Reptilienschutz im Burgenland – Teil 1 Schlangen

Wir haben über den Schutz der Insekten, Amphibien, Vögel und Säugetiere geschrieben und jetzt sind endlich die Reptilien im Burgenland dran. Genauer gesagt die Schlangen…

wie immer wollen wir allerdings mit einer kleinen Einleitung beginnen: Zu den Reptilien, die im Burgenland vorkommen, gehören, ohne die von Menschen in Umlauf gebrachten Exoten zu nennen, Schildkröten (Europäische Sumpfschildkröte), Schlangen (Ringelnatter, Schling- oder Glattnatter, Würfelnatter, Äskulapnatter und Kreuzotter) und Eidechsen (Blindschleiche, Smaragdeidechse, Zauneidechse, Mauereidechse und pannonische Bergeidechse). Reptilien sind wechselwarme Tiere, die sich meist in den Morgen- und Abendstunden an offenen Stellen sonnen, und verbringen in der kalten Jahreszeit oft bis zu sechs Monate an geschützten Orten eine Winterstarre.

Die burgenländischen „Nottan und Ottan“

Nun also Schlangen: „Bei Nottan steht das N für nicht giftig“. Während Nattern große Kopfschilder und runde Pupillen haben, befinden sich auf dem Kopf von Ottern mehr kleinere Schilder und die Pupillen ähneln schmalen senkrechten Schlitzen. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass Kreuzottern im Gegensatz zu unseren Nattern mit zwei weiteren Zähnen, den hohlen Giftzähnen (ähnlich wie Injektionsnadeln), zum Injizieren des Giftes ausgestattet sind.

Sehr schön zu sehen sind hier die runden Pupillen der Ringelnatter.

Schlangen haben keine beißenden Mundwerkzeuge, weshalb die Beute im Ganzen – meist mit dem Kopf voraus – verschluckt wird. Schlangen nehmen gerne Steinschlichtungen, Totholzhecken und Komposthaufen als Versteckmöglichkeiten und Lebensräume an.

Die natürlichen Feinde der Schlangen (nur teilweise zutreffend für Würfelnatter und Kreuzotter) sind Wildschwein, Fuchs, Dachs, Wildkatze, Marder, Igel, Greifvögel, Eulen, Rabenvögel, Störche, Reiher und Hühnervögel. Die größten Feinde sind leider immer noch wir Menschen, Hauskatzen und Hühner.

Schlangen sind bionische High-Tech-Lebewesen

Die meisten Schlangen reagieren auf Erschütterungen und flüchten, bevor man sie überhaupt sieht, werden aber manchmal im Schlaf überrascht. Außerdem können sie sich immer – nicht nur bei Gefahren, sondern vor allem bei der Jagd – auf ihren ausgezeichneten Geruchsinn (Jakobson-Organ) und auch auf ihre Augen verlassen, sofern nicht eine Häutung ansteht, denn dann werden die Augen eingetrübt, da sie wie ein Strumpf den ganzen Körper bedeckt. Im Laufe des Jahres wird das Schuppenkleid mehrere Male abgestreift (Natternhemd).

Schlangenalarm im Haus- und Obstgarten: Schlange ist Schlange – und die muss weg“

Aus Angst vor Schlangenbissen werden nach wie vor viele harmlose Ringelnattern und vor allem Schlingnattern und sogar Blindschleichen, die Eidechsen sind, getötet!

So entdeckt man in Haus und Garten die „Schlangen“ meistens und erschrickt, obwohl unsere schuppigen Freunde meistens harmlos sind oder wie in dem Bild gar keine Schlange ist, sondern eine Blindschleiche,

Obwohl Schlangen Mäuse vertilgen und Blindschleichen Schnecken fressen, haben sie in vielen Hausgärten kein „Wohnrecht“. In den Sommermonaten sind viele Jungtiere und Weibchen unterwegs, um ein geeignetes Revier bzw. passende Plätze für ihre Eier bzw. Jungen zu finden. Tierfreunde versuchen oft, die Tiere zu fangen und an ideale Orte zu bringen.

 

Was man kennt, das schützt und schätzt man

Oft reicht schon ein ausführliches Gespräch mit den Grundbesitzern über Lebensweise und Nutzen des Tieres, und es darf in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Dem Tier bleibt viel Stress beim Fangen, Übersiedeln und Erkunden eines neuen Lebensraumes, wo auch schon Artgenossen wohnen und ihr Revier verteidigen, erspart. Nattern sind für den Menschen vollkommen ungefährlich und spielen im Haushalt der Natur eine wichtige Rolle, sowohl als Beutegreifer als auch als Nahrung für andere Tiere!

In unserem Holzstapel fühlt sich die hauseigene Ringelnatterdame sichtlich wohl.

Die Ringelnatter

Die bevorzugt in der Nähe von Feuchtgebieten (Bäche, Teiche, Tümpel, feuchte Gräben, Feuchtwiesen) lebenden Ringelnattern sind überall – auch in Hausgärten – anzutreffen. Sie können sich übrigens auch tot stellen. Namensgebend sind der Halsring mit den beiden halbmondförmigen gelblichen und schwarzen Flecken im Nackenbereich bzw., weil sie gerne zusammengeringelt ruhen.

Die gelblichen Halbmonde am Kopf sind bestes Erkennungsmerkmal für die Ringelnatter. Hier ein junges Exemplar mit milchigen Augen (kurz vor der Häutung).

Bei Bedrohung zischen sie und entleeren aus der Analdrüse eine stark riechende Flüssigkeit. Manchmal kommt es zu einem „Totstell-Reflex„, bei dem sie sich teilweise auf den Rücken drehen, erschlaffen und aus dem weit geöffneten Maul Blut rinnen lassen.

Diese Ringelnatter hat ein verletztes Auge (durch Katze oder Vogel) jagt aber noch besonders gut.

Erdkröten und Frösche werden bevorzugt

Die flinken Ringelnattern ernähren sich überwiegend von Amphibien sowie von Fischen, Mäusen und Ratten und können gut schwimmen und tauchen.

Ein Wassefrosch ist vor der Natter nicht lange sicher…

Paarung, Eiablage, fertig

Die Paarung findet im Frühjahr statt. Ringelnattern gehören – wie Würfel- und Äskulapnattern – zu den eierlegenden Schlangen. Die bis zu 1,50 Meter langen Weibchen (Männchen werden bis zu 80 cm lang) legen im Juli bis zu 30 Eier in Komposthaufen oder vermodernde Laubschichten, wo diese aufgrund der höheren Temperatur ausgebrütet werden. Mit der Eiablage haben die Weibchen die Pflichten erfüllt und kümmern sich nicht mehr um ihren Nachwuchs.

Rigelnattern bei der Paarung.

Glatt- oder Schlingnatter

Schlingnattern sind in ihrer Ernährung auf Eidechsen spezialisiert, die durch Umschlingen (Name) und Erwürgen getötet werden. Wenn sie in die Enge getrieben werden, flachen sie ihren Kopf ab, was diesen größer erscheinen lässt, und geben Zischlaute von sich. Es ist zudem nicht ungewöhnlich, dass Scheinangriffe durchgeführt werden. Für den Menschen ist der Biss der ungiftigen Nattern völlig harmlos. In den meisten Fällen täuschen sie den Biss mit dem blitzschnellen Vorschnellen des Kopfes vor. In den meisten Fällen versuchen sie zu flüchten.

Eine Schlingnatter beim Sonnenbad.

Lebensraum, Ernährung und Tarnung

Schlingnatter sind sie fast überall anzutreffen, leben aber ausgesprochen heimlich. In Hausgärten genügen oft schon einige größere Steine zur Anlage eines Kräutergartens, den sie gerne als Lebensraum annehmen, da sie sehr standorttreu sind. Da sie sich nicht nur von Eidechsen, Schlangen und Jungvögel ernähren, sondern auch Mäuse fressen, helfen sie im Gemüsegarten die Mäuseplage zu regeln. Wenn man sie in der Sonne liegend entdeckt, verharren sie im Gegensatz zu anderen Schlangen regungslos und vertrauen auf ihre Tarnfarbe. Dieses Verhalten wird ihnen bei Unkundigen meistens zum Verhängnis, weil sie mit der Kreuzotter verwechselt und erschlagen werden.

Schlingnattern besitzen keine gelben halbmonde und ähneln von ihrer Zeichnung der Kreuzotter, weswegen sie oft verwechselt werden.

Junge Schlingnattern reifen im Leib des Weibchens

Schlingnattern gehören – wie die Kreuzottern – zu den sogenannten ovoviviparen (ei-lebendgebärenden) Reptilien, die ihre Eier im Körper ausbrüten. Nach mehrmonatiger Tragzeit setzt das Weibchen die Eier mit den vollentwickelten Jungen im Spätsommer erst kurz vor dem Schlüpfen an einer geschützten Stelle ab. Unmittelbar danach scheuern die Jungen mit dem Eizahn die Eihüllen auf und suchen sich ein eigenes Revier. Schlingnattern sind von Ende März bis in den Oktober aktiv.

Eine Schlingnatter gut getarnt auf Asphalt.

Äskulapnatter – die Akrobaten auf Bäumen und in Sträuchern

Äskulapnattern haben – wie die Glattnattern – glatte Schuppen und sind auch Würgeschlangen. Mit bis zu zwei Metern Länge gehören sie zu den größten Schlangenarten Europas und ernähren sich vor allem von Mäusen, Eidechsen und Vögel. Da sie gute Kletterer sind, erbeuten sie in Bäumen und Sträuchern Vögel und sind Nesträuber, die neben den Jungvögeln auch die Eier nicht verschmähen. Äskulapstab – Symbol der Ärzte und Apotheker!

Würfelnatter – Fische haben sie zum Fressen gern

Würfelnattern, die die stärkste Bindung an den Lebensraum Wasser haben, ernähren sich fast ausschließlich von Fischen, und haben – wie Ringelnattern und Kreuzottern – gekielte Schuppen. Ihre natürlichen Feinde sind Ratten, Marderartige, am Wasser jagende Vögel und eventuell auch Raubfische wie Hechte und Welse. Ihren Namen haben sie vom ausgeprägten Würfelmuster.

Die Würfelnatter am Wasser.

Kreuzotter – die einzige Giftschlange im Burgenland

Kreuzottern, die zu den ovoviviparen Reptilien gehören, sind sehr selten im Burgenland und kommen noch an wenigen Stellen (mit wenigen Ausnahmen) in höheren Lagen vor.

Lebensraumschutz geht vor Tierschutz

Alle heimischen Reptilien zählen zu den besonders geschützten Tierarten. Die größten Bedrohungen unserer Reptilien sind die Verringerung und Vernichtung ihrer Lebensräume. Unser aller Bestreben soll sein, dass wir die Lebensräume der bestehenden Populationen sichern und mit Maßnahmen diese vergrößern und vor allem wieder neue schaffen und miteinander verbinden. Die Lebensräume von Reptilien besiedeln und nutzen zahlreiche weitere gefährdete Tierarten, wie Insekten, Spinnen, Amphibien, Kleinsäuger, Vögel etc. und verschiedenste Pflanzen, deren Samen mit dem Wind, im Fell von Säugetieren und im Schnabel oder Darm von Vögeln dort landen und keimen.

Die Smaragdeidechsen sind wohl die prächtigsten Reptilien hierzulande.

 

Eine kurze Geschichte zu den beiden Fotos mit den Eiern und Eihüllen von einer unserer Ringelnattern: Am 05. Juli 2012 musste ich den Pferdemisthaufen wegräumen, da Brennholz geliefert wurde. Nach kurzer Zeit flüchtete die Ringelnatter aus dem Mist. In der Hoffnung, dass sie ihre Eier noch nicht gelegt hatte, arbeitete ich vorsichtig weiter, bis mein Enkel Thomas auf die 18 frisch gelegten zu einem Klumpen zusammengeklebten Eier stieß. Ein Belassen der Eier kam nicht in Frage, da das Brennholz mit Kipper geliefert beim Entleeren die Eier zerdrückt hätte. Ein altes löchriges Sauhäfen von unserem Nachbarn, in dem früher Rüben und Kartoffel für die Schweine gekocht wurden, war meine Rettung. Nach mehr als zur Hälfte mit Pferdemist gefüllt machte ich – originalgetreu – eine Mulde für die Eier, bedeckte sie mit trockenem Mistmaterial und im Mist vorhandenen Sägespänen und füllte den Behälter mit Mist vorsichtig bis zum oberen Rand. Mit Folie abgedeckt stellte ich das Sauhäfen mit dem wertvollen Inhalt in den Halbschatten unter einem Apfelbaum. Laufend beobachtend sah ich Anfang September einige junge Schlingnattern auf der Folie in der Sonne liegen. Am 17. September nahm ich vorsichtig mit den Händen den Mist weg und sah, dass alle Eihüllen leer waren.

 

Habt ihr Fragen zur Schlangenbestimmung? Oder schon selbst eine Schlangenrettung durchgeführt? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

🗨 Kommentare ( 3 )