Im Einsatz als ehrenamtliches Naturschutzorgan – Michael Ebenberger im Sautanz-Interview

Unser diesmaliger Interviewpartner ist Michael Ebenberger. Über die Fotografie ist er zum Naturschutz gekommen und hat sich im letzten Jahr zum Burgenländischen Naturschutzorgan ausbilden lassen.

Sautanz: Wie immer als erste Frage zu Beginn unseres Interviews: stelle Dich bei unseren Leserinnen und Lesern selbst kurz vor.

Michael Ebenberger:

Mein Name lautet Michael Ebenberger, ich bin 46 Jahre alt und komme aus Rudersdorf. Ich bin verheiratet, habe vier Kinder – alle mit der gleichen Frau – und bin mittlerweile auch Großvater meines einjährigen Enkelkindes. Beruflich bin ich in Gleisdorf als Werkstättenleiter tätig und pendle – typisch burgenländisch – täglich in ein anderes Bundesland.

Du hast vergangenes Jahr die Ausbildung zum ehrenamtlichen Naturschutzorgan absolviert. Was waren Deine Bewegründe dafür?

Also grundsätzlich habe ich mich immer für Natur interessiert. Ich war sehr viel draußen und habe fast alles in Flora und Fauna fotografiert. Einer meiner Arbeitskollegen engagiert sich im steirischen Pendant zu den Naturschutzorganen, in der Berg- und Naturwacht. Ich bin dann im Burgenland auf die Suche gegangen, ob es da so etwas ähnliches gibt, und bin auf die Naturschutzorgane gestoßen. In den Coronazeiten war es dann gar nicht so einfach einen Kontakt herzustellen, bzw. jemanden zu finden, der für mich zuständig ist. Aber dann ist die Ausbildung ins Laufen gekommen und hat recht gut funktioniert.

Wie sieht so eine Ausbildung aus und was umfassen deine Aufgaben?

Bei den Burgenländischen Naturschutzorganen gibt es ein modulares Ausbildungssystem, wo verschiedene fachliche und rechtliche Themen behandelt werden. Daneben wird man in die laufende Tätigkeit in die jeweilige Bezirksgruppe eingebunden und macht da ein ganzes Jahr mit. Wenn man das alles dann durchlaufen hat, wird man von der Prüfungskommission zur Prüfung zugelassen. Die ist im Übrigen gar nicht so einfach. Nach einer feierlichen Vereidigung ist man dann Naturschutzorgan. Grundsätzlich ist man für das gesamte Burgenland zuständig, in jedem Bezirk gibt es aber entsprechende Bezirksgruppen, die die Tätigkeiten im Bezirk koordinieren.

Die Aufgaben sind sehr vielfältig. In erster Linie ist es aber – so nehme ich dieses Amt jedenfalls wahr – eine beratende Tätigkeit in Naturschutzfragen. Freilich, Anzeigen gehören bei Verstößen gegen das Landschafts- und Naturschutzgesetzt genauso dazu. Aber aus meiner Sicht sollte eine Anzeige das letzte Mittel sein, weshalb ich eher versuche heikle Punkte durch Gespräche zu klären. Aufklärung und Beratung hat für mich mehr und wahrscheinlich nachhaltigere Wirkung als zu strafen.

Welche Projekte verfolgt ihr gerade mit den Gemeinden bzw. den Bezirksbehörden?

Jedes Jahr im Frühling kümmern wir uns mit der Straßenmeisterei um die Amphibienwanderung an ausgewählten Straßenabschnitten. Beim Müllsammeln sind wir meistens in den jeweiligen Gemeinden dabei. Und generell versuchen wir in unserer Bezirksgruppe für die jeweilige Heimatgemeinde ein Ansprechpartner in Natur- und Umweltschutzfragen zu sein.

Wie kann man sich so eine Kooperation mit der Heimatgemeinde vorstellen, als Naturschutzorgan ist man manchmal doch auch – gerade was Verstöße gegen das Naturschutzgesetz betrifft – eher ein Störenfried in der eigenen Gemeinde?

In jeder Gemeinde gibt es einen Umweltgemeinderat bzw. in unserer Gemeinde auch einen Ausschuss für Naturraum, wo dann wirklich auch Naturschutzthemen, behandelt werden. Da funktioniert der Austausch in meiner Gemeinde sehr gut und Konflikte entstehen erst gar nicht.

In welcher Form werdet ihr finanziell unterstützt, gibt es Kooperationen mit anderen Vereinen oder NGOs?

Diese Frage ist schnell beantwortet: Unsere Landesorganisation zahlt einen gewissen Beitrag für unsere Dienstbekleidung dazu, ansonsten ist es eine reine ehrenamtliche Tätigkeit. Projektbasierte Kooperationen mit NGOs in dem Sinn gibt es nicht.

Eine heikle Frage: das Burgenland, speziell der Landessüden, wirkt weniger kompakt, sondern eher stark zersiedelt. Welchen Einfluss hat diese anhaltende Entwicklung, in beinahe jedem Ort wird am Rand ja weiterhin ein Shoppingtempel errichtet, auf den Naturraum Burgenland und den Natur- bzw. Landschaftsschutz?

Grundsätzlich gilt: je mehr an Fläche verbaut wird, desto schwieriger wird es unseren Naturraum in der heutigen Form zu erhalten. Was mir persönlich nicht gefällt, sind fehlende Konzepte für die Nachnutzung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern. Stattdessen werden neue Gebäude am Ortsrand genehmigt bzw. errichtet und der Bestand dem Verfall preisgegeben. Die Bauern brauchen auch ihre Flächen für den Landwirtschaftsbetrieb, neue Einfamilienhäuser nehmen den erforderlichen Platz in Anspruch… Am Ende bleibt da nur mehr der Naturraum übrig.

Wie siehst du das Spannungsfeld zwischen dem Ausbau Erneuerbarer Energien und Naturschutz. Lässt sich beides miteinander in Einklang bringen?

Zwar reden die Leute immer vom Ausbau der Erneuerbaren, in Wirklichkeit haben wir den größten Hebel wohl im Energiesparen selbst in der Hand. Mit weniger auskommen anstatt den aktuellen Energiekonsum in die Zukunft fortschreiben, wäre meiner Meinung nach ein überlegenswerter Ansatz. Ein anderer Aspekt liegt in der Energieeffizienz, wo vor allem die Wirtschaft und Forschung dranbleiben muss. Dennoch sollte das Energiesparen unser Hauptanliegen bleiben. Als Naturschutzorgan kann man bei einem lokalen Projekt wie beispielsweise für einen neuen Solar- oder Windpark durchaus in das Spannungsfeld gezogen werden. Diese Erfahrung musste ich aber noch nicht machen.

Ein leidenschaftliches Hobby von dir ist die Naturfotografie. Wie bist du dazu gekommen? Sieht man deiner Meinung nach die Natur durch die Linse deines Fotoapparates mit anderen Augen?

Als technikaffiner Mensch habe ich das Fotografieren anfangs als ein Experiment betrachtet. Ein Foto von einer Biene hat mich derart begeistert, dass ich mich von da an auf das Genre Wildtiere fokussiert habe. Mit dem Blick durch die Linse versuche ich Details festzuhalten, die man mit dem freien Auge nicht erblickt. Als Beispiel seien die Pollen auf den Beinen einer Biene erwähnt. Über die mittlerweile 15 Jahre als praktizierender Naturfotograf wuchs ich in diesen Stil hinein. Auf meiner Facebook-Seite „Natur pur Rudersdorf“ dokumentiere ich meine Schnappschüsse für die interessierte Öffentlichkeit.

Ein Biber, der von Micheal Ebenberger fotografiert wurde.

 Wie viele Stunden verbringst du in der Woche in der Natur um auf „das beste Foto“ zu warten??

Da kommen in einer Woche schon 15 bis 25 Stunden zusammen. Glücklicherweise sind meine Kinder schon aus dem Jugendalter herausgewachsen. Außerdem bin ich als Frühaufsteher schon in der Natur unterwegs, wenn andere noch in den Federn liegen. Mein Fotoapparat liegt stets einsatzbereit im Auto 😊

Für den richtigen Moment und ein tolles Foto muss man oft viele Stunden investieren.

Lieber Michael, vielen Dank für das Interview.

 

Sautanz Word-Shuffle:

Glück

Zufriedenheit, Familie, Leben!

Burgenland

Meine Heimat, möchte nirgendwo anders zuhause sein!

Steiermark

Meine ehemalige Heimat und nach wie vor berufliches Zentrum 😊

Ehrenamt

Persönliche Aufopferung mit Enthusiasmus.

Naturschutz

Ein persönliches Anliegen, dass ich gerne für alle mache. Ein globales Thema!

Sautanz

Spontan: coole Jungs 😊 Und eine andere Art von Ehrenamt. Nur durch Lesen wird man schließlich gescheiter.

 

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