Flatterhaft, geheimnisvoll und leise: Wir starten ins neue Bloggerjahr mit einem weiteren Teil über die Säugetiere des Burgenlandes. Diesmal beschäftigen wir uns mit unseren heimischen Fledermäusen
von Franz Lex
Säugetiere sind warmblütige Wirbeltiere mit gleichbleibender Körpertemperatur, deren Körper mit Haaren bedeckt ist. Aus derselben Hornmasse (Keratin) bestehen auch Nägel, Krallen, Klauen und Hufe an den Fingern und Zehen, Stacheln der Igel und Hörner vieler Wiederkäuern, wogegen Geweihe jährlich aus Knochensubstanzen aufgebaut werden.
Die Embryonalentwicklung findet im Mutterleib statt. Die Jungen werden im ersten Lebensabschnitt mit Muttermilch versorgt. Die Milchdrüsen sind die wichtigsten Hautdrüsen, die den Säugetieren auch den Namen geben. Bei den Säugetieren gibt es einen einmaligen Zahnwechsel: Das „Milchgebiss“ wird durch das „Dauergebiss“ ersetzt.
Wie die Sinnesorgane haben sich bei den Säugetieren auch Hände und Beine je nach Art und Lebensweise unterschiedlich entwickelt.
Die Fledermäuse des Burgenlandes
BatLife Österreich (Gesellschaft für Fledermausforschung und Fledermausschutz) hat zwischen 1990 und 2020 Daten über Sommer- und Winterverbreitung sowie Lage und Bestandszahlen der Fortpflanzungsquartiere, sogenannte Wochenstuben, der Fledermäuse des Burgenlands gesammelt und nicht weniger als 25 von insgesamt 28 in Österreich vorkommenden Arten nachgewiesen. Verantwortliche und ehrenamtliche Fledermausquartierbetreuer kontrollieren regelmäßig die Wochenstuben und zählen die Fledermäuse. Größere Wochenstuben werden jährlich oder in größeren Zeitabständen gereinigt. Die größte Wochenstube vom Großen Mausohr im Burgenland befindet sich in einem ehemaligen Zollhaus mit bis zu 5.000 Weibchen. Den ausführlichen und sehr interessanten Bericht findet man im Internet: Die Fledermäuse des Burgenlandes.
Hier ist eine Wochenstube des Großen Mausohrs zu sehen.
Methusalems unter den Säugetieren
Die Fledermäuse gehören zu den ältesten (65 Millionen Jahre) und am leichtesten erkennbaren Säugetierordnungen. Mit mehr als 1100 lebenden Arten stellen sie etwa ein Viertel der heute lebenden Säugetierarten und sind nach den Nagetieren die artenreichste Säugetiergruppe.
Fledermäuse haben eine Sonderstellung im Tierreich,
denn sie sind (mit den Flughunden) die einzigen Säugetiere, die fliegen können, kopfüber an den Hinterbeinen hängen und sich in der Dunkelheit mit einem Ultraschall-System orientieren, das wohl zu den faszinierendsten Fähigkeiten in der Tierwelt zählt.
Eine durchblutete Flughaut, die zwischen den Finger der Vorderbeine gespannt sich über den Körper und den Hinterbeinen bis zur Schwanzspitze erstreckt, macht sie zu akrobatischen Flugkünstlern bei der Jagd und Gefahr.
Durch das Hängen an den Hinterbeinen kopfüber im Gebälk von Gebäuden, an Ästen von Bäumen etc. haben sie eine bessere Übersicht, sind vor natürlichen Feinden sicher und können sich beim Ausflug, bei Gefahr und bei der Jagd nach dem Orten der Beute einfach fallen lassen, die Flügel ausbreiten und wegfliegen bzw. jagen. Beim Hängen an Decken von Höhlen werden sie während des Winterschlafs von anderen Tieren nicht gestört.
Um sich besser orientieren zu können, haben manche Arten auch extrem große Ohren. Sie stoßen Ultraschalllaute aus, die vom Hindernis bzw. von der Beute reflektiert werden, aber für das menschliche Ohr nicht hörbar sind. Auf Grund dieses „Hörbildes“ reagieren sie und weichen dem Hindernis aus bzw. fangen die Beute. Mittels eines Detektors können sie in für den Menschen hörbare Laute umgewandelt und die Tiere in der Dunkelheit bestimmt werden.
Nahrung besteht aus Insekten und Spinnen
Fledermäuse besitzen sehr spitze Zähne, mit denen die Käfer fressenden Arten auch harte Chitinpanzer knacken können. Während viele Fledermausarten in der Luft fliegend die Beute fangen oder rüttelnd die Insekten von den Blättern sammeln oder Spinnen aus dem Netz holen, jagen andere Arten auf allen Vieren laufend auf dem Boden.
Die „Stars“ in Kunst und Film
Nicht nur auf Kirchengemälden wird das Böse in Form von Fledermäusen (und Schlangen) dargestellt. In vielen Gruselfilmen machen sie „Karriere“ (Dracula). In der Filmserie „Batman“ verfügt der Comic-Held Batman (Fledermaus-Mann) über keine Superkräfte wie Superman, dessen Vorzüge Intelligenz, Willenskraft, hartes Training und technische Hilfsmittel sind. Und genau diese Vorzüge – vor allem das Hilfsmittel „Ultraschall-System“ und der individuelle Körperbau mit Flughäuten – ermöglichen den Fledermäusen ein Überleben in der Finsternis.
Immer und überall
In der Dämmerung sieht man am Abend oft Lebewesen herumfliegen: Sind es noch Schwalben oder sind es schon Fledermäuse? Die heimlichen Jäger verzehren in den Sommermonaten pro Nacht kiloweise Insekten und Spinnen und spielen eine sehr wichtige Rolle im Haushalt der Natur.
Bei der Fortpflanzung wird getrickst – wie beim Reh
Da Paarungen bei Rehen bereits im Juli/August und bei Fledermäusen im Herbst und Winter stattfinden, würden bei normaler Entwicklung ihre Jungen in der ungünstigsten, sehr kalten Jahreszeit auf die Welt kommen und erfrieren.
Mutter Natur hat immer Lösungen parat
Während bei Rehen unmittelbar nach der Paarung die Eizelle befruchtet wird und nach einer mehrmonatigen Keimruhe erst im Dezember der Embryo sich zu entwickeln beginnt, werden bei den Fledermäusen nach der Paarung die Spermien im Körper der Weibchen während des Winterschlafes konserviert. Nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf wird die Eizelle erst im Frühjahr befruchtet. Die Jungen beider Arten werden im Frühjahr (Mai/Juni) geboren.
Jungenaufzucht in Wochenstuben
Ab dem Frühjahr beziehen die Weibchen ihre Sommerquartiere, in denen die meisten Arten in der Regel nur ein Junges zur Welt bringen. Einzelne Fledermäuse und kleine und große Gruppen von Weibchen ziehen ihre Jungen unter Dachvorsprüngen und in Schlössern, Kirchtürmen und Dachböden von Kirchen und Einfamilienhäusern, hinter Wandverschalungen und Fensterläden, in Rollokästen, Baumhöhlen, Spalten, Ritzen, Fledermauskästen etc. auf. Die Männchen leben einzeln oder in kleinen Gruppen in den unterschiedlichsten Unterkünften.
Zwei große „Zwetschkerl“ der Großen Hufeisennase im Winterschlaf.
Winterschlaf in frostsicheren Quartieren
Da Fledermäuse Winterschlaf halten, machen sie sich schon ab Ende August auf den Weg zu ihren Winterquartieren und legen oft hunderte Kilometer zurück, bis sie frostsichere Höhlensysteme, Stollen und Festungsanlagen erreichen. Einige wenige ersparen sich den langen kräfteraubenden Flug und überwintern in frostsicheren Kellern. Während des Winterschlafes überleben sie mit einer kleinen Menge gespeicherten Körperfetts, indem sämtliche Lebensfunktionen auf Sparflamme laufen. Der Herzschlag verringert sich von ca. 600 Schlägen pro Minute auf 10 Schläge.
Fledermäuse zählen zu den gefährdetsten Tieren, weshalb alle Fledermausarten unter Naturschutz stehen und unser Verständnis und unser Engagement für die Erhaltung ihrer Lebensräume und ihrer Jagdreviere – eine naturnah bewirtschaftete Landschaft mit natürlicher Artenvielfalt – besonders benötigen.
Praktische Tipps:
- Katzen, Marder, Wiesel und Eulen sind die natürlichen Feinde der Fledermäuse. Der größte Feind ist leider das intelligenteste Säugetier: Der Mensch, der sie aus ihren Quartieren vertreibt, ihre Lebensräume zerstört und – oft auch unwissend – vergiftet, etwa durch
- die Sanierung von Altbauten zur ungünstigsten Jahreszeit (Jungenaufzucht),
- die Verwendung von giftigen Holzschutzmitteln (geeignete Mittel sind in guten Fachgeschäften erhältlich),
- das völlige Verschließen von Dachböden und Kirchtürmen,
- das Fällen alter hohler Bäume in Streuobstwiesen, Hausgärten und Wäldern,
- das Abholzen von Waldrändern, Feldrainen und Bachböschungen und
- den Einsatz von Spritzmittel auf Kulturflächen und in Hausgärten: Fledermäuse (und andere Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien etc.) werden indirekt über die Nahrung (Insekten und Spinnen) vergiftet.
- Dieses junge Braune Langohr, dass mit dem Muttertier während des Jagdlehrausfluges am späten Abend von einer Katze überrascht wurde, legten wir nach dem Fotografieren in eine offene Schuhschachtel, die wir im oberen, katzensicheren Teil des Gebäudes hinstellten. Das Muttertier hat es sicher gesucht und wieder „abgeholt“, denn am nächsten Morgen war die Schachtel leer.
- Mehr über Fledermäuse und wie ihnen geholfen werden kann, findet man im Internet unter batlife.at
Da Kleine und Große Hufeisennasen, die im Winterschlaf an Decken von Höhlen hängen, von Experten lächelnd auch „kleine und große Zwetschkerln“ genannt werden, gibt es als Nachspeise Zwetschkenfleck mit Mürbteig.
Mürbteigzutaten
- 400 g Mehl
- 200 g Butter
- 200 g Staubzucker
- 1 Ei
- 1 Päckchen Backpulver
Belag
- 1/2 kg Zwetschken (können in der Erntezeit halbiert eingefroren werden)
- Kristallzucker
- Zimt
Mehl, Butter, Staubzucker, Ei und Backpulver zu einem Teig kneten, 30 min. kühlstellen, auswalken und auf ein Backblech legen. Die entsteinten und halbierten Zwetschken auf dem Teig verteilen, mit Kristallzucker und Zimt bestreuen und bei 180 Grad ca. 30 min. backen.
Einfach fruchtig und saftig: Der „Fledermausohrkuchen“ schmeckt fantastisch.
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Hier geht es zu Teil 1 der Serie über Burgenlands Nagetiere.
🗨 Kommentare ( 1 )
Lieber Franz,
Vielen Dank für den sehr interessanten Fledermaus Beitrag.
Besonders nett fand ich auch, dass es zum Abschluss noch das Rezept für einen „Fledermauskuchen“ gab.
Ich hab mich gleich für den News Letter angemeldet.
Ich werde in den alten Beiträgen stöbern und nachlesen und freue mich auf alle neuen, interessanten.
Sonnige Grüße aus Rudersdorf
Hildegard