Der Safran im Burgenland – Hannes Pinterits im Sautanz-Interview

Vor den Toren von Eisenstadt liegt mit Siegendorf/Cindrof jener Ort, wohin uns diesmal die interessante Reise zu unserem Interviewpartner Hannes Pinterits führt. 

Hannes Pinterits

Mit Ihm, über die burgenländischens Landesgrenzen hinaus bekannt für seinen Pannonischen Safran, sprechen wir über sein Leitprodukt, die Qualitätsmerkmale des Safrans, 100 Jahre Burgenland und seine Zukunftspläne. Außerdem gibt er hilfreiche Ratschläge für den Safrananbau im eigenen Hausgarten

 

Sautanz: Dann starten wir mit einem Klassiker: Wie  in aller Welt kommt man auf die Idee im Burgenland Safran anzubauen?

Hannes Pinterits: Das ist die schwierigste Frage, über andere Dinge kann ich stundenlang reden. Mittlerweile probiere ich sie so zu beantworten: der Safran hat mich gefunden. Retrospektiv betrachtet, bin ich in meinem Leben stets den schwierigeren Weg gegangen. Wozu lebt man? Um nach der Schule im ersten Job an die Pension zu denken, wie mir wirklich manche Leute das so erzählen? Landwirtschaft war für mich immer ein Thema. Egal ob in meinem vormaligen Beruf als Devisenhändler oder als Redakteur habe ich im Urlaub auf dem Acker mit dem Traktor gearbeitet, um zu entspannen. In der Schulzeit sind wir in den Weingarten oder auf den Krautacker arbeiten gegangen. Da schließt sich der Kreis. Zum anderen will ich was machen, das mich zufrieden stellt. Das war in den vorhergehenden Jobs nicht immer der Fall, zu viele Barrieren für ein erfüllendes Arbeiten.

Erzähle unseren Leserinnen und Lesern vielleicht ein wenig zum Safran und zu seinem Anbau?

Der Safran hat einen antizyklischen Wuchs, d.h. er wird im Sommer angebaut, blüht im Herbst, ist im Winter aktiv, überdauert im Sommer in der Ruheperiode und kommt dann wieder. Geerntet wird dann, wenn er blüht, sprich von September bis maximal, ausnahmsweise  Dezember, von der ersten bis zur letzten Blüte. Prinzipiell ist alles Handarbeit. Was noch zu erwähnen ist: der weltweit größte Produzent von Safran ist der Iran, in Europa kommt der meiste Safran aus Spanien.  

Gibt es da Qualitätsunterschiede, die zu beachten sind?

Bei der Qualität sollte beim Kauf von Safran generell die Faustregel befolgt werden, dass bitte immer ganze Fäden gekauft werden, ja kein Pulver. Bei Safran in Pulverform wurde schon alles Mögliche darin gefunden. Paprikapulver war da noch das Harmloseste. Weiters sollten die Fäden möglichst tiefrot in der Färbung sein. Braune Farbe ist oftmals ein Hinweis auf eine schlechte Röstung oder mangelhafte Lagerung. Und zuletzt spielt die Trocknung eine Rolle, die stellt jedoch kein objektives Qualitätskriterium für guten Safran dar. Ca. 97 % der Welternte werden geröstet, der Rest wird „luftgetrocknet“. Diese Art der Trocknung funktioniert bei uns im Oktober oder November im Burgenland natürlich nicht, aber ich röste nicht. Ob Safran mit oder ohne Röstung ist letztlich eine subjektive Wahrnehmung.

Wie reagierte dein Umfeld auf deine Idee Safranbauer zu werden?

Ich bin der Typ, dem es relativ wurscht ist was die anderen über mich sagen oder denken. Wahrscheinlich würden die wenigsten Personen mir das so direkt ins Gesicht sagen. Wahrscheinlich dachten sich die Leute, was macht der Pinterits da schon wieder. Zuerst arbeitete er in einer Bank, dann im Rundfunk und jetzt tut er – überspitzt formuliert – Traktorfahren. Do muaß wos schief glaufen sein. Ich möchte mir gar keine Gedanken darüber machen, was sich andere Bauern dachten als ich mir vor zwei Jahren eine dreißig Jahre alten Traktor anschaffte. Positive Meldungen kamen vorwiegend von Personen, die mir nahestanden bzw. stehen.

Gibt es sowas wie ein „regionales Bewusstsein“ bei deinen burgenländischen Kunden?

15 Jahre lang habe ich in der unmittelbaren Gegend fast nix verkauft. Meine Kunden kommen aus „Restösterreich“, Deutschland, der Schweiz oder zum Teil aus den Benelux-Ländern. In letzter Zeit, vor allem auch seit dem Ausbruch des Coronavirus, merke ich, dass vermehrt Kunden aus der Region zu mir kommen. Auch in der Gastronomie sind es vereinzelte Gasthäuser oder Dorfwirten. Zusammengefasst gilt für alle Kunden und Köche das gleiche: der Safran muss gemocht werden, sonst verkochst ihn nicht.

Du hast es bereits angesprochen. Auch im Jahr 2021 kommen wir um das Thema Covid-19 nicht ganz  herum. Spürst du die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise?

Die Gastronomie ist seit März 2020 auf „Null“. Ab Ende des letzten Sommers zeichnete sich zunächst ein langsames Anbahnen an, aber mit dem nächsten Lockdown war da keine große Hoffnung mehr, etwas an die Gasthäuser und Restaurants zu verkaufen. Anders beim Verkauf an Privatkunden. Meinen Onlineshop führe ich seit 15 Jahren. Im Frühjahr 2020 bin ich aktiv auf meine Kunden zugegangen und habe sie über das Versandangebot mit entsprechender Rabattierung und Gratisversand ab einem bestimmten Bestellwert informiert. Und die Leute bestellten. Manche Kunden verzichteten sogar aus Solidarität auf die Rabattierung. A super Gschicht, allerdings alles auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Unterliegt der Safran-Preis eigentlich einem vom Markt vorgegebenen Preis?

Wenn ich mich nach dem Marktpreis für Safran richten müsste, wäre ich wirtschaftlich gesehen tot. Zum aktuellen Marktpreis für einen Kilo brauche ich gar nicht zum Produzieren anfangen. Wichtig ist auch hier zu wissen, dass ich nicht vom Safran alleine leben könnte. Er hat keinen massentauglichen Geschmack: erdig, rauchig, herb, jodig, Zahnarzt 😊. Und die, die ihn mögen, brauchen nicht viel davon, vielleicht ein Gramm pro Jahr. Ähnliches mit Majoran oder Fenchelpollen. Wer gstorben is und ka Hendl mit Fenchelpollen gegessen hat, ist zu fruah gstorben.

Was für Pläne und Ziele gibt es für die Zukunft?

Wenn es so weiter geht, bin ich schon zufrieden. Das Safranoleum möchte ich mit Leben füllen, ein paar Sachen noch fertigstellen. Wenn ich das erreicht habe, bin i eh oid gnua. Gesundheitlich fit bleiben und mit den Kräften richtig haushalten, lautet die Devise. Im täglichen Geschäft hängt eigentlich alles an mir, Delegieren spielts‘ nicht.

Zum Abschluss: Wie kann ich zuhause im Garten eigentlich Safran anbauen? Auf was sollten wir dabei achten?

Keinen leichten, sandigen oder lehmigen Boden verwenden. Durchaus normalen, humosen Boden zum Anpflanzen verwenden. Der Standort ist zentral. Viel Sonne, aber nicht im Sommer sondern möglichst im Herbst zur Zeit der Ernte. Gegossen wird im Frühjahr sowie im Herbst, das ist es auch schon.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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🐽 Sautanz Word-Shuffle

Glück

Schwierig. Jetzt sag ich was Verklärtes: man darf es nicht ansteuern. Es kommt oder es kommt nicht.

Safran

Ein Geschmack, ohne den ich nicht leben will 😊.

Heimat

Ein schmaler Grat. Ein ständiges Abwägen, wie man den Begriff deutet. Ich lebe gern im Burgenland, fühle mich hier sehr wohl. Wer z.B. einen Sonnenuntergang im Seewinkel noch nicht erlebt hat oder im Südburgenland entlang der Raab spaziert ist, ist selber schuld. Deis is a Hammer!

100 Jahre Burgenland

Eine Erfolgsgeschichte –  Österreich würde ohne uns was fehlen.

Qualität

Qualität steht vor allem anderen. Qualität ist das entscheidende Kriterium – nicht nur beim Safran oder allgemein in der Landwirtschaft.

Sautanz

Eine wunderbare Sache. Sowas würde ich auch gerne wieder hier am Gelände machen. Gibt es was Besseres als ein Stichfleisch? Sautanz is a Hammergschicht!

 

Hannes Pinterits (56) aus Klingenbach betreibt seit nunmehr 15 Jahren in Siegendorf/Cindrof das Safranoleum, welches – wir zitieren – sich wie folgt definiert: „Ein Bauernhof, eine Gewürzmühle, eine Ölmühle, Naturerlebnis, Kompetenzzentrum für Gewürze und auch eine Möglichkeit, unsere Produkte zu verkosten und zu kaufen und uns kennenzulernen. Aber das ist noch nicht alles.“ Hannes war zunächst in einer Bank als Devisenhändler tätig, ehe vor seinem Engagement in der Landwirtschaft beim ORF Burgenland als Redakteur und später in leitender Funktion arbeitete.
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