Als Bezirksfeuerwehrkommandanten-Stellvertreter hat Günter Prünner nicht erst seit dem Hochwasser-Ereignis im letzten Jahr alle Hände voll zu tun. Seit mittlerweile 40 Jahren engagiert er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Der Sautanz traf ihn in Wien zum Gespräch.
Von Clemens Faustenhammer
Als Bezirksfeuerwehrkommandanten-Stellvertreter hat Günter Prünner nicht erst seit dem Hochwasser-Ereignis im letzten Jahr alle Hände voll zu tun. Seit mittlerweile 40 Jahren engagiert er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr, spielt in der Tamburizza-Gruppe und bringt sich zudem im Gemeinderat in Steinbrunn ein. Der Sautanz traf ihn in Wien zum Gespräch.
Servus Günter! Wie bist Du eigentlich zur Feuerwehr gekommen?
In meiner Jugend hatte ich einen Freund, der mich hartnäckig bearbeitete, ich solle doch endlich zur Feuerwehr kommen. Nach Abschluss meiner Lehrzeit als Fernmeldetechniker in Frohsdorf, die ich unter der Woche vorwiegend im Internat verbrachte, war wieder mehr Zeit verfügbar. Die Hartnäckigkeit meines Freundes hat sich am Ende bezahlt gemacht, denn heute bin ich nach 40 Jahren immer noch dabei.
Was war Deine Motivation dich ehrenamtlich zu engagieren?
Das war und ist die Kommunkation aus der Kameradschaft, den Aufgaben als Feuerwehr an sich und der ganzen Technik, die wir nutzen. Damals bin ich schnell reingekippt, absolvierte rasch viele Ausbildungen und war schwerstbegeistert vom Feuerwehrleben.
Wie sieht eine typischer Woche bei der Feuerwehr aus?
Die „typische Woche“ hängt davon ab, welche Funktion man innerhalb der Organisation einnimmt. Es gibt die große Mannschaft und das Kommando als Führungsebene mit Gruppen- und Zugskommandanten bzw. die jeweiligen Stellvertreter-Positionen. Dazu kommen verschiedene Fachwarte in den einzelnen Bereichen, welche sich um die Schulungen und Wartungsarbeiten unter der Woche kümmern. In Steinbrunn gliedern wir uns in zwei Zugsgrößen mit jeweils zwei Gruppen, die zweimal im Monat technische Übungen, spezielle Schulungen oder Brandeinsätze trainieren.
Wie ist die Resonanz aus der Bevölkerung zu eurem Engagement?
Naturgemäß sehr gut. Obwohl wir juristisch gesehen eine Körperschaft öffentlichen Rechts sind, werden wir als „Verein“ in der Ortschaft wahrgenommen, der einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leistet. Veranstaltungen wie Feuerwehrfest und -ball tragen dazu bei, unseren Betrieb zu finanzieren. Von der Landesförderung alleine wäre das nicht zu stemmen. Durch das Spenden-Sammeln bleiben wir im engen Kontakt mit der Bevölkerung im Ort. Mit dem Zuzug neuer Mitbewohner hat sich das im Vergleich zu früher verändert, da hier die Kontaktaufnahme deutlich schwieriger ist.
Was hat bei Dir in Deiner 40-jährigen Laufbahn bei der Freiwilligen Feuerwehr besonderen Eindruck hinterlassen?
Bedauerlicherweise sind es die unschönen Ereignisse, die sich sehr stark im Kopf festsetzen. Zum Beispiel muss ich sehr oft an einen Unfall mit tödlichem Ausgang denken. Am Tag der Feuerwehr gedenken wir der ehemaligen Kameraden. Solche Rituale, aber vor allem die psychologische Betreuung nach kritischen oder belastenden Einsätzen, wie wir es nennen, sind essentiell in der Nachbereitung. In Erinnerung blieben mir auch die Katastropheneinsätze während des Hochwassers im Kamptal Anfang der 2000er Jahre.
Aber natürlich gibt es auch positive Erlebnisse an die ich mich gerne erinnere Die Segnung des neuen Feuerwehrhauses gehört z. B. dazu.
Welche regionalen Besonderheiten gibt es bei den Feuerwehren im Burgenland?
Grundsätzlich sind wir quer durchs Burgenland gleich organisiert. Aufgrund der Streusiedelungen im Südburgenland, ist dort die Finanzierbarkeit der Feuerwehren in jeden einzelnen Ortsteil eine Herausforderung. In größeren Ortschaften sind die Einsätze zahlreicher als in den kleineren Dörfern, wo sich daher der Fokus stärker auf Übungen konzentriert. Einen gemeinsamen Nenner stellt die wichtige soziale Funktion die Feuerwehr in kleineren Dorfgemeinschaften dar. Im Österreich-Vergleich haben wir durch die größeren Investitionen seitens des Landes in den Bereichen Technik und Ausstattung sicherlich aufgeholt. Mittlerweile können wir bei der nationalen Katastrophenhilfe in anderen Bundesländern substantiell unterstützen.
Auf internationaler Ebene gab es in der Vergangenheit EU-geförderte Projekte. Momentan sind die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht die einfachsten, um grenzüberschreitende Kooperationen mit unseren ungarischen Kollegen, die als eine reine Berufsfeuerwehr organisiert sind, weiterzuentwickeln.
Welche sonstigen Rollen gibt es bei der Feuerwehr?
Selbstredend haben wir Feuerwehr-Ärzte im Einsatz. Bei den besagten belastenden Einsätzen kommt der sogenannte SvE-Dienst zu tragen. Die Abkürzung „SvE“ steht für Stress Verarbeitung nach belastenden Einsätzen. Um unsere Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen fachkundig und kompetent zu begleiten, haben wir analog zur Polizei oder Bundesheer ein SvE-Team ins Leben gerufen. Aufgrund eines solchen Einsatzes absolvierte ich die Kriseninterventionsausbildung. Mittlerweile ist diese Funktion sehr akzeptiert, was anfangs nicht unbedingt bei allen Feuerwehr-Kollegen der Fall war. Es wurde lange das Bild vom „starken Feuerwehrmann“ bemüht, der alles wegstecken muss. Heute wäre so etwas eigentlich unvorstellbar. Einzelgespräche oder Diskussionen in Gruppen sind wichtige Instrumente, um das Erlebte nicht im luftleeren Raum stehenzulassen.
Im Jahr 2024 gab es einige Extremwetterereignisse mit schweren Folgen in Österreich. Wie hast Du diese erlebt?
In meiner heutigen Funktion bin ich sehr froh, einen verständnisvollen Arbeitgeber zu haben, der mir bei Großschadensereignissen die nötige Unterstützung in Form einer Freistellung einräumt. Damit kann ich mich voll auf die Feuerwehrarbeit in solchen Krisensituationen fokussieren. Heutzutage ist das keine Selbstverständlichkeit und bei einigen Kollegen auch ein großes Thema. Im Frühjahr war ich eine Woche in Oberwart im Krisenstab tätig. Ich befürchte, dass Einsätze nach Unwetter in Zukunft noch zunehmen werden. Die Herausforderung besteht darin, dass in kürzester Zeit die Züge zusammengestellt werden müssen, um unmittelbar handlungsfähig zu sein.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus. Kannst Du uns erklären, wie dieses Thema angegangen wird?
Die Jugendfeuerwehr ist auf Landesebene organisiert. In Steinbrunn und generell im Bezirk sind wir in der glücklichen Lage, genügend interessierte Nachwuchskräfte für die Feuerwehr zu begeistern. Vor ein paar Wochen beteiligten sich mehr als 500 Jugendliche an einem bezirksweiten Wissenstest. Wir steuern das auch proaktiv, wohlwissend dass Jod der Jugendreferenten bzw. -leiter mit der Organisation von Wettkämpfen, Jugendlager oder besagtem Wissenstest sehr zeitintensiv ist. Momentan läuft es sehr gut.
Sind bei euch Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr dabei? Wenn ja, seit wann?
Ja. Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung sind 250 Frauen und Mädchen engagiert. Mir fällt keine Feuerwehr in unserem Bezirk ein, die hier eine Trennung hätte. Im Gegenteil, die Frauen sind an vorderster Front dabei und darüber sind wir sehr stolz.
Welche Herausforderungen abseits der nachrückenden Nachwuchskräfte siehst Du aktuell für die Feuerwehren im Burgenland?
Die Herausforderung bleibt die ausreichende Besetzung der Feuerwehrmannschaften, um beispielsweise die Tagesbereitschaften aufrecht zu erhalten. Bei parallelen Einsätzen sind wir heute schon häufig am Limit. Dieses Thema steht auf der Agenda ganz weit oben. Ohne die Kooperation und das Verständnis der Privatwirtschaft als Arbeitgeber wird sich das auf Dauer wohl nicht so ausgehen. Zu bedenken ist, dass Einsätze wegen Unwetterereignisse deutlich anspruchsvoller und zeitintensiver sind als z. B. ein Verkehrsunfall. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch in Zukunft die Feuerwehren eine verlässliche Stütze für die örtliche Gemeinschaft bleiben werden.
Sautanz Word-Shuffle:
Glück
Das wir alle in der Familie gesund sind.
Tamburizza
Ein sehr wichtiger Verein in unser burgenlandkroatisch-sprachigen Gemeinde.
Krisenmanagement
Braucht man immer mehr. Gut, wenn man das Handwerk beherrscht.
Heimat
Ein großer Begriff. Ohne Heimat geht’s net!
Vereinssterben
Generell traurig, doch zum Glück kein aktuelles Thema in unserer Gemeinde.
Sautanz
Schade, dass die junge Generation dieses Spektakel nicht mehr so wie früher miterleben kann.
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