Glutenfrei in den 1960er Jahren – Erinnerungen an den Buchweizen(anbau)

Franz Lex meldet sich aus der Sommerpause zurück! Mit seinem Beitrag über den Buchweizen teilt er mit uns seine Kindheitserinnerungen und stellt diese tolle Pflanze vor.

Der Buchweizen (sein wissenschaftlicher Name lautet: Fagopyrum esculentum) ist weder Baum noch Getreide. Genau genommen ist er ein Knöterichgewächs mit verschiedenen Namen: Hoadnbrein, Hoanbrein, Hoadn, Hoan, Heidenbrein. Der Buchweizen verdankt seinen Namen den Früchten der Rotbuche, den Bucheckern, da die Samen eine bucheckerähnliche Gestalt aufweisen, und einer Getreidesorte, dem Weizen. Wahrscheinlich weil die dreikantigen Früchte wie Weizen zum Kochen und Backen verwendet werden können. Aber im Gegensatz zum Weizen glutenfrei sind!

Eine anspruchslose Nachfrucht

Nach dem Abernten der Wintergerste, die von den Getreidesorten zuerst reift, wird das Stoppelfeld mit zwei Kühen gepflügt und geeggt. Nach dem händischen Aussäen des Buchweizens werden die Samen mit der Egge in die Erde eingearbeitet, damit sie vor Vogelfraß geschützt sind und schneller keimen. Das Düngen mit Stallmist ist nicht notwendig, da Buchweizen auch auf kargen Böden einen ergiebigen Ertrag bringt.

Trotz winziger Blüten gibt es eine reiche Honigernte

In der kurzen Vegetationszeit erreichen die Pflanzen eine Höhe von ca. einem Meter und entwickeln viele kleine weiße oder rosarote Blüten, die besonders ungleichmäßig blühen: Während sich schon die ersten dreikantigen Früchte entwickeln, können Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und Wildbienen die Frucht/Blütenstände noch für längere Zeit besuchen. Viele Imker bauen den Buchweizen als Bienenweide an, da in der Blütezeit des Buchweizens wenige andere Nektar- und Pollenquellen vorhanden sind. Buchweizen wird auch auf Wildäckern von Jägern als Äsungspflanze für Rehe, Hirsche und Wildschweine angebaut.

Viele Insekten, so auch diese Schwebfliege, lieben Buchweizen.

Beim Ernten und Dreschen helfen alle mit

Mitte Oktober wird der reife Buchweizen mit der Sense gemäht und die Garben am oberen Ende mit einigen Pflanzen zusammengebunden und einzeln (unten auseinandergespreizt) wie steile Pyramiden auf dem Acker zum Trocknen aufgestellt. Nach ca. einer Woche werden die Garben mit dem Leiterwagen nach Hause gebracht. Beim Dreschen lösen wir Kinder die Bänder auf, unsere Mutter übernimmt die Garben, lockert sie ein wenig auf und lässt sie vorsichtig durch die von einem Motor mit einem Lederriemen angetriebene Stiftlmaschine. Die Eisenzähne (Stiftln) auf der sich drehenden Trommel und die Stiftln im „Gewölbe“ der Dreschmaschine, zwischen denen nur kleine Zwischenräume sind, lösen die Körner vom Stroh. Hinter der Stiftlmaschine entfernt unser Vater das Stroh vorsichtig mit einem Rechen und lagert es seitlich in der Tenne, während die Körner, kleine Stengelstücke und die zermalmten Blätter liegen bleiben.

Die Stiftlmaschine.

Die „Spreu vom Weizen“ trennen

Von Zeit zu Zeit, wenn sich schon ein größerer Haufen hinter der Stiftlmaschine bildet, kommen die Körner mit den Resten portionsweise in eine Reiter, die auf einem größeren Strohkorb aufliegt. Durch ruckartige Seitwärtsbewegungen der Reiter mit beiden Händen fallen die Körner und kleinere Teile in den Korb und die groben Rückstände werden abseits in der Tenne gelagert und später – wie das Stroh – an das Vieh verfüttert. Alles, was im Korb landet, wird auf der Betonfläche im Hof für einige Tage zum Trocknen in der Sonne aufgeschüttet und zwei bis drei Mal am Tag mit dem Rechen durchgerührt, damit es gleichmäßig trocknen kann. Bevor der Buchweizen in Brennnesselsäcke gefüllt und mäusesicher im Luftkeller aufbewahrt wird, werden mit der Getreidewinde die Unkrautsamen, die kleinen Samen (die aufgrund der unregelmäßigen Blühzeiten nicht voll entwickelt sind) und die Pflanzenteile durch den Luftzug und mit Sieben von den Körnern getrennt.

Hier kommen die Körner raus.

Der Bauer als Müller

Einige Male im Laufe des Jahres werden größere Mengen des Buchweizens mit der Schrotmühle gemahlen und mit dem Mehlsieb die derben Schalenreste und die gröberen Anteile entfernt. Ein Teil wird als Saatgut im nächsten Jahr verwendet. Das feine Mehl wird zu verschiedenen Gerichten verarbeitet: Schwammerlsuppe mit Hoansterz, Bohnensterz mit Heidenmehl, Heidensterz mit Grammeln, Palatschinken, Mischbrot, Mehlspeisen, Obstfleck, Kaiserschmarren, gekochter Hoansterz, aufgehender Hoansterz (mit Germ). Aus geschältem Buchweizen wird die beliebte Breinwurst  hergestellt. Als Beilage kann geschälter Buchweizen auch wie Reis gedünstet werden.

Buchweizen Burgenland

Aus den Körnern wird das Heidenmehl gemahlen.

 

Eines meiner Lieblingsrezepte: Schwammerlsuppe mit Hoansterz (Mengenangaben für 2 Personen)

Zutaten für die Suppe:

100 g ungeschälten Buchweizen in Wasser über Nacht in einem kleinen Häferl quellen lassen
1 große Zwiebel
2 Knoblauchzehen
Fett
200 g Pilze (gedünstete ungewürzte tiefgefrorene Pilze am Abend zum Auftauen aus dem Gefrierschrank nehmen)
Salz, Pfeffer, Essig
2 mittelgroße gekochte mehlige Kartoffel
Petersilie, Majoran

Zutaten für den derben Sterz:
200 g Hoanmehl
Salz
0,5 Liter Wasser

Für den derben Sterz wird das Hoanmöhl in Salzwasser eingerührt, bis eine zähe Masse – wie Palatschinkenteig – entsteht. Während der Zubereitung der Suppe wird der Sterz in reichlich Fett im vorgeheizten Rohr hellbraun gebacken.

Für die Suppe gibt man zu in Fett angerösteten geschnittenen Zwiebel und Knoblauch die Pilze. Mit Salz, Pfeffer und einem Schuss Essig wird gewürzt, bevor man den gequollenen Hoan und die klein geschnittenen Grumpan dazugibt, mit Wasser aufgießt und das Ganze zum Kochen bringt. Kurz vor dem Servieren wird die Suppe mit Petersilie und Majoran verfeinert. Guten Appetit!

Buchweizen Burgenland

Die fertige Schwammerlsuppe mit Hoansterz.

 

Wie stehts bei euch um den Buchweizen? Teilt uns eure Erfahrungen bitte in den Kommentaren mit!

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