Historisches Bewusstsein schaffen am Mogersdorfer Schlösslberg

Auf Besuch am Mogersdorfer Schlösslberg begaben wir uns auf die Spuren eines historischen Ereignisses, das auch noch in der heutigen Zeit allgegenwärtig erscheint.

Türkenschlacht-Museum in Mogersdorf

Einen wunderbaren Blick auf das Raabtal und dem namensgebenden durch diesen Landstrich mäandernden Fluss bietet sich den Besucherinnen und Besuchern am Mogersdorfer Schlösslberg. Nun liegt es an einer historisch bedeutsamen Begebenheit vor über dreiundeinhalb Jahrhunderten nahe der heutigen österreichisch-ungarischen Landesgrenze, die Mogersdorf einen Eintrag in die Annalen der europäischen, doch zumindest österreichischen Militärgeschichte widmen.

Dem im Jahr 1664 zugetragenen Umstand, dass die kaiserlichen Truppen samt ihrer Verbündeten durch ihren Sieg im Felde dem osmanischen Heer dem Nimbus der Unbesiegbarkeit nachhaltig Schaden zufügten, ist dies zuzusprechen. Jene kriegerische Auseinandersetzung spielt noch heute im beschaulichen südburgenländischen Ort eine sichtbare Rolle. Eben am Mogersdorfer Hausberg, dem Schlössl, finden der und die geneigte Hobby-Historikerin ein pittoreskes Museum vor, das mit all den wesentlichen Informationen um den geschichtlichen Kontext zur Schlacht bei Mogersdorf/Szentgotthárd aufwartet. Szentgotthárd? Ja, richtig gelesen.

 

Das M kommt vor dem S

Die auf westungarischem Boden, südlich der Raab liegende Grenzstadt fungiert stellvertretend als eineiiger Zwilling unter den Namensgebern für das Gemetzel von kaiserlichen und osmanischen Truppen. Ohne einen – wohl sinnlosen – Wettstreit um die Deutungshoheit mutwillig vom Zaun zu brechen, halten wir uns streng und pragmatisch an der alphabetischen Reihenfolge: M kommt vor S.

Das in einem lokaltypischen, jedoch ursprünglich an einem anderen Ort gebauten, Kreuzstadel eingerichtete Museum stellt den Besucherinnen und Besuchern eine Fülle an Daten und Fakten in unterschiedlichen Formaten zur Schlacht von 1664 zur Schau. Auf drei Räumen aufgeteilt, werden mit audiovisueller Unterstützung genügend Hintergrundinformationen zu den Protagonisten auf und neben dem Schlachtfeld vermittelt, einzelne Exponate und Dokumente aus der Zeit dargeboten. Hervorzuheben ist das auf einem gemalten Relief rekonstruierte Schlachtfeld, auf welchem gegen Einwurf von kleinen Münzen der Hergang der Schlacht in nüchterner Analyse rekapituliert wird. Allein der (verlässlich funktionierende) Münzapparat hat zeitgeschichtlichen Status.

Friedensweg am Schlösslberg

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Doch was macht diese historische Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes so historisch, dass diese Konfrontation von zwei bedeutenden Reichen jener Zeit selbst in den Geschichte-Schulbüchern Erwähnung findet. Deshalb haben wir Anna  Huemer, ihres Zeichens Historikerin, um ihre profunde Bestandsaufnahme gebeten:

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Entscheidungsschlacht im Vierten Österreichischen Türkenkrieg handelte. Sie bedeutete primär einen gravierenden Einschnitt in die Beziehungen zwischen zwei Großreichen: dem Habsburgerreich und dem Osmanischen Reich. Erstmals war ein Rückgang der militärischen Überlegenheit der Osmanen, die seit dem 15. Jahrhundert bestanden hatte, zu erkennen. Wenngleich der militärische Sieg der Kaiserlichen im Frieden von Eisenburg/Vasvár bald relativiert werden sollte, so hatte die osmanische Niederlage einen nicht zu unterschätzenden psychologischen Effekt. Denn erstmals in der österreichischen Geschichte konnte ein osmanisches Heer, angeführt von einem Großwesir, in offener Feldschlacht bezwungen werden.“

Nichtsdestotrotz wollen wir der aktuellen Einordnung der Schlacht eine gewisse Relativierung nicht aussparen, wie unsere Historikern des Vertrauens anmerkt:

„In der Bewertung der Schlacht als historisches Ereignis von europäischer Tragweite ist sich die Forschung nicht mehr ganz so einig. Während ältere Werke noch von der Schlacht als „Wendepunkt des osmanischen Waffenglücks gegen die Christenheit“ sprachen, die das „österreichische Heldenzeitalter“ eingeleitet hätten, wird aktuell dem Sieg der kaiserlichen Truppen nicht mehr jene tiefgreifende Bedeutung beigemessen. Die realpolitischen Auswirkungen der Schlacht werden als eher gering eingeschätzt, die Folgen jedoch für die Mentalitätsgeschichte Österreichs allerdings sind fundamental.

 

Frieden im Mittelpunkt, Dorfgasthaus im Aus

Was bei einem Besuch ins Auge sticht, ist das bewusste Hervorheben des Elements des Friedens am Erinnerungsort. Der zum Hügel führende Rundweg „Friedensweg“ und die Gedächtniskapelle am höchsten Punkt des Schlössls stehen im Zeichen von friedensstiftenden Botschaften. Weiters findet sich bei der westlichen Ortseinfahrt die Annakapelle und das Weiße Kreuz. Letzteres just in der Nähe jener Stelle, wo im 19. Jahrhundert große Mengen menschlicher Gebeine gefallener Soldaten beider Kriegsparteien entdeckt wurden.

Der in den 1960er Jahre gegründete Schlösslverein verfolgt dabei die Idee, das an sich bedauernswerte Kriegsereignis im Kontext von Völkerverständigung zu deuten. Flankiert wird dieses unterstützenswerte Engagement durch zahlreiche internationale Veranstaltungen und Aktivitäten. Organisiert werden diese vom „Internationalen Kulturhistorischen Symposion Mogersdorf„, welches seit 1969 als solches existiert und alternierend in einem der Teilnehmerländer (Burgenland, Steiermark, Slowenien, Kroatien und Ungarn) jährlich stattfindet.

Leider nicht mehr existiert eine hiesige Gastwirtschaft, die einst im Namen die Assoziation zur Türkenschlacht recht deutlich anführte. Der „Türkenwirtschloss mit Ende September endgültig seine Pforten für die Durstigen und Hungrigen unter uns. In diesem Zusammenhang sind die aktuellen Gegebenheiten im Kontext von „Dorfsterben“ und „Landflucht“ auch ein Teil der Mogersdorfer Realität. Darüber werden wir (leider) sicherlich noch das eine oder andere Wort auf unserem Blog  verlieren (müssen)…

 

Teilt uns gerne mit, ob ihr schon einmal dem Schlösslberg einen Besuch abstatten konntet. Was hat euch besonders gefallen? In den Kommentaren könnt ihr gerne eure persönlichen Eindrücke mitteilen

 

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