Astronomie ist nicht unser Kerngebiet auf Sautanz, das Thema hat dennoch einen Burgenland-Bezug. Wer hätte schon gedacht, dass es am Brenntenriegel ein richtig gutes Platzerl fürs Sterne beobachten gibt?
Die anekdotische Erinnerung an Sieggraben haben wir kurz in unserem – wie wir meinen – lesenswerten Interview mit Manfred Strodl verewigt. Exakt jene Strecke von Mattersburg nach Sieggraben in Richtung südlicher Bezirksgrenze zu Oberpullendorf wählten wir. Unser Wunsch war es, vom Sieggrabener Sattel aus, wo geographisch das Rosaliengebirge mit dem Ödenburger Gebirge zusammenstößt, das eine oder andere Panoramafoto für den Blog zu schießen.
„Welches Platzerl wäre dafür mehr prädestiniert als der Brenntenriegel?“, so die schlichte Überlegung. Mit 606 Meter über dem Meeresspiegel der Adria nicht nur höchster Punkt des Ödenburger Gebirges, sondern auch aus der Ferne durch die markante Sendeanlage gut erkennbar. Um nun mit den Geographie-lastigen Fakten abzuschließen – Sieggraben liegt an der engsten, knappe vier Kilometer breiten Stelle des Burgenlandes – möchten wir uns nun dem eigentlichen Kernthema dieses Beitrags widmen.
Vom „tiefen und ziemlich dunklen Südhorizont“
Denn es ist relativ offensichtlich, dass dieser Ort aus einem gänzlich anderen Grund eine gewisse Berühmtheit erwarb. Auf dem Brenntenriegel befindet sich eine kleine, privat geführte Sternwarte, die als gut geeigneter Punkt für astronomische Beobachtungen einen formidablen Ruf unter Sternfreunden genießt. Zugegebenermaßen begeben wir uns mit der Astronomie auf unbekanntes Terrain und wir können mangels Kompetenz nicht bestätigen, ob sich der Standort – wir zitieren – „durch einen tiefen und ziemlich dunklen Südhorizont“ auszeichnet.
Anlass genug, sich Rat von einem uns bekannten Experten zu holen. „Durch die relativ geringe Lichtverschmutzung am Brenntenriegel entsteht jener Grad an Dunkelheit, die ihn als passenden Beobachtungsplatz für passionierte Astronomen ausmacht. Gleichwohl ist gut erkennbar, dass ein negativer Einfluss auf die Himmelsqualität von Sopron als nächste größere Stadt ausgeht“ erklärt uns Matthias Juchert. Matthias veröffentlichte nicht nur zahlreiche Fachbeiträge, er fungiert als Namensgeber der Juchert-Sternehaufen. Der Mangel an Dunkelheit beeinträchtigt nicht nur die astronomischen Beobachtungen. Er hat schwerwiegende Folgen für das Ökosystem (Flora, Fauna und Mensch), wie hier ausführlicher nachgelesen werden kann.
Ausschnitt zur Lichtverschmutzung am Brenntenriegel (zur Website)
Sternwarte und Verein
Wer sich mit dem Thema Lichtverschmutzung im Burgenland näher beschäftigt, kommt auch am Verein der Burgenländischen Amateur Astronomen (BAA) nicht vorbei. Neben der (Achtung Wortspiel!) Beleuchtung dieses Themas, bietet dieser im Jahr 1992 ins Leben gerufene Verein auf seiner lobenswerten Online-Plattform ein informationsreiches Sortiment zu unterschiedlichen Aspekten der Astronomie an. Ebenso richtet er sich an interessierte Einsteigerinnen und Einsteiger auf diesem Gebiet. So kann im Bedarfsfall für Kleingruppen im Rahmen von „Beobachtungstrainings“ bei erfahrenen Mitgliedern geschnuppert werden.
Des Weiteren können die Besucherinnen und Besucher mehrere Beobachtungsberichte – salopp formuliert – aus der einschlägigen Szenerie auf der Vereinswebseite nachlesen. Ein aktueller Statusbericht zum „Projekt Brentenriegel“ (kein Tippfehler, kann man mit einem oder zwei „N“ schreiben) gibt einen interessanten Einblick über die zweijährige Adaptierung der Sternwarte, um diese nach dreißigjähriger Betriebszeit wieder an den Stand der Technik heranzuführen. Nähere Informationen haben wir auf kurzem Wege von Wolfgang Mandl, Obmann des Vereins „Sternwarte Brentenriegel“, erhalten. Er hat uns dankenswerterweise einige Impressionen, welche am Brentenriegel geschossen wurden, zur Verfügung gestellt.
Sautanz: Können Sie uns verraten, wer der Besitzer der Sternwarte eigentlich ist?
Wolfgang Mandl: Die Sternwarte wurde Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von Dr. Josef Pratl privat und aus Eigenmitteln und im Eigenbau errichtet. Es handelt sich um eine klassische Sternwartenkuppel mit 4 m Durchmesser und ein Teleskop nach Bauplänen des österreichischen Astronomischen Vereins (auch bekannt unter Österreichische Präzisions Fernrohrmontierung ÖPFM nach Ing. Pressberger). Anfang 2010 wurde der Verein „Sternwarte Brentenriegel“ gegründet, in welchen Dr. Pratl die Sternwarte einbrachte. Somit ist der Verein seit 2010 Besitzer der Sternwarte. Die Mitglieder sind ausschließlich Privatpersonen, welche mit ihren Mitgliedsbeiträgen den Betrieb und die Erweiterung der Sternwarte finanzieren. Ich selbst fungiere als Obmann des Vereins.
Welche Bedeutung hat die Sternwarte am Brenntenriegel für die burgenländische Astronomie?
Die Sternwarte Brentenriegel ist ein völlig eigenständiger, ordnungsgemäß im Vereinsregister gemeldeter Verein. Um dem Vereinszweck zur Förderung des Interesses der Bevölkerung an der Astronomie zu entsprechen, kooperieren wir mit anderen Vereinen, insbesondere mit den Burgenländischen Amateurastronomen (BAA). Gemeinsam werden Beobachtungsabende, Führungen und Vorträge organisiert. Auch gab es eine Kooperation mit dem Naturpark Rosalia Kogelberg, wo wir uns mehrere Jahre an den Naturerlebnistagen beteiligt haben.
Nachdem die Burgenländische Landessternwarte in Eisenstadt schon viele Jahre nicht mehr in Betrieb ist, sind wir unseres Wissens die größte Sternwarte im Burgenland und noch dazu im Gegensatz zu Eisenstadt auf einem guten Standort. Obwohl auch am Brentenriegel zunehmend die Lichtverschmutzung insbesondere durch Sopron Platz greift, ist die Himmelsqualität über dem Brentenriegel eine der Besten im Burgenland.
Die Beobachtungsabende und Führungen sind über die BAA Homepage grundsätzlich öffentlich zugänglich. Unseres Wissens nach sind wir somit die einzige Sternwarte im Burgenland, welche im Rahmen dieser Abende auch der Öffentlichkeit die Möglichkeit der Sternbeobachtung bietet.
Was kostet es eigentlich solch eine Anlage in Schuss zu halten?
Was den finanziellen Aufwand betrifft kann ich, um ihnen ein Gefühl für die Größenordnung zu geben, nur sagen, dass sich kommerzielle Angebote für solche Einrichtungen deutlich im sechsstelligen Eurobereich bewegen. Durch sehr hohe Eigenleistungen ist unser Aufwand deutlich niedriger.
Was kostet es eigentlich solch eine Anlage in Schuss zu halten?
Im Dezember 2018 hat die Generalversammlung beschlossen, die doch schon in die Jahre gekommene Sternwarte aufzurüsten und an den Stand der Technik heran zu führen. Neben der optischen Aufrüstung (bessere und größere Spiegel, Okulare und Kameras), wurde auch die Elektromechanik vollkommen erneuert. Die Digitalisierung macht auch vor Sternwarten nicht halt! Die gesamte Sternwarte wird jetzt über Computer und zahleiche Microcontroller gesteuert und kann so auch „remote“ über das Internet bedient werden. Das war und ist ein sehr aufwendiges und komplexes Projekt, welches sich jetzt in der Inbetriebnahme- und Testphase befindet. Das gesamte Projekt von der Optik über die Mechanik und Elektronik, bis zur IT-Technik wurde im Eigenbau abgewickelt. Die Kosten für Renovierung und Erweiterung wurden und werden durch Privatmittel, Sach- und Arbeitsleistungen der Vereinsmitglieder aufgebracht.
Wie gesagt ist das Projekt noch in der Testphase, mit einem Projektabschluss ist im Frühjahr 2021 zu rechnen.
Übrigens: das mit der ursprünglichen Ambition, dem eher trivialen Fotoschießen unsererseits, wurde leider dann doch nichts. Dafür war keineswegs die Lichtverschmutzung verantwortlich. Gegen Regen und einem wolkenverhangenen Sonntagvormittag gerieten selbst die geschilderten Vorzüge des Brenntenriegels ins Hintertreffen.
Hast du ein beliebten Platz für astronomische Beobachtungen im Burgenland? Teile uns ihn gerne in den Kommentaren mit!
🗨 Kommentare ( 1 )
Die Sternwarte wäre sicher mal einen Besuch wert