Mit den Nagetieren, die die artenreichste Ordnung unter den Säugetieren stellen, starten wir eine neue Serie: Tiere, die bei Erwachsenen – im Gegensatz zu Kindern –nicht immer besonders beliebt sind! Aber dazu mehr im Beitrag!
von Franz Lex
Zwei oben, zwei unten
Die namensgebenden „Nagezähne“ sind bei Nagetieren auf je ein Paar in Ober- und Unterkiefer reduziert. Diese wachsen ein Leben lang nach und werden bei den verschiedensten Verwendungszwecken (Graben von Röhren und Höhlen, Öffnen von hartschaligen Früchten, Knabbern, Nagen) immer wieder abgenutzt und geschärft. Im Winter, wenn manche von ihnen einige Monate – im wahrsten Sinn des Wortes – verschlafen, wachsen die vier Beißerchen bei reduziertem Pulsschlag und reduzierter Temperatur dementsprechend langsam.
Der Biber, ein Baumeister in der Natur
Der Europäische Biber ist das größte Nagetier Europas.
Vom tierischen Baumeister und Landschaftsgestalter haben wir Menschen eigentlich sehr viel gelernt und übernommen, wie das Anlegen von
- Dämmen bzw. Wehren zur Wasserspeicherung bei Mühlen und Sägewerken inkl. Erreichung einer größeren Fallhöhe, um Wasserräder anzutreiben,
- künstlichen Teichen (Fischzucht) und
- Retentionsflächen (Rückhaltebecken), um ein Ausufern von Gewässern bei Hochwasser zu verhindern.
Leider fällen Biber Bäume, die sie für Damm- und Wohnbauten und als Nahrung benötigen, und nehmen Flächen und Kulturen in Anspruch. Dies verursacht Probleme, die für sie oft nicht gut ausgehen, obwohl sie als geschützte Tierart gelten (hier haben wir übrigens ein spannendes Interview mit dem burgenländischen Biberbeauftragten Clemens Trixner geführt).
Leise und langsam gleitet der Biber an der Oberfläche dahin.
Ziesel, Feldhamster und Ährenmaus sind vorwiegend Nordburgenländer
Vereinzelt kommen Ziesel und Feldhamster im Mittelburgenland vor.
Alle drei Arten sind Bewohner der offenen Kulturlandschaft und werden jahrzehntelang von Menschen wegen ihrer „Hauptberufe“ Erdbewegung, Höhlenbau und Vorratshaltung nicht sehr geduldet. Neben pflanzlicher Kost ernähren sie sich auch von wirbellosen Tieren. Hamster verschmähen auch kleine Wirbeltiere nicht.
Bei den Ziesel hält einer immer Wache, denn Gefahr droht auch von oben..
Im Gegensatz zu Ährenmäusen (Name kommt von „Ähren sammeln“), die keinen Winterschlaf halten und sich von ihren reichlich in großen Hügeln angelegten Vorräten ernähren, halten Ziesel und Feldhamster fast ein halbes Jahr lang Winterschlaf in ihrem Bau. Während dieser Zeit, in der sie von Zeit zu Zeit aufwachen, nehmen Ziesel keine Nahrung zu sich, sondern leben nur vom Körperfett, das sie sich während des vorangegangenen Halbjahres anfressen, und ernähren sich Hamster von den im Herbst angelegten Vorräten. Ziesel fressen im Frühjahr die im vergangenen Jahr gesammelten Vorräte.
Eines der beliebtesten (Nage)Tiere: Eichhörnchen
Eichhörnchen sind gute Kletterer, die sich ruckartig und sicher vorwärtsbewegen, egal, ob sie gerade oder spiralförmig am Baumstamm nach oben oder unten laufen oder von Ast zu Ast hüpfen. Ursprünglich als tagaktive Tiere nur in Laub- und Mischwäldern beheimatet, leben sie als Kulturfolger auch in Parks und Gärten. Eichhörnchen bauen auf Bäumen hoch oben in Astgabeln und Spechthöhlen mehrere Nester, Kobel genannt, die für alle möglichen Lebensphasen, zur Jungenaufzucht und als Ausweichquartiere Verwendung finden. In Parks und Gärten werden auch Vogelnistkästen verwendet. Eichhörnchen sind Allesfresser: Die Nahrung besteht je nach Jahreszeit aus allen Obstarten, wie Kern-, Stein-, Beeren- und Schalenobst, Blüten, Knospen, Samen, Rinde, Flechten, Pilze, wirbellose Tiere, Vogeleier und Jungvögel. Viele kennen die Schuppen und Spindeln der abgenagten Fichtenzapfen. Die vielen Früchte, die sie als Vorrat für den Winter verstecken, finden sie nicht alle und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Vermehrung der Bäume. Ihre typische possierliche Haltung beim Fressen in Baumkronen, im Gebüsch, auf Holzzäunen oder am Boden, aufrecht sitzend und die Nahrung mit den Vorderpfoten umklammert, macht sie so beliebt.
Eichhörnchen: Mehr Schwanz als Tier!
Unsere Bilche sind richtige Schlafmützen
Siebenschläfer, Haselmäuse und Baumschläfer sind nachtaktiv, geschützte Tierarten und verschlafen ihr halbes Leben.
Siebenschläfer in der Mittagspause.
Siebenschläfer wohnen bevorzugt in Laubwäldern mit Eichen- und Rotbuchenbeständen. Eicheln und Bucheckern gehören neben Insekten zur Lieblingsnahrung zum Aufbau von Fettreserven für den langen Winterschlaf. Als Kulturfolger lieben sie Obstgärten mit Haus, dessen Dachboden die ideale Wohnstätte und Kellerräume das optimale Winterquartier sind. Der Obstgarten ist die willkommene Nahrungsquelle mit Früchten und Insekten. Auch Vogeleier und Jungvögel stehen auf der Speisekarte. Zur Jungenaufzucht werden auch gerne Vogelnistkästen genutzt.
Die „Apfelernte“ beginnt schon bevor die Früchte reif sind und ringeln“ sie: „Der Apfel wird vom Zweig gerissen, mit den Vorderbeinen festgehalten und das Fruchtfleisch furchenbildend verzehrt, wobei die Haut meist entfernt wird. Rutscht der Apfel aus den „Händen“, wird einfach der nächste genommen und angeknabbert.
Nachhaltigkeit hat sich bei Siebenschläfern noch nicht herumgesprochen!
Haselmäuse bevorzugen als Lebensräume Mischwälder mit dichtem Unterholz, Waldränder, Haselsträucher, Naturverjüngungsflächen mit Unterwuchs, dichte Gebüsche und Brombeerhecken, die ausreichend Nahrung und Schutz für ihre Jungen im Nest vor Beutegreifer bieten. Wie Siebenschläfer nutzen Haselmäuse ebenfalls gerne Obstgärten mit Stauden, die mit dichten Sträuchern und Hecken begrenzt sind, und Vogelnistkästen als Lebensraum, aber besiedeln keine Gebäude. Bei ungünstigen Bedingungen (Regenperioden, niedrigen Temperaturen, Nahrungsmangel) verfallen Haselmäuse tagsüber für einige Stunden im Nest zusammengerollt in eine Starre, um Energie zu sparen: Die Temperatur wird abgesenkt und der Stoffwechsel verlangsamt.
Nest der Haselmaus in einer Brombeerhecke.
Der Baumschläfer hat die Größe einer Waldmaus und lebt nur in Wäldern.
Langschwanzmäuse
Zu den Langschwanzmäusen gehören Wanderratten (ursprünglich im nördlichen Ostasien beheimatet, seit dem 18. Jh. in Europa), Hausratten (ursprünglich im Himalaya und in Süd- und Ostasien beheimatet), Waldmäuse, Gelbhalsmäuse, Zwergmäuse, Brandmäuse und Hausmäuse.
Junge Brandmaus
Vorratslager einer Waldmaus in einem Vogelnistkasten: Kerne von Steinobst und Weintrauben, Samen von Sonnenhut und Sonnenblumen, getrocknete Weintrauben
Wühlmäuse
Zu den Wühlmäusen gehören Bisamratten (ursprünglich in Nordamerika beheimatet), Schermäuse (Ostschermäuse), Rötelmäuse, Erdmäuse und Feldmäuse.
Die Schermaus ist ein gefürchteter Schädling in jungen Obstkulturen.
Junge Rötelmäuse sind grau.
Meerschweinchenverwandte
Zu den Meerschweinchenverwandten gehören Meerschweinchen (aus Südamerika als Haustiere importiert) und Nutrias (ursprünglich in Südamerika beheimatet, wir werden ihnen demnächst einen eigenen Beitrag widmen).
Die natürlichen Feinde der Nagetiere (je nach Größe) sind Fuchs, Dachs, Baum- und Steinmarder, Iltis, Wiesel, Habicht, Mäusebussard, Turmfalke, Uhu, Schleiereule, Waldohreule, Waldkauz, Maulwurf, Schlangen etc.
Praktische Tipps:
- Hängen Sie mehr Nistkästen auf, um den geschützten Nagetieren (Siebenschläfer, Haselmäuse) zu helfen.
- Verwenden Sie keine Fallen und kein Gift zur Bekämpfung von ungebetenen Gästen in Haus und Garten, denn durch das Töten werden Lebensräume für Artgenossen Mit Gift töten Sie auch die natürlichen Feinde, die vergiftete Tiere fressen. Es gibt auch andere Möglichkeiten: Ultraschallgeräte im Fachhandel! Das Angenehme am Einsatz vom Ultraschallgeräten ist, dass die Räume und betroffenen Bereiche nicht mehr besiedelt werden! Somit bestehen auch keine Gefahren für Menschen und andere Tiere durch Fallen (Verletzungen, Stress) und ausgelegte Giftköder, denn die vergifteten Tiere sterben nicht sofort, sondern können sich auch im Haus- oder Küchengarten vergraben, wo Kinder spielen bzw. Lebensmittel wachsen!
- Weder Spitzmäuse noch Fledermäuse sind Nagetiere!
Zum Dessert gibt´s Gebackene Mäuse mit Vanillesauce
Germteigzutaten
- 300 g glattes Mehl
- 1 Pk. Germ
- 50 g Zucker
- etwas Salz
- 50 g zerlassene Butter
- 2 Eier
- ¼ l lauwarme Milch
Zum Backen:
½ l Rapsöl in einem Kochtopf erhitzen. Mit einem Esslöffel Nocken vom Teig abstechen, die im Öl schwimmend goldbraun gebacken und danach auf eine Küchenrolle gelegt werden, um das Öl aufzusaugen.
Zum Bestreuen: Staubzucker mit Zimt
Zutaten für die Vanillesoße
Etwas Milch mit 2 El Vanille-Puddingpulver und 50 g Zucker verrühren und in die kochende Milch (1 l) einrühren, und das Ganze eine Minute kochen.
Gebackene Mäuse schmecken immer!
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