Wald als Energiequelle und Wirtschaftsfaktor – Erinnerungen an den Wald von früher

Ein Drittel des Burgenlandes ist bewaldet. In diesem Artikel erinnern wir uns an unsere waldreiche Kindheit zurück und beschreiben das Naturjuwel Wald.

Wald Energiequelle Wirtschaftsfaktor

In den 1960-Jahren ist der Wald als Brennholzlieferant der Garant für täglich frisch zubereitete Speisen, selbst gebackenes Brot, gedämpfte Kartoffel und Rüben für die Schweine und eine warme Küche im Winter. Das Herzstück eines Bauernhauses ist der Kachelherd, der aus dem Küchenherd, den Backrohren und einem Wasserschiff besteht und mit dem Backofen und dem Dampfkessel eine Einheit bildet, die alle mit Holz befeuert werden. Im Wasserschiff steht jederzeit Warmwasser zur Verfügung. Mit den frischen, gelagerten und auch konservierten Zutaten aus dem Küchen- und Obstgarten, vom Acker und der Milch-, Eier- und Fleischlieferanten aus dem eigenen Stall werden mit den zugekauften Gewürzen auf traditionelle Weise nahrhafte Gerichte auf und im Kachelofen zubereitet. Im Zuge der Modernisierung wird im Laufe von Jahrzehnten in vielen Haushalten der Kachelherd als Herzstück des Hauses vom Fernsehgerät abgelöst, da aufgrund anderer Energiequellen, wie Strom, Heizöl, Gas, Fernwärme etc., und der Umstellung der Ernährung mit Massenprodukten, Billigstangeboten und Fertigprodukten effizientere Einrichtungen und Geräte das Heizen und Kochen „erleichtern“ und Holz in der modernen Küche nicht mehr gebraucht wird. Ein Umdenken …..

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Frische Buchteln aus dem Holzofen sind ein Hit.

Holz als bedeutender Wirtschaftsfaktor vor einigen Generationen

Holz, das nur im Winter geerntet wird, wird in der Region, in der es gewachsen ist, verheizt und verarbeitet. Der überwiegende Teil des Holzes wird als Brennholz verwendet. Holz von Nadelbäumen und ein geringer Teil von Laubbäumen wird zu Bauholz, Möbeln, Fußböden und zu Kleinartikel des täglichen Bedarfs verarbeitet.

Von den holzverarbeitenden Berufen sind im bäuerlichen Burgenland die Wagner, Zimmerleute und Tischler und nicht zuletzt auch die Brunnenmacher und Fassbinder sehr wichtig. Wie viele dieser Berufe gibt es heute noch?

Die Wagner verwenden sowohl Nadel- als auch Laubholz zur Herstellung und Reparatur von Fuhrwägen, Ackergeräten (Holzpflug und –egge), verschiedenen Leitern und Geräten (Hoanzlbank, Hobelbank), die vom Schmied mit den entsprechenden Eisenteilen versehen werden. Das sorgfältig ausgesuchte Holz wird zum Teil entrindet (spiralförmig) und muss oft jahrelang reifen.

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In der Werkstatt eines Wagners.

Die Zimmerleute bearbeiten das Dachstuhlholz mit Breithacke, Spannsäge, Stemmeisen und Hammer, Holzbohrer und Hobel, bis die vierkantigen Trambäume, Dachsporen und Streben entstehen. Das zugerichtete Dachstuhlholz wird mit Holznägeln zu einem Dachgerüst gezimmert, das vom Dachdecker mit Rundlingen, Ruten und Stroh gedeckt wird. Grobe Möbel, wie Tischbetten, Truhen und Tische werden ebenfalls vom Zimmerer hergestellt. So manche Obstpresse trägt heute noch die Initialen vom Zimmermann und die Jahreszahl der Herstellung im schweren Pressbaum aus Eichen- oder Birnenholz.

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Ein typisch burgenländisches Bauernhaus mit Strohdach.

 Aus in heimischen Sägewerken geschnittenem und luftgetrocknetem Holz fertigen die Tischler Möbel, Türstöcke und Türen, Fensterstöcke und -rahmen, Körndlkästen, Mehltruhen, und Geräte für Haus und Hof. Manche hölzerne Türstocküberlager werden heute noch alljährlich mit den Buchstaben „C+M+B“ und der dazugehörigen Jahreszahl beschriftet.

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In einem Körndlkasten ist fast alles zu finden, was man in der Küche braucht.

Der Brunnenmacher verwendet für den Brunnenbaum einen gerade gewachsenen Baumstamm, in den er mit einem langen Bohrer von beiden Seiten ein Loch bohrt. Das Loch muss auch in der Mitte ziemlich genau passen, weshalb so mancher Baum die ehrenvolle Aufgabe des Wasserbeförderns nicht übernehmen darf, sondern als Brennholz im Ofen landet.

Der Fassbinder stellt aus harten Holzsorten (Butter)Fässer, Waschtröge, Wasserkübel und verschiedene Behältnisse, wie z.B. Bottiche, für die Aufbewahrung und Konservierung von Lebensmitteln, wie Fleisch, Schmalz, Kraut etc. her.

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Unwiderstehlich gut schmeckt die Butter aus dem Butterfassl.

Die Landwirte fertigen aus verschiedenen Hölzern Heugabeln, Rechen, Werkzeugstiele und Haushaltsgeräte (Backmulde, Loazholz, Brotschüssel, Ofenkrücke, Kochlöffel). Auf dem Weg zur Feldarbeit, zur Heuernte und zur Waldarbeit werden im Laufe des Jahres Bäume und Sträucher „beobachtet“, die zur Herstellung von Geräten geeignet sind, und zu günstigen Zeitpunkten im Spätherbst und Winter das Holz geerntet. Es wird äußerst materialsparend gearbeitet. Sogar vom ausgedienten Christbaum, bevor er verheizt wird, findet ein Teil noch Verwendung: Aus der Spitze wird ein Küchengerät, der Sprudler, hergestellt.

Das getrocknete Harz der Fichte wird beim Sautanz als „Haapech“ (Haar) zum Entfernen der Borsten verwendet.

Diese Holzstücke finden auch heute (wenn auch oft aus Fernost importiert) Verwendung: links: Kochlöffel, rechts: Holzrechen

Wald kann auch Erholungsraum sein

Gerade in der heißen Jahreszeit ist der Wald für viele ein begehrter Platz, um sich in kühler, gesunder Umgebung zu bewegen und Ruhe und Entspannung in der Natur zu suchen. Dies kann aber zu Belastungen für die Natur führen und sich mit den Interessen der Jagdpächter und Waldeigentümer überschneiden. Ein gegenseitiges Verständnis ist erforderlich. Man muss den Wald nicht gleich auf den Kopf stellen!

Eine Wanderung auf Wald- und Forstwegen ist immer wieder ein besonderes Erlebnis und lässt uns die Natur mit all unseren Sinnen erfahren:

… hören …

Das unverwechselbare Schreien des Mäusebussards, der über der Landschaft ohne einen einzigen Flügelschlag im Aufwind im Gleitflug seine Kreise zieht, der Ruf des Kuckucks, das Klopfen des Spechtes.

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Was wäre ein Wald ohne Specht?

… sehen …

Das schwarz-orange Prachtkleid eines Feuersalamanders, der regelmäßige Same der Einbeere, ein kapitaler Hirschkäfer, ein riesiger Parasol.

… riechen …

Der nach dem Regen intensive Geruch des Waldbodens, der Duft der Maiglöckchen, das süße Aroma der Walderdbeeren, das trockene Harz einer Fichte.

… schmecken …

Überreife Vogelkirschen, der säuerlich-bittere, erfrischende Sauerklee, die herben, bitteren Schlehenfrüchte.

… fühlen …

Die vom Regenwasser glitschige Kappe eines frischen Steinpilzes, eine „dreieckige“ Buchecker mit den angenehmen Kanten, die zierliche Spindel eines von einem Eichhörnchen abgenagten Fichtenzapfens.

Wir haben nur diese eine Natur, die wir zerstören

Im Wald kann man entlang von Wald- und Forstwegen auch manche Kunstwerke entdecken, die zugleich stille und mahnende Hinweise sind, die nach Schlägerungsarbeiten sofort oder erst nach Jahren, wenn entstandene Wunden verheilen, zum Vorschein kommen oder sich entwickeln: Eine Herausnahme von reifen Bäumen mit Naturverjüngung bringt mehr als eine flächendeckende Rodung mit anschließender Neophytenplantage und eine kostenintensive Wiederaufforstung, denn das bedeutet auch eine flächendeckende Zerstörung von Lebensraum für Pflanzen und Tiere! Tonnenschwere Erntemaschinen und Transportfahrzeuge (etliche Stunden im Straßenverkehr unterwegs) sind ganzjährig im Einsatz – auch in der Vegetationszeit, in der Rehe, Hasen, Igel, Eichkätzchen, Eulen, Schwarzspechte, Buchfinken, Tannenmeisen usw. ihren Nachwuchs aufziehen.

Hier noch einige Impressionen aus unseren burgenländischen Wäldern:

 

 

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