In diesem Artikel betrachten wir die Geschichte des burgenländischen Landeswappens, das auf die mittelalterlichen Adelsgeschlechter Mattersdorf-Forchtenstein und Güns-Güssing zurückgeht.
„Ein goldener Schild, in welchem ein sich zum Fluge anschickender, widersehender, roter, golden gekrönter, ebenso bewehrter, rotbezungter Adler auf einem sich aus dem Fußrande des Schildes erhebenden schwarzen Felsen steht. Die Brust des Adlers ist mit einem dreimal von Rot und Kürsch gespaltenen, mit einer schmalen goldenen Randeinfassung versehenen Schildchen belegt, seine Flügelknochen sind in den beiden Oberecken des Schildes von je einem breitendigen schwarzen Kreuzchen überhöht.“, so lautet die offizielle Beschreibung unseres Landeswappens, welches übrigens genau genommen noch keine 100 Jahre alt ist.
Denn als das Burgenland 1921 geschaffen wurde, war es auch notwendig ein entsprechendes Wappen zu entwerfen. Ein schwieriges Unterfangen, denn Deutschwestungarn war bis dahin niemals eine eigenständige Verwaltungseinheit. Auf Vorlagen konnte man also nicht zurückgreifen. Bevor man ein Wappen entwickelte, mussten auch die Landesfarben festgelegt werden. Man einigte sich auf Rot und Gold, da die beiden Farben die Erkennungsfarben der Betreiber des Anschlusses an Österreich unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg waren.
Das Landeswappen wurde in Wien entworfen
Der Verein zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn hatte 1919 (also bereits vor der Eingliederung des Burgenlandes zu Österreich) zwar drei Wappenentwürfe erstellt, diese waren aber zu stark politisch gefärbt und heraldisch nicht einwandfrei. 1922 wandte sich die Burgenländische Landesregierung also an das Institut für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde in Wien. Deren Leiter, Alfred Anthony von Siegenfeld, erarbeitete daraufhin im Wesentlichen das heutige Landeswappen, das die Verbindung mit Österreich aber auch eine anti-ungarische Grundhaltung hervorstrich.
Der Entwurf Siegenfelds
Basis für den Entwurf Siegenfelds waren zwei mittelalterliche Adelsgeschlechter, die Mattersdorf-Forchtensteiner und die Güns-Güssinger, die mit Österreich in enger Verbindung standen und zur Schaffung einer burgenländischen Identität beitrugen. Der letzte Mattersdorf-Forchtensteiner Graf hatte 1445 seine Besitzungen an die Habsburger verpfändet, weshalb praktisch das gesamte Nordburgenland für mehr als 200 Jahr in „österreichischer“ Verwaltung stand. Die Güns-Güssinger stammten ursprünglich aus der Steiermark. Ihnen gelang es im Mittelalter ein großes Territorium, in etwa dem heutigen (Süd-)Burgenland entsprechend, relativ unabhängig von der ungarischen Krone zu verwalten.
links: das Mittelalterliche Wappen der Mattersdorf-Forchtenssteiner; rechts: das Wappen der Güns-Güssinger
Mit der Wahl der beiden Adelsgeschlechter und der Verschmelzung ihrer beider Wappen (den schwarzen Adler auf dem Felsen der Mattersdorf-Forchtensteiner und den gespaltenen Schild der Güns-Güssinger) setzte man damals ein klares politisches Signal zur Eigenständigkeit des Burgenlandes. Man hätte ja schließlich auch die Wappen der Esterházy oder Batthyánny verwenden können.
Der letzte Schliff erfolgt erst 1923
Der Siegenfeld-Entwurf sah nämlich noch einen schwarzen Adler auf silbernem Grund vor und wurde prompt vom Innenministerium beanstandet. Da man nicht den internationalen Regeln der Heraldik gefolgt war, die Landesfarben (Rot und Gold) auch im Landeswappen zu verankern wurde in einer folgenden Regierungssitzung das Wappen nochmals geändert: Adler rot statt schwarz, Felsen und Kreuzchen schwarz statt rot (um das Wappen nicht zu eintönig werden zu lassen), Wappenschild golden statt silbern, Herzschild von einer goldenen Randeinfassung umgeben, um ihn vom roten Adler abzuheben.
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