Burgenlands Fußball-Legionäre – von Pionier Karl Skerlan über Thomas Parits bis zu Didi Kühbauer (Teil 2)

Mit Dietmar „Didi“ Kühbauer, Martin Stranzl und Andreas Ivanschitz vertraten drei Ausnahmekönner den Fußball „Made in Burgenland“ außerhalb Österreichs. Doch wer setzte sich noch weit vor diesem Trio auf dem internationalen Spielfeld durch?

Burgenland Fußball-Legionäre

Von Clemens Faustenhammer

Noch ehe ein talentierter junger Mann aus Siegendorf äußerst erfolgreich auf Torejagd in den beiden Topligen Deutschlands und Spaniens ging, verbrachte der aus Kittsee stammende Karl Skerlan nach seiner Blütezeit beim Wiener Sportclub bzw. Admira Wien ein Jahr beim FK Pirmasens. Der Verein aus der Pfalz galt damals hinter dem 1. FC Kaiserslautern als die Nummer Zwei in der Region und klopfte mehrmals – allerdings erfolglos – an der Tür zur 1963 eingeführten Deutschen Bundesliga.

In der Saison 1967/68 sollte Skerlan beim Unterfangen, den FK Pirmasens in die erste Liga zu führen, tatkräftig mitwirken. Schlussendlich scheiterten die Pfälzer und belegten zu Ende der Saison den respektablen dritten Platz. Das Ende seiner Karriere ließ der im Februar 2017 verstorbene ehemalige Nationalteamspieler im Westen Österreichs ausklingen. Für drei Spielzeiten war Karl Skerlan beim SC Schwarz-Weiß Bregenz engagiert. Ewig in Erinnerung wird der 7:0-Heimsieg des Wiener Sportclubs im Europacup der Landesmeister 1958 gegen Juventus Turin bleiben. Diese gilt nach wie vor als die höchste Europacup-Niederlage des italienischen Rekordmeisters, zu dieser der erste Legionär aus dem Burgenland ein Tor beisteuerte.

Ein Schlosser holt den Deutschen Pokal

Just von jenem Sportclub erhielt ein anderer Burgenländer wenige Jahre später ein lukratives Angebot, um ihm aus dem beschaulichen Siegendorf fortan in die Bundeshauptstadt zu locken. Der damals 17-jährige Thomas Parits entschied sich zwar für einen Wechsel vom Heimatverein nach Wien, jedoch erhielt die Austria anstelle des WSC den Vorzug. Dafür hauptverantwortlich war der legendäre Manager Joschi Walter, der den gelernten Schlosser aus dem Burgenland mit seiner Perspektive zu überzeugen wusste.

Die Rückkehr an die nationale Spitze des FAK beinhalte einen noch heute gültigen Rekordsieg gegen den Erzrivalen Rapid Wien. Im direkten Duell wurden die Hütteldorfer mit 6:0 abgeschossen, Josef Hickersberger erzielte dabei einen Hattrick.

Nach erfolgreicher Titelverteidigung folgte Thomas Parits seinem Trainer Ernst Ocwirk gen Norden und heuerte beim 1. FC Köln an. Kurioserweise lief der Siegendorfer in zwei Finalspielen des DFB-Cups für die Geißböcke auf, obwohl er nur eine Saison in der Domstadt blieb. Beides Mal gingen die Kölner als Verlierer vom Platz. Für die Eintracht aus Frankfurt spielte Parits drei Saisonen. Im letztlich gewonnenen Cupfinale gegen Hamburger SV fehlte Parits bereits. Er zog weiter in das damals noch von General Franco regierte Spanien. In drei Saisonen für den FC Granada gelangen Parits in 82 Spielen sieben Tore in der Primera División. Diese Zeit beschrieb der technisch beschlagene Kicker selbst als „Jackpot“.

Im ersten Jahr nach seiner Rückkehr aus Andalusien erreichte die Wiener Austria mit Parits das Finale im Europapokal der Pokalsieger, im welchen der FAK aber eine herbe Abfuhr gegen den RSC Anderlecht hinnehmen musste. Parits spielte mit Hans Pirkner und Julio Morales im sogenannten „100-jährigen Sturm“, ironisch auch als „Pensionistensturm“ tituliert, eine tragende Rolle.

Nach dem Karriereende als aktiver Fußballer feierte der Trainer Thomas Parits mit „seiner“ Austria den Meistertitel 1985. Nach über einem Jahrzehnt Abstinenz vom Sportgeschäft kehrte er abermals zum Wiener Traditionsklub zurück. Zunächst fungierte Parits als General Manager und nach der Ausgliederung des Profispielbetriebes in eine Aktiengesellschaft als Vorstand für sportliche Belange. Mit Ende der Saison 2014/15 legte der erste überregional bekannte Legionär aus dem Burgenland seine Funktion zurück und verabschiedete sich nach fast siebzig Jahren Fußball in den wohlverdienten Ruhestand.

Nach Parits lange nichts

Nach der Rückkehr von Parits in die österreichische Bundesliga, blieb das europäische Ausland für burgenländische Kicker für über ein Jahrzehnt „terra incognita“. Dies hing weniger mit mangelnden Talent burgenländischer Ballesterer, sondern mit den restriktiven Bestimmungen für grenzüberschreitende Transfers zusammen. Noch vor dem für den Profifußball folgenschweren Bosman-Urteil, dass es Fußballern erlaubte nach Vertragsende ablösefrei zu wechseln, waren in den europäischen Topligen die Kaderplätze auf maximal zwei Legionäre pro Mannschaft begrenzt. Erst die erfolgreiche Klage von Jean-Marc Bosman im Jahr 1995 hob die bisherigen Beschränkungen für ausländische Spieler aus EU-Ländern in den nationalen Ligen auf, wodurch mit einer unbegrenzten Anzahl von EU-Ausländern gespielt werden durfte.

In den 1980er Jahren trug sich das außergewöhnliche Gastspiel von Franz Zach in der amerikanischen Major Indoor Soccer League zu, über welches unser Gastautor Hubert Herzog ein lesenswertes Portrait schrieb.

Ein Südburgenländer zwischen Argentinien und dem Fürstentum Liechtenstein

Es dauerte bis in die frühen 1990er als mit Heinz Peischl wieder ein Burgenländer außerhalb Österreichs aktiv dem runden Leder nachjagte – wenngleich die Destination sehr originell scheint. Peischl, der in seiner besten Phase unter Trainerlegende Ernst Happel zwei Meisterschaften mit Wacker Innsbruck gewann, wagte den Sprung nach Argentinien. Der gebürtige Ollersdorfer lief für San Lorenzo auf, wobei keine Statistik zu detaillierten Einsatzzeiten im Internet auffindbar ist.

Schon ein halbes Jahr später verschlug es Peischl von Buenos Aires zurück nach Mitteleuropa. Für die Rückrunde im Frühjahr 1994 streifte sich der dreifache Nationalteamspieler Österreichs die Dress des FC Schaan aus dem Fürstentum Liechtenstein über. In dieser Zeit gewann Peischl sogar das Finale gegen FC Balzers und durfte sich ab sofort als stolzer Sieger des Liechtensteiner Cups nennen.

Nach einer Rückkehr als Spieler nach Österreich, übernahm Peischl ab 1995 unterschiedliche Trainerjobs hierzulande und in der benachbarten Schweiz. Von 2010 bis Mai 2015 fungierte der ehemalige Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft als Sportlicher Leiter des FC St. Gallen. Fünf Jahre später trennte man sich vom Burgenländer. Seitdem ist es sehr ruhig um Peischl geworden, der mit dem Tod von Didi Constantini im Dezember 2024 einen langjährigen beruflichen Wegbegleiter und engen Freund verlor.

Die Wanderjahre des „Don Didi“

Weitaus bekannter als die Auslandsstationen von Heinz Peischl sind jene des Dietmar „Didi“ Kühbauer in Erinnerung geblieben. Bereits als 16-Jähriger debütierte der in Heiligenkreuz geborene Mattersburger für die Admira im österreichischen Oberhaus. Nach seinem Wechsel zu Rapid und fünf insgesamt erfolgreichen Jahren trat der talentierte, mit Ecken und Kanten charakterisierte Mittelfeldspieler sein Auslandsabenteuer im Baskenland an.

Von 1997 bis 2000 spielte er in der spanischen Primera División bei Real Sociedad in San Sebastián. Seinen Wechsel nach Spanien betrachtete man retrospektiv als notwendig, um den persönlichen Schmerz über seinen schwersten Schicksalsschlages durch einen Ortswechsel entgegenzuwirken – insofern dies überhaupt möglich erschien. Im Februar 1997 verunglückte seine schwangere Frau Michaela auf dem Weg zum Flughafen, als sie ihren Mann vom Trainingslager abholen wollte. Nach sieben Monate im Koma liegend starb sie an den Folgen des Unfalls.

Als sein größter Fürsprecher bei Real Sociedad, Trainer Bernd Krauss, durch Javier Clemente ersetzt wird, standen die Zeichen schlecht für Kühbauers Zukunft in Spanien. Zudem plagten ihn mehrmals Probleme mit seinem Schlüsselbein. Im Sommer 2000 wechselte er für zwei Jahre ablösefrei in die deutsche Bundesliga zum ambitionierten VfL Wolfsburg, wo er binnen kurzer Zeit auch Kapitän der Mannschaft war. Trotz seiner anfänglichen Erfolge in der Volkswagen-Werkself kommt es zum endgültigen Zerwürfnis mit Trainer Wolfgang Wolf. Der Vertrag wird ein Jahr vor Ablauf mit dem Bundesligisten aufgelöst. Am Ende doch etwas überraschend kehrte er 2002 zurück nach Österreich zum SV Mattersburg, wo er noch einige erfolgreiche Jahre als Spieler verbrachte, bevor er 2008 seine Profi-Karriere beendete. Just am vergangenen Spieltag feierte Kühbauer sein persönliches Jubiläum: im Match des von ihm betreuten Wolfsberger AC gegen den LASK absolvierte das Mattersburger Original sein insgesamt 350. Spiel als Trainer in der österreichischen Bundesliga. Chapeau!

Im nächsten Teil setzen wir die Zeitreise über unsere Fußball-Legionäre aus dem Burgenland fort und sprechen mit einem ehemaligen Kicker, der seine gesamte Profikarriere von rund 20 Jahren im Ausland verbrachte. Seid gespannt auf beeindruckende Einblicke!

Welche Erinnerungen habt ihr an unsere Fußball-Legionäre aus alten Zeiten? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit!

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