkeit) abfüllen lassen. Die Flaschen werden in einem kühlen Raum liegend gelagert. Naturtrüber Apfelsaft ist gesünder als klarer Apfelsaft, da er krankheitsvorbeugende Schwebstoffe und Fruchtfleisch enthält. Aufgrund des Zuckergehaltes ist beim Konsum ein Mischungsverhältnis von einem Drittel Apfelsaft zu zwei Drittel Leitungswasser empfehlenswert.

Im Herbst werden bei uns die Flaschen eingelagert.

Aus naturtrübem Apfelsaft entwickelt sich in vier bis sechs Wochen ein hervorragender Apfelessig.

Äpfel und Uhudlerweintrauben ergeben, wenn sie gemeinsam gepresst werden, ein wiederentdecktes Getränk: Naturtrüber Bigala!

Einfach selbst machen: Äpfel kann man für den späteren Verzehr trocknen, in Gläser einlegen (Kompott), einkochen (Mus, Marmelade), einfrieren etc. Rund um den Apfel gibt es viele unzählige Rezepte für Salate, Hauptspeisen, Beilagen, Desserts und Gebäck.

 

Der beliebte Apfelstrudel

250 g glattes Mehl, 1/8 l warmes Wasser, 1El Öl und etwas Salz werden in einer Schüssel zu einem geschmeidigen Teig geknetet, der zugedeckt 30 Minuten bei Raumtemperatur rastet. Währenddessen werden für die Füllung 80 g Semmelbrösel in Fett angeröstet, ca. 1 kg Äpfel geraspelt, zu dünnen Scheiben gehobelt oder in kleine Stücke geschnitten und 80 g Rosinen vorbereitet.

Der Apfelstrudel in der Entstehung.

Auf einer bemehlten Unterlage ein Drittel des Teiges mit dem Nudelwalker ausrollen, mit den Händen auf beiden Handrücken in der Luft und dann auf der Unterlage vorsichtig an den Rändern zu einem Rechteck in der Größe des Backbleches hauchdünn ausziehen. Mit einem Drittel der Füllung werden zwei Drittel des Teiges belegt und mit Zimt und Zucker verfeinert. Statt Zucker kann man auch Honig nehmen. Das Ganze wird seitlich eingeklappt, damit die Füllung nicht ausrinnt, zu einem Strudel gerollt, auf das Backblech gelegt, mit verquirltem Ei bestrichen und bei guter Hitze ca. 45 Minuten goldbraun gebacken.

Das fertige Apfelstrudelwerk.

Heiß mit Staubzucker bestreut und einer Kugel Vanilleeis schmeckt Apfelstrudel am besten!

 

Habt ihr ähnliche Symbiosen mit euren Äpfelstrudel entwickelt? Dann schreibt uns in den Kommentaren!

Hier geht’s zum ersten Teil der Serie

und hier zum zweiten Teil der Serie

und hier zum dritten Teil der Serie

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