Der Maradona aus Eisenstadt – die Geschichte von Horst Steiger

Mit Hubert Herzogs lesenswerter Geschichte zu dem aus Neutal stammenden Horst Steiger als österreichischer Profi-Fußballer und seinem tragischen Ende, setzen wir unsere Gastbeitrag-Reihe fort.

Hubert Herzog

Das Hallenmasters des burgenländischen Fußballverbandes öffnete 1989 dem erst 19-jährigen Neutaler Horst Steiger die Tore zur großen österreichischen Fußballwelt. Die Wahl zum besten Spieler des Turniers und seine guten Leistungen in der Saison beim SC Eisenstadt hatten das Aufsehen der Scouts von Rapid Wien erweckt. Am 10. Juli 1989 fand die Unterzeichnung des Vertrags in Wien-Hütteldorf statt. Die lange Liste an burgenländischen Spitzenfußballern, zu deren prominenteste Vertreter zu dieser Zeit Kurt Garger und Christian Keglevits zählten, erhielt einen weiteren Eintrag.

Die Rapid-Mannschaft bestand 1989/90 aus einer guten Mischung aus Routiniers wie Konsel, Pecl, Kienast, Kranjcar, Keglevits oder Herzog und jungen Talenten wie Herbert Gager, Franz Resch und nun auch Horst Steiger. Trotz der großen Konkurrenz im Mittelfeld kam Steiger bereits in seiner ersten Saison zu 26 Meisterschaftseinsätzen und 5 Cuppartien. Seinen einzigen Meisterschaftstreffer erzielte er am 7.10.1989 gegen die Admira und besiegelte in der 28. Minute mit seinem Tor den 1:0 Sieg Rapids.

Im Cup stieß Rapid bis ins Finale vor, wo man sich jedoch dem Erzrivalen Austria Wien 1:3 geschlagen geben musste, Steigers Anteil an der Niederlage war jedoch kaum vorhanden – er wurde erst in der 90. Minute eingewechselt.

 

„Maradona“ am Wiener Hallenparkett

Mehr Erfolg hatte der „Maradona aus Eisenstadt“ wie er oft genannt wurde beim Wiener Stadthallenturnier. Am 30.12.1989 feierte er seine Premiere auf dem Parkett im Rahmen des 4. Spieltages und zählte gleich zu den Besten beim 7:2 Sieg gegen den Sportclub und steuerte auch einen Treffer bei. In den restlichen Partien kam er immer zum Einsatz und überzeugte durchwegs. Am Ende holte sich Rapid den Hallentitel.

Seine zweite Saison bei Rapid war etwas durchwachsen und so kam er nur auf zwölf Pflichtspieleinsätze und ersparte sich dadurch unter anderem die Blamage der Finalniederlage gegen den SV Stockerau. Dafür konnte Steiger seinen ersten und gleichzeitig auch einzigen Europacupeinsatz bestreiten. Rapid hatte im Hinspiel der ersten Runde des UEFA-Pokals völlig überraschend gegen Inter Mailand in Wien mit 2:1 gewonnen. Beim dramatischen Rückspiel, das in die Verlängerung ging wo Rapid letztlich 1:3 verlor, stand Steiger in der Startelf und wurde in der 33. Minute aus taktischen Gründen ausgewechselt, denn Abwehrmann Pecl war in der 19. Minute mit Rot vom Platz geflogen.

 

Die Trainer kommen und gehen

Auch in der folgenden Saison kam Steiger nicht über 14 Pflichtspiele hinaus. Coach Hans Krankl musste gehen und wurde von Starek ersetzt. Der Umbruch in der Mannschaft, Herzog, Pfeifenberger und Kienast waren nicht mehr dabei, bot Horst Steiger die Chance durchzustarten. Doch Starek brachte ihn über weite Strecken der Saison nur von der Bank. Erst gegen Ende der Meisterschaft gelang es ihm öfter in der Startelf zu stehen. Seinen einzigen Treffer erzielte er am 31.10.1992 beim 4:2 Heimsieg gegen Innsbruck indem er in der 88. Minute den Endstand herstellte. Im Cup war er in fünf Partien dabei, erreichte mit Rapid wieder das Finale, unterlag dort aber Innsbruck mit 1:3.

Starek wurde abgelöst und Hubert Baumgartner übernahm das Traineramt in Hütteldorf. Früh teilte er Steiger mit, nicht mehr mit ihm zu planen und seinen Vertrag nicht zu verlängern. Steiger musste sich alleine fit halten und auf Angebote warten. Nachdem die Hälfte der Herbstsaison gespielt war und Rapid einen schlechten Start in die Meisterschaft erlebte, griff Baumgartner auf Steiger zurück und der burgenländische Edeltechniker erhielt einen neuen Vertrag. 19 Einsätze und vier Treffer in der Meisterschaft später war Steiger Stammspieler und Ideengeber der Rapid-Offensive.

 

Abschied aus Hütteldorf und tragisches Ende

Nach einem fünften Tabellenrang wurde Baumgartner durch Ernst Dokupil ersetzt. Überraschenderweise fand sich Horst Steiger in den ersten Spielen auf der Bank wieder. Steiger war darüber sichtlich verärgert und als Dokupil ihn während des Spieles zum Aufwärmen schickte setzte sich der Burgenländer demonstrativ hinter das Tor.

Dokupil plante daraufhin nicht mehr mit Steiger und so transferierte ihn Rapid zum VfB Mödling, der jedoch nach nur vier Siegen in der Saison absteigen musste. Steiger spielte in der zweiten Division weiter für die Mödlinger.

Am 30.9.1995 um 14:15 lief Steiger im Cup für Mödling in Voitsberg auf und erzielte nach 35 Minuten den 1:0 Führungstreffer. Die Niederösterreicher gewannen mit 3:1 und stiegen in die nächste Runde auf. Doch wenige Stunden später endete die Karriere des talentierten Burgenländers. Horst Steiger kam in den Morgenstunden des 1. Oktober 1995 im Ortsgebiet von Stoob mit seinem Auto von der Fahrbahn ab, das Auto überschlug sich. Steiger wurde aus dem Wagen geschleudert und erlag noch an der Unfallstelle seinen Kopfverletzungen.

 

Hubert Herzog lebt im nördlichen Weinviertel und liebt es über (auch burgenländischen) Fußball zu schreiben. Neben seinem Hauptberuf engagiert sich Hubert als Fußballhistoriker und publiziert von Zeit zu Zeit in diversen Sportmedien. Erste literarische Schritte unternahm der Autor bereits im Kindesalter, die Projekte blieben jedoch unvollendet und so dauerte es bis 2017, ehe er seinen ersten Roman „Kennen Sie Proust?“ fertigstellte (welcher mit dem «Best Author 2018 Award« des Karina-Verlags ausgezeichnet wurde). Sein neuestes Werk „Wiener Lebensspiel“ erschien im Oktober 2019 im Karina-Verlag.
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