Um den Fortbestand zu sichern, haben Insekten verschiedenste Strategien entwickelt und überwintern gut getarnt als Eier, Larven, Raupen, Puppen und erwachsene Tiere….
… in oft ungewöhnlichen sowohl frostsicheren als auch mit einer Portion Frostschutzmittel ausgestattet nicht frostsicheren Verstecken in der Erde, in Gebäuden, Nistkästen, Totholz, im Laub, und in und auf Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Gräsern.
Nutzbienen und Wildbienen
Wie wir Nutz- und Wildtiere unterscheiden, gibt es auch Nutz- und Wildbienen auf unseren Nutz- und Wildpflanzen in unseren Gärten. Während wir von den Nutzbienen nur eine Art, die Honigbiene kennen, die für die Bestäubung und für die Gewinnung von Honig und Wachs gezüchtet wird, gibt es von den Wildbienen ca. fünf- bis sechshundert Arten in Mitteleuropa mit Größen von 4 mm bis 30 mm.
Diese Wildbiene liebt unseren Oregano.
Diese Wildbiene ist eine Bauchsammlerin, da sie mit einem Pollenhöschen nicht in ihre Brutzelle kommen würde.
Überwinterungsplätze sind die Brutzellen
Königinnen von einigen Wildbienenarten legen in Nisthilfen (Bambus- und Schilfrohre, Bohrungen in Holz), totem Holz (Larvenbohrlöcher), verholzten Stängeln, Grashalmen, Schneckenhäusern, Stroh und Schilf auf Dächern und Löchern von Lehmwänden in sogenannten Brutröhren mehrere Brutzellen an, indem sie Pollen mit der Bauchbürste und Nektar sammeln, beide in der Zelle zu einem Pollenkuchen mischen, ein Ei darauflegen und mit einer Zwischenwand aus verschiedenen Materialien und einem Drüsensekret jede Zelle verschließen. Im Laufe der warmen Jahreszeit schlüpfen die Larven, verzehren den Vorrat und ruhen als Larve oder verpuppen sich in gesponnenen Kokons. Die alten Königinnen sterben im Sommer. Die jungen Bienen (Königinnen und Männchen) überwintern, je nach Art, als Ruhelarve, Puppe oder Vollinsekt und schlüpfen erst im Frühjahr. Nach der Paarung beginnen die Königinnen mit dem Anlegen der Brutzellen für die nächste Generation.
Überwinterung als ausgewachsenes Insekt
Viele Wildbienenarten beginnen im Frühjahr mit dem Eierlegen. Bald nach dem Schlüpfen erfolgt die Paarung der geschlechtsreifen Jungbienen. Im Laufe des Sommers sterben die Männchen. Die Jungköniginnen überwintern in markhaltigen und hohlen Stängeln verschiedener Pflanzen, wie Polsterstauden, Brombeeren und Holunder, in die sie nur über Bruchstellen gelangen. Hummelköniginnen verbringen den Winter in der Erde in verlassenen Mäusenestern.
Es gibt auch Ausnahmen
Neben anderen Arten paaren sich Holzbienen, die eine Körperlänge von bis zu 3 cm erreichen, erst im Frühjahr, weshalb sowohl Königinnen als auch Männchen überwintern, wofür sie Baum- und Mauerhöhlen und ihre Nester verwenden. Mit den kräftigen Mundwerkzeugen nagen Holzbienen lange und verzweigte Brutröhren in altes, trockenes und noch festes Holz.
Hier hat die Holzbiene eine Brutröhre angelegt.
Die Holzbiene ist unsere größte heimische Wildbienenart.
Überwinterungsvoraussetzungen für unsere fleißigen Bestäuber
Frühblüher pflanzen: Christrosen blühen ab November bis in den Frühling und werden gerne an warmen Wintertagen von Hummeln besucht. Krokusse, Schneeglöckchen und Frühlings-Knotenblumen sind für Hummeln schon während der Schneeschmelze beliebte Nahrungsquellen.
Ein natürliches Gleichgewicht schaffen: Bis auf wenige Ausnahmen benötigen die meisten Wildbienen ausschließlich heimische Blütenpflanzen zum Überleben. Einige Wildbienenarten sind reine Spezialisten: Sie ernähren sich nur von Nektar und Pollen einer einzigen Pflanzenart. Ohne großen Aufwand schafft man ideale Bedingungen, indem Gänseblümchen, Primeln, Löwenzahn, Hahnenfuß, Ehrenpreis, Günsel und Wiesenschaumkraut, um nur einige zu nennen, bis zur Blüte und zum Versamen auf einem Teil im Garten stehen bleiben. Eine naturschonende zweimalige Mahd im Jahr in Teilabschnitten mit Sense oder Motormäher mit Fingermähwerk sichert den Fortbestand von Wildbienen, Käfern, Schmetterlingen, Spinnen etc. Die Vegetation bleibt auf einigen Teilabschnitten zum Überwintern von Insekten und Spinnen stehen. Im Laufe der nächsten Jahre gesellen sich weitere Blütenpflanzen, wie Wiesenbocksbart, Ackerwitwenblume, Taubnessel, Lungenkraut, G(F)lockenblume etc., dazu. Einige Hummelarten legen oberirdisch in der Blumenwiese ihre Nester an.
Hier hat eine Hummel ein Nest in der Wiese angelegt.
Nisthilfen anbieten: Die einfachsten Nisthilfen sind Polsterstauden! Eine Kombination aus Sonnenhut und Oregano bringt Blütezeiten von einigen Wochen beim Sonnenhut und einigen Monaten bei Oregano (Pizzagewürz). Diese Fläche braucht man nie mehr mähen! Da viele Lebewesen die vor Kälte schützende Vegetation zum Überwintern dringend benötigen und Stieglitze im Winter die Samenstände der Sonnenhüte als Nahrungsquelle gerne in Anspruch nehmen, werden die verholzten Stängel erst Anfang April händisch entfernt und lose auf einem Haufen am Rand des Gartens neben der Totholzhecke gelagert, damit Nachzügler schlüpfen können. Dieser jedes Jahr aufgefüllte Haufen, dient Wildbienenköniginnen und anderen Insekten, Spinnen, Reptilien und Kleinsäugern als Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeit. Die mit Schnittgut von Obstbäumen, Sträuchern und anderen Bäumen angelegten Totholzhecken am Rand des Gartens sind auch für viele Wildbienen ideale Biotope.
Im Sommer ist der Sonnenhut eine echte Augenweide.
Im Winter verspeist der Diestelfink die Sonnenhutsamen.
Der Tod gehört zum Leben! Ein toter Obstbaum, der jahrzehntelang für viele Wildbienen als Nektar- und Pollenquelle nützlich ist, wird nach einigen Jahren für sie wieder interessant und macht auch den Garten interessant, wenn er stehen bleiben darf. Einige Käfer- und Holzwespenarten legen ihre Eier in den abgestorbenen Baum, dessen Holz und Rinde den Larven als Nahrung dient. Im Laufe der Entwicklung entstehen Fraßspuren und Bohrlöcher. Einige der Larven werden von parasitierenden Schlupfwespen mit ihren Fühlern „ausgemacht“. Mit dem Legebohrer, der durch das harte Holz getrieben wird, wird jeweils ein Ei in den Körper der Larven gelegt. Larven aller drei Arten werden auch von Spechten, Meisen und Kleinsäugern aus der Rinde und dem Holz geholt. Die Bohrlöcher auf den Kahlstellen nutzen einige Wildbienenarten zum Anlegen von Brutröhren, in denen ihre Nachkommen sich entwickeln und überwintern. Ein toter Baum ist effektiver als ein kostspieliges Bienenhotel.
An unserem abgestorbenen Apfelbaum haben die Wildbienen und andere Insekten eine wahre Freude!
Falls der Obstbaum „ein zweites Mal“ sterben muss, kann man die mehr als ein Meter langen Stücke von Stamm und dickeren Ästen senkrecht entlang der Totholzhecke Richtung Südost bis Südwest einzeln aufstellen. Die restlichen Äste werden in die Totholzhecke eingebaut.
Aus nützlichen Resten entstehen Naturhäuser!
Zutaten: Ein umgebrochener Erlenbaum, der vom angrenzenden öffentlichen Grundstück auf unseren Obstbaum fällt, als Fundament.
Sechzig Holzpaletten der Brennholzlieferung (10 rm) mit ca. 1 kg Nägel zusammengezimmert.
Ein nagelneuer Geißfuß, der auf der Straße vor unserem Haus liegt (vermutlich von Einbrechern), zum Zerlegen der Paletten und Ausziehen der Nägel.
Dickere Äste vom Nussbaum, der zu nahe an der Straße steht, und restliche Klafterscheiter (Akazie/Robinie), da das Heizsystem auf Pellets umgestellt wird, die mit Bohrlöchern für Wildbienen und Wespen versehen werden.
Reste von Eternitplatten (asbestfrei) nach schwerem Hagelschaden.
Sandsteine, die auf Ackerflächen zum Vorschein kommen und in der Landschaft ent(d)sorgt werden.
Alte magere Komposterde und Ableger von Hauswurz vom Steingarten.
In einem Naturhaus fühlen sich auch andere Insekten, Spinnen, Amphibien und Reptilien wohl.
Fertig ist unser Naturhaus.
Eine Smaragdeidechse fühlt sich sichtlich wohl.
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