Basketball hat im Burgenland eine jahrzehntelange Tradition, die von überregionalen Erfolgen aber auch turbulenten Phasen geprägt ist. Zeit für einen ersten Überblick auf dem Sautanz-Blog.
Die 1990er Jahre waren eine Zeit als der aus den USA über den Atlantik nach Europa herübergeschwappte Basketballsport einen spürbaren Aufschwung in der öffentlichen Wahrnehmung erfuhr. Dafür verantwortlich waren wohl auch die gekonnte mediale Aufmachung sowie prominente Inszenierung von Superstars wie Michael Jordan und Shaquille O’Neal oder der skandalträchtige Dennis Rodman durch die Werbe-Industrie. Auch die Autoren dieses Beitrags erlagen der Faszination für diesen US-Sport und ertüchtigten sich in ihrer Freizeit fleißig am Körbe-Werfen.
Traditionell haben „Randsportarten“ – das war und ist Basketball auch heute noch, gleichwohl wir diesen wertenden Begriff nur ungern verwenden – einen schwierigen Stand gegenüber den etablierten „Volkssportarten“ Fußball und dem alpinen Skifahren. Doch mitunter konnte man den Eindruck gewinnen, dass in Österreichs jüngstem Bundesland ein Hauch von Begeisterung ausbrach. So spielten saisonweise bis in die 2000er Jahre mit den Oberwart Gunners, Mattersburg 49ers und Güssing Knights sogar drei Vereine aus dem Burgenland in der österreichischen Eliteliga.
Durch Insolvenzen und Neuübernahmen bzw. Zusammenschlüssen unterschiedlicher Klubs konnte man zeitweise schon den Überblick, wer nun unter welchem (neuen) Namen in welcher Leistungsklasse spielt, verlieren. Im Rahmen dieses Beitrages blicken wir auf drei bzw. vier Protagonisten, die das Geschehen auf und abseits des Parketts prägten.
Davor möchten wir den Status quo kurz beleuchten. Betrachten wir die aktuelle Tabelle des offiziell Win2Day Basketball Superliga genannten Oberhauses, können wir zwei burgenländische Teams unter den zwölf Erstligisten ausfindig machen. Einerseits die Konstante schlechthin: die Oberwart Gunners. Andererseits die ursprünglich aus Hornstein stammenden, aber heute in der Hauptstadt Eisenstadt spielenden BBZ Nord Dragonz. Während die Südburgenländer seit fast drei Jahrzehnten ununterbrochen in der Bundesliga spielen, schafften die Dragonz in der letzten Saison den Aufstieg. Hier findet ihr das aktuelle Klassement der Superliga.
Tabelle Basketball Bundesliga (Quelle: basketballaustria.at)
UBC Mattersburg 49ers
Im Norden des Landes war für lange Zeit das Team der Mattersburg 49ers die tonangebende Kraft. Als Union Basketball Club Mattersburg im – richtig erraten – Jahr 1949 gegründet, spielte der Verein von 1995 bis 2007 ununterbrochen in Österreichs erster Liga. Der größte Vereinserfolg war mit dem Gewinn des Cups 2002 erreicht, ehe der Zwangsabstieg fünf Jahre später erfolgte. Die 49ers erhielten keine Lizenz für die Bundesliga und wurden aufgrund der angehäuften Schulden vom Verband suspendiert. Damit endeten auch die legendären Burgenland-Derbies mit dem Kontrahenten aus dem Südburgenland, den Oberwart Gunners. Heute ist die Bezirkshauptstadt mit Mattersburg Rocks, gegründet 2005 von ehemaligen Spielern der 49ers, zumindest in der zweithöchsten Spielklasse vertreten.
Die Oberwart Gunners
Der wohl erfolgreichste aktive burgenländische Verein, gemessen an den gewonnenen Titeln, sind die Oberwart Gunners. Sie wurden 1957 gegründet und spielen seit 1995 durchgehend in der höchsten österreichischen Spielklasse. Nach drei Cupsiegen und fünf Vizemeistertiteln konnte 2011 endlich die österreichische Meisterschaft bejubelt werden. Zwei Cupsiege und ein weiterer Meistertitel folgten. Während manch anderer burgenländischer Verein oftmals mit finanziellen und sportlichen Problemen zu kämpfen hat(te), scheint in Oberwart die Basis für solides finanzielles Fortkommen und damit auch die Aussicht auf kommende Titel gelegt zu sein. Denn die Gunners spielen in der größten Basktetballhalle Österreichs (Fassungsvermögen 1.800 Zuschauer). Im Schnitt besuchen 1.300 Fans die Oberwarter Heimspiele.
Die Güssing Knights
Ein ebenfalls relativ alter Baskettballverein waren die Güssing Knights. Warum waren? Der ebenso 1957 gegründete Verein stellte 2016 nach dem Gewinn von zwei Meistertiteln in Serie und dem Cupsieg 2014/15 den Spielbetrieb aus finanziellen Gründen ein. Der sportliche Erfolg der Knights war auch eng an den kometenhaften Aufstieg Güssings zur Modellregion für erneuerbare Energie geknüpft. Als 2016 über das Vermögen des Mäzens der Knights ein Konkursverfahren eröffnet wurde, gingen auch bei den Knights basketballerisch schnell die Lichter aus. Ein treffender Kommentar dazu liest sich hier.
Die Jennersdorf/Güssing Blackbirds
2007 wurde auch in Jennersdorf ein Basketballverein gegründet, der zunächst aus logistischen Gründen sein basketballerisches Glück im steirischen Ausland suchte und es dort sogar bis in die Landesliga schaffte. Aus dem Konkurs in Güssing schlug man insofern Kapital, denn es wechselten zahlreiche Spieler und Trainer zum Nachbarverein nach Jennersdorf. Danach kam es zu einem Novum, denn die Blackbirds spielten gleichzeitig in der steirischen 1. Klasse mit Spielort in Fehring und in der burgenländischen Meisterschaft mit Spielort Güssing. Nach dem souveränen Sieg in der burgenländischen Landesliga erfolgte der Aufstieg in die zweite Bundesliga, die im Jahr 2019 dann auch gewonnen werden konnte.
Für einen Aufstieg in die höchste Spielklasse scheint für die zweitklassigen burgenländischen Klubs die Zeit noch nicht reif zu sein. Womöglich auch aufgrund des tragischen Endes der Güssing Knights. Man darf gespannt sein, wann es wieder ein (süd)burgenländisches Derby in der höchsten Spielklasse zu bewundern gibt…
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