Lebens(t)raum Apfelbaum (Teil III)

Der Apfelbaum ist wieder da! Weiter geht’s mit dem dritten Teil der Serie. Diesmal schreiben wir über den Aufbau eines Baumes und das Anlegen eines kombinierten Obstgartens.

Apfelbaum

Der Apfelbaum ist ein Flachwurzler und besteht aus einem Stamm, einer Krone und einem weitverzweigten Wurzelsystem, das den Baum in der Erde verankert. Die Wurzeln versorgen über den Stamm die Krone mit Wasser und Nährstoffen. Über die Blätter verdunstet Wasser, weshalb die Wurzeln immer wieder Wasser nachliefern. So entsteht durch stetige Verdunstungen und immer wiederkehrende Niederschläge ein regelrechter Wasserkreislauf. Vor dem Laubabfall werden im Herbst Nährstoffe, die für die Blattbildung im nächsten Jahr wichtig sind, im Stamm- und Wurzelbereich gespeichert. Damit nicht zu viele Nährstoffe gespeichert werden, um im nächsten Jahr ein üppiges Wachsen von Wassertrieben zu vermeiden, ist es wichtig, dass beim Sommerschnitt im August alle Wassertriebe auf den stärkeren Ästen entfernt werden. Die anderen Nährstoffe bilden mit dem Laub, das von Bakterien, Pilzen und Regenwürmern zersetzt wird, die Humusschicht. Vom Regenwasser werden die Nährstoffe aus der Humusschicht gelöst und gelangen von den Wurzeln mit dem Wasser aufgenommen wieder in den Stamm und in die Krone. So entsteht auch ein Nährstoffkreislauf, weshalb Laub, das auch Kleinstlebewesen und viele Insekten zum Überwintern benötigen, niemals unter Bäumen entfernt wird.

Apfelbaum

Die Wurzeln eines Apfelbaums (hier nur mehr ansatzweise zu erkennen) sind tolle Gebilde.

Viel Platz zwischen den Bäumen

Da Himbeeren oft im hintersten Winkel des Hausplatzes oder entlang des Küchengartenzaunes ein stiefmütterliches Dasein fristen, empfiehlt sich die Anlage einer Himbeerkultur zwischen den Obstbäumen. Mit einer natürlichen Bewirtschaftung erspart man sich auf dieser Fläche das Mähen des Grases und der Wiesenblumen. Die Himbeerpflanzen werden nicht reihenweise, sondern auf der vorgesehenen Fläche verteilt im Abstand von ca. einem halben Meter gesetzt. Die Wiesenblumen und Gräser ziehen nach der Blüte ein und sterben wie die Blätter der Himbeerruten nach den ersten Frösten ab. Die abgestorbene Wiesenvegetation und die Himbeerblätter werden im Laufe des Winters – wie das Laub der Obstbäume nebenan – von Bakterien, Pilzen und Regenwürmern zersetzt und bilden die ideale Humusschicht mit Nährstoffen für die Himbeerpflanzen im nächsten Jahr. Eine zusätzliche Düngung ist nicht erforderlich! Für zahlreiche Insekten, Larven, Raupen, Eier von Insekten, Käfer und Spinnen ist die Himbeeranlage ein ideales Winterquartier.

Apfelbaum

Hier gedeihen die Himbeeren prächtig und liefern auch den Apfelbäumen genügend Nährstoffe.

Der richtige Schnitt bringt reiche Ernte

Im darauffolgenden Jahr werden Ende März/Anfang April die Ruten auf eine Länge von einem Meter geschnitten. Die oberen Rutenteile werden auf keinen Fall gehäckselt, sondern mit dem Schnittgut der Obstbäume in die Totholzhecke eingearbeitet oder lose auf einem Haufen in einem abgelegenen Teil des Hausplatzes gelagert, damit noch Nachzügler schlüpfen können. Die Larven der Gottesanbeterin schlüpfen erst in der zweiten Maihälfte aus dem Eierkokon!

 

 

Blüten bis zur ersten reifen Frucht

Schmetterlinge, Honig- und Wildbienen bestäuben die Blüten ab Anfang Juni bis Anfang Juli. Die Erntezeit beginnt Anfang Juli und endet Anfang August. Die gesunden Früchte werden aufgrund des hohen Vitamingehalts und der Mineralstoffe roh verzehrt und zu Marmelade, Gelee, Saft, Kompott, Sirup und Likör verarbeitet. Sie schmecken auch im Topfenstrudel, als Kuchenbelag oder in Eis und der „Heißen Liebe“ (Vanilleeis mit heißen Himbeeren) hervorragend. Himbeeren sind auch begehrte Früchte für Vögel, Wespen und Nagetiere. Überreife Früchte ziehen Käfer, Wespen, Ameisen und Schnecken an und werden nicht auf den Boden geworfen, sondern kompostiert. Eine Ernte jeden zweiten Tag am frühen Morgen ist empfehlenswert.

Schmetterlinge lieben Himbeerblüten.

Himbeerkultur als Lebensraum

Die Blumen und Gräser bleiben in der Himbeerkultur stehen. Im zeitigen Frühjahr blüht der Lerchensporn, der die Futterpflanze für einen unserer Ritterfalter ist: der Schwarze Apollo. In weiterer Folge blühen u.a. Scharbockskraut, Lungenkraut, Ackerwitwenblume und viele Gräser, die von vielen Insekten besucht werden.  „Verirren“ sich Brennnessel in die Himbeerkultur, zeigt es, dass der Boden für die Himbeeren passt, denn Brennnessel sind Stickstoffanzeiger. Brennnessel und andere eventuell in der Erntezeit störende Pflanzen (Trichterwinde, Schachtelhalm, Berufskraut) werden händisch abgerissen und an Ort und Stelle als Mulchmaterial verwendet. Für viele Tiere ist die Himbeerkultur Lebensraum und Jagdrevier (Spinnen, Wespen, Gottesanbeterinnen, Vögel, Fledermäuse, Igel etc.). Spinnen und Insekten (Käfer, Schmetterlinge, Heuschrecken etc.) entwickeln sich vom Ei bis zum erwachsenen Tier.

Auch der Schwarze Appollo genießt es zwischen den Himbeeren im Garten.

Totholz ist Leben

Segnet ein Apfelbaum oder Weingartenpfirsichbaum (bzw. ein anderer Obstbaum) das Zeitliche, kann er stehen bleiben. Viele Käferlarven und Schlupfwespen entwickeln sich unter der Rinde und im Stamm, und die Holzbiene legt darin ihre Brutröhren an. Der tote Stamm dient dem Rotrückenwürger und dem Grauschnäpper tagsüber und dem Waldkauz in der Nacht als Ansitzwarte für die Jagd nach Insekten bzw. Wühlmäusen.

Apfelbaum

Hier wurlts nur so vor lauter Insekten.

Geheimtipp für Besitzer von herbsttragenden Himbeersorten

Wer eine Doppelernte (sowohl im Sommer – als auch im Herbst) einfahren will, schneidet die Ruten, die im Herbst tragen, nicht im Frühjahr ab: Sie bringen im Sommer reiche Frucht und werden erst nach der Ernte entfernt und in die Totholzhecke eingearbeitet! Die diesjährigen Ruten tragen im Herbst und im darauffolgenden Sommer.

Bei richtigem Himbeerschnitt explodiert die Ernte.

Rezept für Himbeerlikör

Ein Kilogramm frisch geerntete Früchte werden mit 500 Gramm Kandiszucker und einem Pfefferminzblatt in einem Glasbehälter mit Deckel drei Monate mit einem Obstler (Apfelschnaps) angesetzt und nach dem Durchziehen durch ein Baumwolltuch gefiltert. Der Likör wird in Flaschen gefüllt.

Mit Geliermittel entsteht aus der restlichen Masse nach dreiminütigem Kochen eine köstliche „geistreiche“ Marmelade, die in kleine Gläser abgefüllt als Überraschungsgeschenk gut ankommt!

Ein Teil der Ernte wird likörisiert.

 

Habt ihr ähnliche Symbiosen mit euren Apfelbäumen im Garten? Dann schreibt uns in den Kommentaren!

Hier geht’s zum ersten Teil der Serie

und hier zum zweiten Teil der Serie

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