A guade Schneid – warum das Sensenmähen so super ist (Teil II)

 Im zweiten und letzten Teil zum Mähen mit der Sense beleuchten wir die Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Beide profitieren von dieser schonendsten Form der Mahd wohl am meisten.

 

Ban Weg und ban Roan is die Wölt zkloan! Während früher noch das Gras rund ums Haus für die Schweine als Grünfutter regelmäßig mit der Sense gemäht und um jeden Quadratmeter Grasfläche an Wegrändern, auf Straßenböschungen, am Ackerrain und auf den Bahndämmen (Eisenbahnergeiß) „gekämpft“ wurde, um genug Futter fürs Vieh zu haben, werden diese Flächen heutzutage regelmäßig maschinell gehäckselt, geschlägelt und gemäht. Diese alles andere als schonende Bewirtschaftungsweise entzieht praktisch allen Wiesenbewohnern ihre Lebensgrundlage und der Lebensraum von Insekten und Wirbeltieren wird zerstört (auch ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Artenvielfalt). Durch die Vertreibung des Rindes und des Schweines aus dem Paradies hat sich im Burgenland viel geändert: Auf vielen Wiesenflächen, in Ackerflächen umgewandelt und mit angrenzenden Ackerflächen zusammengelegt, werden von großen Agrarbetrieben Monokulturen angebaut. Die noch bestehenden Wiesenflächen werden gedüngt und bis zu viermal im Jahr gemäht, wodurch die eigentlichen Wiesenblumen (Heilpflanzen für Rinder) verschwinden. Das Gras wird zu Heu getrocknet oder leicht gewelkt in Plastik gewickelt.

Sensenmähen

Typisch Burgenland im Jahr 2021: gemulchte Rasenfläche statt blühender Blumenwiese.

Mehr Artenvielfalt? Jeder von uns kann einen Beitrag leisten.

Hausgartenbesitzer und -besitzerinnen, die die immensen Kosten für Rasenmäher, Motorsense, Rasentraktor, Rasenroboter, Service, Reparatur, Treibstoff, Kunstdünger, Pflanzenschutz- und Insektenvernichtungsmittel und Arztbesuche wegen Allergien ins Kalkül ziehen, greifen zu den altbewährten naturschonenden Geräten unserer Vorfahren: Sense und Sichel. Beim Mähen mit Sense zweimal im Jahr wird die Natur geschont, denn beim Mähen mit Rasentraktor, Motorsense, Rasenroboter oder Rasenmäher werden alle Tiere vernichtet und die Pflanzen kommen nicht zum Blühen (Bienen, Honig). Das mit der Sense gemähte Gras wird mit Erde und anderen biologischen Materialien aus Haushalt, Gemüse- und Obstgarten im hinteren Bereich des Gartens im Halbschatten (unter einem Obstbaum) kompostiert. Nach eineinhalb bis zwei Jahren entwickelt sich wertvolle Komposterde für Gemüsegarten und Blumenkisten, und man erspart sich den Ankauf der Blumen- und Gartenerde in Plastiksäcken(!) (vielleicht noch mit Torfanteil!) in den Handelsbetrieben. Einen Teil des Grases kann man auch trocknen lassen, und das Heu als Unterlage bei den Erdbeeren verwenden und dem Igel als Nestmaterial zur Verfügung stellen. Der unerträgliche Lärm und die Auspuffgase alle zwei Wochen, das Geräusch des Rasenroboters und der faulende, schimmelnde, schmierige, mit Schleim von der Spanischen Wegschnecke überzogene und stinkende Grashaufen in einem Eck steigern auch nicht gerade die Lebensqualität im eigenen Garten.

Sensenmähen Blumenerde

Legt man mit dem Grünschnitt einen Komposthaufen an (linkes Bild), kann man sich den Kauf von Blumen- oder Gartenerde sparen (rechtes Bild).

Es muss ja nicht gleich auf Rasenmäher & Co. verzichtet werden

Ein großer Teil (es müssen nicht gleich 75 % sein, es reichen fürs erste auch schon 74 %) der Rasenfläche mit der Sense gemäht wäre auch schon ein kleiner Beitrag zur Verminderung des Artensterbens (wie den Medienberichten zu entnehmen: mehr als die Hälfte in den letzten Jahrzehnten). Die restliche Fläche (26 %) als Ruhe- und Erholungsraum kann ja weiterhin, solange noch Rasenmäher & Co. funktionieren, gemäht werden. Aus der monotonen, versiegelten, für Mensch und Natur toten Rasenfläche, die keinen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet und meist nur zum Mähen oder zum Verlegen des Drahtes für den Rasenroboter bzw. überhaupt nicht betreten wird, wird in einigen Jahren die schönste Blumenwiese:

  • Vom nächsten (letzten) Rinderbauern, der seine Wiesen und Streuobstwiesen noch zweimal im Jahr mäht, Blumenwiesensamen holen und über die Rasenfläche säen – das Übrige macht die Natur – oder
  • man lässt den Maulwurf arbeiten: In der Erde der Maulwurfshügel, die im Winter „wachsen“ und im Frühjahr mit einem Rechen planiert werden, befinden sich unzählige Pflanzensamen, die oft jahrzehntelang auf ideale Bedingungen zum Keimen warten.

Lebensgrundlage für Tiere und Wohlbefinden für Menschen

Auf ungedüngten Wiesen wächst eine Vielzahl verschiedener Blumen, Kräuter und Gräser – Lebensgrundlage und Lebensraum für viele Falter, andere Insekten, Spinnen, Amphibien, Reptilien, Vögel und Kleinsäugetiere. Wenn der Hausgarten zweimal im Jahr naturschonend mit Sense (große Flächen mit Motormäher) gemäht wird, können sich die Pflanzen bis zur Blüte und Samenbildung entwickeln und die Insekten werden geschont. Die Naturbeobachtungen (Fotografieren) im eigenen Garten und nicht in Tiergärten und Biogartenbetrieben (Tag der offenen Gartentür) tragen wesentlich zum Wohlbefinden bei Kindern und Erwachsenen bei.

Brennnessel: Eine Pflanze für eh alles

Im Naturgarten sollen Brennnesseln nicht fehlen. Der ideale Platz ist neben dem Komposthaufen. Brennnesseln sind wichtige Futterpflanzen für Raupen von vielen Schmetterlingen, wie z.B. Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, C-Falter, Admiral, Landkärtchen und Russischer Bär. Als Jauche angesetzt ist die Brennnessel ein wertvoller natürlicher Dünger und sonst auch eine supertolle Heil- und Gemüsepflanzen (als Tee, oder zu verarbeiten wie Spinat).

Diverse Raupen haben die Brennnesseln zum Fressen gern.

Kahle Flächen bieten keinen Schutz

Beim Mähen sollte darauf geachtet werden, dass der Garten immer nur in mehreren Teilstücken im Abstand von einigen Wochen gemäht wird und das Mähgut mindestens ein bis zwei Tage liegenbleibt, damit die Raupen und Larven nicht mitkompostiert werden, sondern Zeit haben, ins benachbarte Grün zu wandern. Für die Überwinterung von Eiern, Raupen, Puppen, ausgewachsenen Insekten und Spinnen sollte ein Teil der Fläche mit der vorhandenen Vegetation stehen bleiben, die dann im darauffolgenden Frühsommer gemäht wird.

Sensenmähen bringt mehr Lebensqualität und ist das Yoga des/der Burgenländer/in von heute

Ein Vergleich „gepflegte“ Rasenfläche versus Blumenwiese mit Blütenpracht (inklusive Schmetterling, Biene und Co.) bestätigt die günstigen Auswirkungen des Sensenmähens für Menschen, Tiere und Pflanzen:

  • Immense Einsparungen bei Geräteankauf, Reparatur- und Betriebskosten.
  • Höhere Lebensdauer der Geräte: Sense, Dengelstock, Hammer und Kumpf überleben Generationen, während Rasenmäher, Motorsense, Rasenroboter und Rasentraktor schon nach wenigen Jahren reparaturanfällig sind bzw. ausgedient haben.
  • Weniger Lärm und gesunde Luft ohne Auspuffgase. Beitrag zum Klimaschutz: Das Blattgrün wandelt mit Hilfe von Sonnenlicht Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um.
  • Mehr Freizeit, da die Blumenwiese nur ein- bis zweimal gemäht wird. Die kleine Fläche, die tatsächlich als Spiel- und Liegeplatz benutzt wird, kann auch mit der Sense öfter gemäht und das Gras zum Mulchen im Gemüsegarten verwendet oder kompostiert werden.
  • Höhere Lebensqualität, da die Blumenwiese mit verschiedensten Blumen, Gräsern und Kräutern mit Schmetterlingen, Käfern und anderen Tieren anstatt der monotonen Rasenfläche für Kinder und Erwachsene interessanter ist und mit allen Sinnen erlebt werden kann.
  • Erhalt und Förderung der Artenvielfalt, da in einer Blumenwiese sich Schmetterlingsraupen und Insektenlarven auf ihren Futterpflanzen entwickeln und Schmetterlinge, Bienen, Käfer, Hummeln und andere Wildbienen den lebensnotwendigen Nektar aufnehmen können, Fledermäuse, Vögel, Spinnen und Insekten Beute vorfinden und das damals auf der Rasenfläche aufgestellte Wildbienenhotel und die angebrachten Nistkästen wieder ihren Zweck erfüllen können. Zusätzlich kommen die Singvögel im Winter zum Futterplatz, weil die notwendige Deckung vorhanden ist.

Zum Schluss unserer Kampfschrift für mehr Sensen im Land möchten wir noch die Eindrücke der Wiese vorm eigenen Haus mit euch teilen:

 

Ein junger Grasfrosch

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Eure geschätzte Meinung zum Sensenmähen interessiert und sehr. Deshalb teilt sie uns in Form eines Kommentars mit!

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