Die außergewöhnliche Geschichte von Franz Zach in den USA

Premiere für den Sautanz-Blog: mit Hubert Herzogs spannender Geschichte zum bemerkenswerten Werdegang des Güssingers Franz Zach als Profi-Fußballer in den USA erscheint ein erster Gastbeitrag.

Franz Zach

Heutzutage tummeln sich in der Major League Soccer zahlreiche Spitzenspieler, doch der Profifußball in den USA befand sich nicht immer in solch rosigen Zeiten. Als im Sommer 1984 die North American Soccer League (kurz NASL) ihren Spielbetrieb einstellte, rückte die Hallen-Profi-Liga, die Major Indoor Soccer League (MISL), an ihre Stelle als höchste Spielklasse in den USA.

Die MISL erreichte  damals ihren  Höhepunkt und auch ein Österreicher ging zwischen den Banden auf Torjagd. Der gebürtige Güssinger Franz Zach, der mit der Wiener Austria 1978 das Finale des Europokals der Pokalsieger und im Folgejahr das Halbfinale des Meisterpokals erreicht hatte, wechselte im Frühjahr 1985 vom Wiener Sportclub zu den Pittsburgh Spirit.

Das ging alles sehr schnell, nur zwei Stunden nach dem Erstkontakt läutete das Telefon. Der Flieger war für den nächsten Tag um 9 Uhr bereits gebucht. „Mitten in der Nacht habe ich beim Sportclub meine Hallenschuhe abgeholt.“ erzählt Zach. Wenige Stunden nach seiner Ankunft in den USA  trat Zach bereits beim Probetraining an und überzeugte sofort.

Aufbruchstimmung in den USA

Als Ed Tepper und Earl Foreman  am 11. Februar 1974 das Hallenfußballspiel zwischen den Philadelphia Atoms und einem Team der russischen Roten Armee besuchten,  erkannten sie schnell, dass Hallenfußball das Potential hat die Zuschauer zu begeistern. So  beschlossen sie eine Indoor Liga ins Leben zu rufen.  Fast vier Jahre später, am 22. Dezember 1978 fand das erste Spiel der MISL zwischen den Cincinnati Kids und den New York Arrows statt.

Die höchst professionell organisierte Liga war ein echter Zuschauermagnet. „Die Leute haben etwas für die Freizeit gesucht und Fußball war populär. In den Hallen war man unabhängig vom Wetter und die Qualität der Spiele war sehr hoch“ erklärt Zach das Geheimnis des Erfolges. „Das Publikum war sensationell. Großteils sind Familien gekommen. Rowdies hat es keine gegeben. Nach dem Match ist man eine Viertelstunde gestanden und hat Autogramme gegeben. Die Stimmung war ein Wahnsinn.“

Hallenzauber auf Kunstrasen

Pittsburgh Spirit, Gründungsmitglied der Liga, zählte nicht zu den absoluten Topteams und kämpfte, als Zach zu der Mannschaft stieß, um ein Ticket in den Playoffs. Zach fügte sich schnell ein und konnte spielerisch sofort mithalten, nur körperlich musste er sich umstellen. „Ich war technisch etwas besser als die anderen, aber läuferisch war das brutal. Ich habe im Mittelfeld gespielt, da musste man extrem viel laufen. Die Banden waren so hoch wie beim Eishockey, der Ball ist immer gleich wieder zurückgekommen und wir haben viermal 15 Minuten netto gespielt.“

Spirit stellte zu dieser Zeit eine starke Mannschaft, in der die Leistungsträger aus Europa stammten. Auf die Frage, wie dieses Team sich beim Wiener Stadthallenturnier geschlagen hätte, antwortet Zach, der 1980/81 mit Eisenstadt, 1981/82 mit der Austria und danach mit dem Sportclub (1982-85) in Wien regelmäßig auf dem Parkett gestanden war: „Wir hatten drei Polen die früher im Nationalteam gespielt haben. Da wir auf Kunstrasen gespielt haben, hätten wir uns auf das rutschige Parkett der Stadthalle umstellen müssen. Ich denke, die Austria wäre zu dieser Zeit schwer zu schlagen gewesen, aber gegen die anderen hätten wir gewonnen.“

 

Der Verein war, nicht zuletzt aufgrund der Synergie mit dem Eishockeyclub der Pittsburgh Penguins, gut organisiert. „Beide Teams hatten den gleichen Eigentümer und haben in der gleichen Halle gespielt. Da waren über hundert Leute im Büro von denen drei bis vier für die Reisen zuständig waren. Wir waren ja dauernd im Flugzeug, oft zwei Wochen lang durchgängig unterwegs und hatten jede Woche zwei Spiele.“ unterstreicht Zach die Professionalität des Umfelds.

Von New York nach Krems

Die enge Kopplung zwischen Fußball und Eishockey macht selbstverständlich auch vor den Spielern nicht Halt. Beide Teams nutzten das gleiche Fitnesscenter. Auch mit Superstar Mario Lemieux verstand sich Zach sehr gut. Ersten Kontakt gab es bereits bei jener Pressekonferenz, bei der Zachs Verpflichtung vermeldet wurde. „Da waren acht oder neun Journalisten. Auf einmal sind ungefähr fünfzig weitere gekommen. Ich habe dann gefragt ob die zu spät gekommen sind. Da hat man mir gesagt, dass die für Lemieux gekommen sind, der nach mir dran war.“

Obwohl Spirit mit Zach Boden gut machen konnte, verpasste das Team die Playoffs. Zach verließ nach der Saison Pittsburgh und landete schließlich bei New York Express, doch kurz vor Saisonstart riss bei ihm das Kreuzband und verhinderte weitere Einsätze in der Hallenliga.

Ein Jahr später kehrte der Burgenländer nach Österreich zurück und spielte in der Folge bei St. Pölten und Krems, unter anderen auch neben dem argentinischen Weltmeister Mario Kempes.  Ein erneuter  Kreuzbandriss  im Alter von 34 Jahren beendete die Karriere von Franz Zach. Zur gleichen Zeit ging auch der Stern der Major Indoor Soccer League unter. Finanzielle Probleme und schwindendes Publikumsinteresse bereiteten dem Spektakel 1992 ein Ende.

 

Hubert Herzog lebt im nördlichen Weinviertel und liebt es über (auch burgenländischen) Fußball zu schreiben. Neben seinem Hauptberuf engagiert sich Hubert als Fußballhistoriker und publiziert von Zeit zu Zeit in diversen Sportmedien. Erste literarische Schritte unternahm der Autor bereits im Kindesalter, die Projekte blieben jedoch unvollendet und so dauerte es bis 2017, ehe er seinen ersten Roman „Kennen Sie Proust?“ fertigstellte (welcher mit dem «Best Author 2018 Award« des Karina-Verlags ausgezeichnet wurde). Sein neuestes Werk „Wiener Lebensspiel“ erschien im Oktober 2019 im Karina-Verlag.

 

 

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