Lebens(t)raum Apfelbaum (Teil II)

Weiter geht’s mit dem Lebens(t)raum Apfelbaum. Im zweiten Teil der Serie widmen wir uns dem Aufbau der Frucht, geben Tipps zur ertragreichen Ernte.

Apfelbaum

Aus der komplexen Blüte des Apfels entwickelt sich eine Scheinfrucht, deren gestielte Blüte aus dem Blütenboden und den Kelch-, Kron(Blüten)-, Staub- und Fruchtblättern besteht. Die fünf weißen, rosa oder roten Blütenblätter und der Blütenduft locken Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen, Fliegen, Käfer und weitere Bestäuber an, die bei der Nektar- und Pollenaufnahme die Pollen (Blütenstaub) von den Staubblättern auf die Narben der Fruchtblätter übertragen und somit die Bestäubung durchführen. Der untere Teil der Fruchtblätter (weibliche Geschlechtsorgane) ist der Fruchtknoten. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich die Samenanlage mit dem fünfteiligen Kerngehäuse und den darin befindlichen Apfelkernen. Das Fruchtfleisch entsteht aus der Blütenachse und nicht aus dem Fruchtknoten, weshalb unser begehrter Apfel eine Scheinfrucht ist. Die fünf Blütenblätter fallen ab, und die fünf Kelchblätter bleiben auf dem Apfel erhalten.

Apfelbaum

Die Blüten eines Apfelbaums sind eine echte Schönheit.

Größere Früchte durch Ausdünnen

Damit gesunde und große Früchte wachsen und der Baum für das nächste Jahr wieder Blütenknospen bildet, werden kleine bzw. schlecht entwickelte Früchte mit einer Kipp- und/oder Drehbewegung bis auf eine bzw. maximal zwei Früchte pro Blütenbüschel entfernt.

 Ausdünnen bringt’s: Pro Blütenbüschel kann man die Früchte ruhig auf 1-2 Früchte reduzieren.

Auch ein kleiner Garten kommt ganz groß raus

Einige Obstbäume auf einer kleinen freien Fläche sind sehr beliebt und werten den Hausplatz als nützliche fruchtbringende Gestaltungselemente auf. Die freien Stellen rund um den Baumstamm bepflanzt man/frau ein mal im Herbst für die nächsten Jahrzehnte mit Schneeglöckchen, Traubenhyazinthe, Frühlingsknotenblumen, Blaustern und verschiedenen Krokusarten, die schon ab März die ersten Nektarquellen für Hummeln und Honigbienen sind. Löwenzahn, Lerchensporn, Scharbockskraut, Lungenkraut, Buschwindröschen, Ackerwitwenblumen, Wiesenbocksbart, Rot- und Hornklee, Taubnessel und weitere Wiesenblumen und Gräser kommen in einem Naturgarten von selbst. Eine naturschonende Mahd zweimal im Jahr in Zeitintervallen und Teilabschnitten ist ideal, damit immer wieder blühende Pflanzen zum Erhalt der Artenvielfalt im Garten beitragen. Blattläuse und Co. sind keine Plage mehr, weil sie für ihre natürlichen Gegenspieler, die sie in Schach halten, lebensnotwendig sind.

Im Frühjahr meistens die ersten Blüher: Die Schneeglöckchen.

Jeder Quadratmeter wird genutzt und fördert die Biodiversität

Auf den freien Flächen zwischen den Obstbäumen im Halbschatten können Rhabarber, Zucchini und verschiedene Sorten von Him-, Johannis- und Stachelbeeren kultiviert werden, wodurch

  • zusätzlich neue Lebensräume und Jagdreviere für viele verschiedene Tiere geschaffen werden und
  • von Frühjahr mit dem Rhabarber beginnend bis in den Herbst laufend Gemüse und Obst für Kompotte, zur Zubereitung von (Mehl)Speisen, zum Rohverzehr und zur Herstellung von Fruchtsäften, Nektare und Marmeladen kostenlos zur Verfügung stehen.

Wer es rustikaler liebt, kann auch im Halbschatten den Komposthaufen anlegen und mit dem Holz vom Baumschnitt eine Totholzhecke errichten.

Zucchini wächst auch ziwschen den Apfelbäumen sehr gut.

Eine doppelte Ernte ist gewiss

Um weiteren Platz im Gemüsegarten zu sparen, können Kürbisse (Hokkaido) auf Hochstammbäumen oder Holundersträucher gezogen werden. Die Kürbispflanzen werden in Komposterde (drei bis vier Kübel reichen) nicht direkt am Stamm (Rindenfäulnis) gepflanzt und mit einer Rankhilfe (stärkere Äste mit Zweigen) in die Krone geleitet, wo sie sich selbständig machen. Bis auf die Versorgung mit wenigen Düngergaben (Jauche aus Pferdemist, Brennnessel oder Schachtelhalm) im Laufe der Vegetationszeit erspart man sich viel Zeit und Arbeit für das Entfernen von Beikraut. Eine Vollernte von sauberen Früchten, auf denen keine Erde haftet, ist garantiert, da Blüten und kleine weiche Kürbisse zu den Delikatessen von Schnecken zählen.

Eine perfekte Symbiose: Der Kürbis im Apfelbaum.

Der nächste Winter kommt bestimmt

Damit unsere Teamplayer, wie Wildbienen- und Wespenköniginnen, Käfer, Larven, Raupen, Eier von vielen Insekten, Schmetterlinge und Spinnen, überwintern können, bleibt die Vegetation der Naturwiese auf einigen Teilabschnitten bis zur nächsten Mahd im darauffolgenden Frühjahr stehen.

Das im Herbst abfallende Laub des Apfelbaums

  • dient vielen Insekten als Schutzschicht im Winter,
  • verrottet bzw. wird im Laufe des Winters und Frühjahrs von vielen Mikroorganismen und Regenwürmern zersetzt,
  • ist zugleich der passende, wertvolle und natürliche Dünger, den die Obstbäume brauchen, und
  • erspart den kostspieligen Dünger aus dem Baumarkt.

Laub kann man getrost liegen lassen als Dünger für den Baum.

Der Apfel muss für vieles „herhalten“. Sprichwörter, Redewendungen, Bezeichnungen und Vergleiche

An apple a day keeps the doctor away!

Äpfel und Birnen vergleichen.

Beiß nicht gleich in jeden Apfel, denn er könnte sauer sein!

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!

Ein Apfel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!

Ein fauler Apfel steckt hundert gesunde Äpfel an.

Etwas wie seinen Augapfel hüten.

Im schönsten Apfel kann auch ein Wurm sein!

In den sauren Apfel beißen.

Jemandem veräppeln.

Mit Putz und Stingl.

Verbotene Äpfel sind süß!

Adamsapfel – vergrößerter Schildknorpel am Kehlkopf bei Männern

Augapfel – Auge

Paradiesapfel – Symbol zwischen Sünde und Verheißung auf Erlösung

Pferdeapfel – Exkremente von Pferden; Form und Größe von Äpfeln                         

Reichsapfel – Herrschaftszeichen: Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz

Zankapfel – eine Sache, weshalb es Streit gibt

 

Fällt euch noch eine Redewendung ein? Dann schreibt uns in den Kommentaren!

Hier geht’s zum ersten Teil der Serie

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